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Wie Psychotherapie wirkt

Sonntag, 10. Februar 2013 – Autor: Anne Volkmann
Eine Panikstörung ist eine sehr belastende psychische Erkrankung. Eine aktuelle Studie zeigt, welche Effekte eine kognitive Verhaltenstherapie auf die Krankheit hat.
kognitive Verhaltenstherapie bei Panikstörung

Eine Psychotherapie kann neuronale Strukturen verändern

Rund ein Drittel aller Menschen erkranken mindestens einmal im Leben an einer behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankung. Bei rund drei bis fünf Prozent der Betroffenen tritt eine Panikstörung auf, die durch plötzlich einsetzende panische Angst, Herzrasen, Schwitzen, der Befürchtung, in Ohnmacht zu fallen oder sogar sterben zu müssen, geprägt ist. Der Leidensdruck der Betroffenen ist enorm und kann sich bis zu Suizidgedanken steigern.

Neben einer medikamentösen Behandlung ist bei der Panikstörung eine Psychotherapie das Mittel der Wahl. Jetzt hat eine innovative Studie den Einfluss von Psychotherapie auf Hirnprozesse bei der Panikstörung untersucht. Unter der Leitung von Professor Tilo Kircher und Dr. Benjamin Straube von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Philipps-Universität Marburg wurde mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) untersucht, wie sich die Hirnstrukturen der Probanden durch eine Psychotherapie verändern. Veröffentlicht wurde die Studie im Fachmagazin „Biological Psychiatry“.

Verhaltenstherapie bei Panikstörung senkt neuronale Hyperaktivität

Die Studie zeigt die besondere Rolle des linken inferior frontalen Kortex bei der Furchtkonditionierung bei Patienten mit Panikstörung. Die Betroffenen zeigen im Vergleich zu Gesunden eine Hyperaktivierung dieser Region, die sich nach der Teilnahme an einer kognitiven Verhaltenstherapie auf das Normal-Niveau reduzierte. Damit konnte die Studie zeigen, dass sich kognitive Verhaltenstherapie nicht nur auf emotionale Prozesse, sondern auch auf kognitive Prozesse auswirkt, was ganz konkret an einer plastischen Veränderung des Gehirns sichtbar wird.

Zudem konnte gezeigt werden, dass bei Patienten mit Panikstörung der linke inferior frontale Gyrus eine verstärkte Verknüpfung zu Regionen der Furchtverarbeitung (wie zum Beispiel der Amygdala) aufweist, was auf einen erhöhten Zusammenhang zwischen kognitiven und emotionalen Prozessen bei den Betroffenen hinweist.

Therapien sollen weiter optimiert werden

Die Studie, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, ist Teil einer großen, deutschlandweit durchgeführten Untersuchung. Es handelt sich um die weltweit größte Studie, die den Effekt von Psychotherapie auf das Gehirn mittels Magnetresonanztomographie misst. Bisher war ungeklärt, wie sich Psychotherapie auf das Gehirn von Patienten mit Panikstörung auswirkt. Kirchers Studie ist die erste, die eine Wirkung der kognitiven Verhaltenstherapie auf die bei der Furchtkonditionierung beteiligten neuronalen Strukturen nachweisen konnte.

Die Ergebnisse der Studie sollen dazu beitragen, Therapieverfahren weiter zu optimieren, um Patienten mit Panikstörung und deren Folgen noch effizienter therapieren zu können. Weitere Auswertungen sollen beispielsweise darüber Aufschluss geben, ob genetische Prädispositionen der Patienten oder Unterschiede in der neuronalen Verarbeitung den Erfolg der Therapie beeinflussen.

Foto: WavebreakmediaMicro - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin

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