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Wie Stress dem Herzen schadet

Mittwoch, 12. Februar 2020 – Autor:
Chronischer Stress gilt als einer der Ursachen von Herzkrankheiten. Wie es dazu kommt, erklärt ein Experte der Deutschen Herzstiftung in der aktuellen Ausgabe von „HERZ heute“. Besonders problematisch ist demnach die Wechselwirkung zwischen Herzerkrankungen und psychischer Belastung.
Stress, Herzgesundheit

Psychischer Stress kann zu Problemen mit dem Herzen führen – Foto: ©Adiano - stock.adobe.com

Stress belastet nicht nur die Psyche, sondern auch den Körper. Vor allem das Herz kann durch seelische Belastungen in Mitleidenschaft gezogen werden. So erhöht chronischer Stress den Blutdruck und das Risiko, eine Herzerkrankung zu bekommen. Doch wie genau wirkt sich Stress auf das Herz und die Gefäße aus?

Wie die Deutsche Herzstiftung mitteilt, hat Stress einen unmittelbaren Einfluss auf das vegetative Nervensystem. So beschleunigen sich Herzschlag und Atmung unter psychischer Belastung, die Muskeln werden stärker durchblutet, wir werden aufmerksamer und reizbarer. Für unsere Vorfahren war das überlebenswichtig, denn bei Gefahr mussten sie kämpfen oder fliehen.

Auch heute ermöglicht uns diese Körperreaktion, in Gefahrensituationen schnell zu reagieren und die maximale Körperkraft einzusetzen. Der heutige Stress ist allerdings – anders als früher – nur selten mit Muskelaktivität verbunden und hält häufig länger an – mit gesundheitlichen Folgen. „Eine Aktivierung von Herz und Kreislauf ohne Muskelaktivität lässt den Blutdruck steigen“, erklärt Professor Christoph Herrmann-Lingen vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung.

Stress erhöht Risiko für Bluthochdruck

„Geschieht das über einen längeren Zeitraum, gewöhnt sich der Organismus an die zu hohen Werte. Eine Hochdruckerkrankung entwickelt sich“, so der Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Göttingen. Auch die Blutgefäße verengen sich und verstopfen leichter, weil sich die Blutgerinnung bei Stress verändert. Fehlen die Erholungsphasen, belasten all diese Faktoren das Herz: „Langfristig können sich die Herzkranzgefäße stark verengen, es kann zu Schäden am Herzmuskel, Herzrhythmusstörungen bis hin zum Herzinfarkt oder Herzversagen kommen“, so Lingen.

Allerdings sind nicht alle Menschen gleich anfällig für Stress. Genetische Faktoren sowie Erfahrungen in der Kindheit entscheiden mit, wie stressanfällig wir später als Erwachsene sind. Manche Menschen empfinden bereits den Gedanken oder die Erinnerung an eine emotional belastende Situation als Stress. Die Körperreaktionen sind dann die gleichen wie bei „echtem“ Stress, obwohl die unmittelbare Gefahrensituation fehlt.

Herzerkrankungen belasten Psyche stark

Auch wenn das Herz (noch) gesund ist, empfinden Betroffene bei Angst und Stress häufig funktionelle Herzbeschwerden wie Herzrasen oder Herzstolpern. Eine rein körpermedizinische Behandlung bleibt dann erfolglos. Das verunsichert Betroffene und schränkt sie in ihrem Alltag ein. „Einige Patienten beobachten Puls, Blutdruck sowie Herzbeschwerden besonders genau und meiden positive Aktivitäten wie Sport, aus der – eigentlich unbegründeten – Sorge vor einem Herzinfarkt“, berichtet Prof. Herrmann-Lingen.

Auch eine tatsächlich bestehende Herzkrankheit kann die Psyche stark belasten. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die Therapie mit zusätzlichen Belastungen einhergeht, etwa mit Schockabgaben eines implantierten Defibrillators oder häufigen Krankenhausaufenthalten. „In der Folge können sich Ängste und weitere psychische Probleme entwickeln, die wiederum das Herz belasten. Nicht selten kommt es zu einem Teufelskreis aus Herzkrankheit und psychischen Problemen.“

Teufelskreis durchbrechen

Um diesen Teufelskreis gar nicht erst entstehen zu lassen, arbeiten viele kardiologische Akutkliniken inzwischen eng mit psychosomatischen Diensten zusammen. Sie bieten den Patienten schon während des Krankenhausaufenthaltes unterstützende Gespräche sowie Hilfe bei der weiteren Therapieplanung an. So ist es hilfreich, zusätzlich zur medizinischen Behandlung Informationsveranstaltungen sowie Kurse zur Stressbewältigung zu besuchen.

Auch Gespräche mit anderen Betroffenen können nützlich sein. Nicht zuletzt hilft oft ein konsequentes körperliches Trainingsprogramm, wieder Vertrauen in Herz und Körper zu fassen. Weitere Informationen zu den Hilfsangeboten und einen Patienten-Erfahrungsbericht bietet der Beitrag „Hilfe für das Herz – und für die Seele“ von Prof. Herrmann-Lingen in der aktuellen Ausgabe von „HERZ heute“.

Foto: © Adiano - stock.adobe.com

Hauptkategorie: Medizin
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