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Wie Schilddrüsenknoten behandelt werden

Freitag, 14. Juni 2019 – Autor:
Etwa jeder Dritte in Deutschland hat Schilddrüsenknoten. Meist sind sie harmlos. Müssen sie behandelt werden, weil sie Beschwerden hervorrufen oder der Verdacht auf Bösartigkeit besteht, gibt es mehrere Therapie-Optionen.
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Schilddrüsenknoten können je nach Größe mit Medikamenten, einer Hitzebehandlung oder einer OP entfernt werden – Foto: ©Orawan - stock.adobe.com

Etwa jeder Dritte in Deutschland hat Schilddrüsenknoten - oft unerkannt. Meist sind sie harmlos. Behandlungsbedürftig sind sie, wenn sie Beschwerden hervorrufen oder der Verdacht auf Bösartigkeit besteht.

Häufige Ursache für die Schilddrüsenknoten sei der jahrzehntelange und noch immer bestehende Jodmangel, heißt es beim Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner (BDN).

Regelmäßig Jod zu sich nehmen

"Zwar gab es in den vergangenen Jahren Maßnahmen, das Spurenelement über die Ernährung, beispielsweise in Form von Jodsalz, zu supplementieren. Doch über die vergangenen Jahrzehnte entstand ein systematischer Mangel, deren Nachwehen wir heute noch in der Schilddrüse älterer Patienten erkennen", sagt Prof. Detlef Moka, Vorsitzender des BDN und niedergelassener Nuklearmediziner aus Essen. Eine regelmäßige Jod-Supplementierung in der Ernährung sei daher unbedingt sinnvoll.

 

Wie Schilddrüsenknoten behandelt werden

Wie Schilddrüsenknoten behandelt werden können, erläutert BDN-Experte Prof. Frank Grünwald, Direktor der Klinik für Nuklearmedizin am Universitätsklinikum Frankfurt/Main. In vielen Fällen - gerade bei nur geringer Vergrößerung der Schilddrüse - reicht eine medikamentöse Behandlung aus. Mit einer Kombination aus Jod und Schilddrüsenhormonen können die besten Erfolge erzielt werden.

Bei manchen Patienten ist die Wirksamkeit aus genetischen Gründen nicht ausreichend gegeben. "Dann ist eine Kombination verschiedener Schilddrüsenhormon-Präparate erforderlich", so Grünwald.

Operation erst nach Gewebeprobe

Operiert werden sollte immer dann, wenn die Ärzte eine Bösartigkeit nicht ausschließen können. "Das kann bei kalten Knoten der Fall sein, die sich im Szintigramm erkennen lassen", erklärt Grünwald. "Eine Biopsie - also Gewebeentnahme - aus der Schilddrüse hilft, um über eine Operation zu entscheiden."

Die Risiken der Schilddrüsenoperation sind heutzutage gering. Wichtig sei es, dass der Operateur die Stimmbandnerven während der Operation überwacht, so Grünwald in einer Pressemitteilung. Inzwischen sind minimalinvasive Verfahren der Standard und verursachen nur kleine Narben. "Immer häufiger verwenden Ärzte auch alternative Zugangswege über Achsel, Brust oder Mund, sodass keinerlei Narbenbildung mehr entsteht", erläutert der Frankfurter Schilddrüsenspezialist.

Radiojodbehandlung hat wenig Nebenwirkungen

Die Radiojodbehandlung, seit vielen Jahrzehnten zur Behandlung der Schilddrüsenüberfunktion im Einsatz, kommt zunehmend auch bei knotiger Schilddrüsenvergrößerung zur Anwendung. "Daten aus großen deutschen Kliniken zeigen, dass selbst bei einer zehnfach vergrößerten Schilddrüse noch ein guter Behandlungserfolg erzielt werden kann", führt Grünwald aus.

Vorteil der Radiojodtherapie: Sie bringt im Vergleich zu allen anderen Verfahren wenig Nebenwirkungen mit sich. Heiße Knoten - also gutartige Veränderungen - lassen sich so gezielt behandeln, ohne die übrige Schilddrüse zu beeinflussen.

Lokale Hitzebehandlung brennt den Knoten weg

Seit etwa sechs Jahren gibt es in Deutschland zudem thermoablative Verfahren in der Schilddrüsenmedizin. "Daten zeigen, dass mit diesen lokalen Hitzebehandlungen nachhaltige Wirkungen erzielt werden können", erklärt Grünwald. Je nach Lage oder Größe der Schilddrüsenknoten setzen Ärzte unterschiedliche Methoden ein.

Bei der Ultraschalltherapie/Echotherapie (HIFU) etwa können Knoten bis Kastaniengröße mit gebündelten Ultraschallwellen durch die Haut hindurch wie durch ein Brennglas weggebrannt werden.

Radiofrequenzablation am häufigsten angewendet

Am häufigsten angewendet wird die Radiofrequenzablation (RFA) - sie kann Knoten bis Mandarinengröße entfernen. Bei der RFA platzieren die Ärzte unter örtlicher Betäubung eine Sonde in den Knoten, deren Spitze hochfrequenten Wechselstrom freisetzt, der das erkrankte Gewebe gezielt erhitzt und schädigt; eine Kontrolle erfolgt parallel per Ultraschall.

Bei besonders großen Knoten ab einem Volumen von 100 Millilitern hilft die Mikrowellenablation: Hier führt der Arzt über einen kleinen Schnitt und unter örtlicher Betäubung eine Nadel in den Knoten ein, die dort Mikrowellen erzeugt, vergleichbar mit der Haushaltsmikrowelle. Die Wärme schmilzt die Knoten weg. "Mit der Thermoablation können Knoten um etwa 50 bis 70 Prozent verkleinert werden", resümiert Gründwald. Weiterer Vorteil: Die Verfahren kommen ohne Narkose aus.

Behandlung in spezialisierten Zentren

Der BDN rät Schilddrüsen-Patienten, sich eingehend über die Behandlungsmöglichkeiten zu informieren. "Bestenfalls wenden sich Betroffene an interdisziplinäre Einrichtungen, in denen Nuklearmediziner und Chirurgen zusammenarbeiten", rät Moka. Eine Behandlung in spezialisierten Zentren, die eine entsprechend hohe Zahl an Eingriffen durchführen, führe nachweisbar zu besseren Ergebnissen.

Foto: orawan/fotolia.com

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