Wie viel Sport ist gesund für Herzkranke?

Ausdauersport wie Nordic Walking wird Herzkranken besonders empfohlen. – Foto: AdobeStock/Robert Kneschke
Mit der ersten Diagnose ändert sich für die meisten Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen das Leben schlagartig. Und sie fragen sich zu Recht: Darf ich weiter Sport treiben? Und, wenn ja: wie viel und wie intensiv? Was muss ich dabei unbedingt beachten?
Moderne Kardiologie: Belastung besser als Schonung
Die moderne Kardiologie bewertet den Nutzen von körperlicher Aktivität heute anders als noch vor 20 Jahren. „Wurde früher bei (schwerwiegenden) Herzerkrankungen eher auf Schonung denn auf Belastung gesetzt, hat sich der Ansatz nahezu völlig umgekehrt“, sagt der Ulrich Lauf, Direktor der Klinik für Kardiologie am Universitätsklinikum Leipzig. „Inzwischen gilt es, generell die enormen gesundheitlich positiven Effekte von körperlicher Aktivität zu nutzen.“
Behandlungsleitlinien raten vor allem zu Ausdauersport
Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) empfehlen die europäischen Behandlungsleitlinien sowohl Geschicklichkeits-, Kraft- und Gewichts- als auch Ausdauersport. Letzerer ist nach Einschätzung der DGK gerade für Herzpatienten besonders vorteilhaft. Doch welche Sportart von den Patienten gewählt wird, steht für den Kardiologen Laufs letztlich gar nicht an erster Stelle: „Es ist vor allem wichtig, eine Aktivität zu finden, die der persönlichen Neigung entspricht und die auch über längere Zeit ausgeübt werden kann.“
Sport bei Herzkrankheiten: Das sind die Ausnahmen
Trotz der grundsätzlich kaum zu unterschätzenden Vorteile von körperlicher Aktivität bei Herzerkrankungen, gibt es einige wenige Ausnahmen, in denen Sport laut DGK eher schädlich sein kann:
- Bei Herzmuskelentzündungen – die im Zuge der vielen COVID-Erkrankungen derzeit häufiger auftreten als früher – muss Sport unbedingt vermieden werden, um dauerhafte Schädigungen des Herzmuskels zu vermeiden.
Ebenso keinen Sport machen sollten Patienten
- mit schweren Formen von Herzklappenerkrankungen
- mit unbehandeltem Bluthochdruck oder
- nicht therapierten Herzrhythmusstörungen.
„Bei schwerwiegenden kardiovaskulären Krankheiten lautet die Reihenfolge: erst um die Erkrankung kümmern, dann die körperliche Aktivität aufbauen“, sagt Kardiologe Laufs.