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Wie man Gefühle als Medizin nutzen kann

Mittwoch, 21. Juli 2021 – Autor:
Wenn einem etwas „auf den Magen schlägt“, machen Gefühle den Körper krank. So funktioniert Psychosomatik, die Verbindung von Körper und Seele. Denselben Mechanismus kann man aber auch nutzen, um mithilfe positiver Gefühle den Körper – ganz besonders in Stress-Situationen – gesund zu erhalten. Tipps für heilsame kleine Übungen im Alltag.
Geschäftsfrau macht Atemübung im Alltag.

Ärger aktiv wegatmen, nervige Wartezeiten plötzlich als kleine Auszeit begreifen, ein Dankbarkeitstagebuch führen: Mithilfe solcher Übungen und Rituale lassen sich positive Gefühlszustände erzielen, die gesund für den Körper sind. – Foto: AdobeStock/HQUALITY

Wie eng Körper und Seele miteinander in Verbindung stehen, hat sich stark im ersten Jahr der Corona-Pandemie gezeigt. Da wurden die Ältesten besonders isoliert, um sie vor einer potenziell tödlichen Viruserkrankung zu schützen und zu retten. Parallel dazu warnte aber die Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP): Auch an Einsamkeit und Isolation können Menschen sterben, weil beide der psychischen Gesundheit schaden, aber etwa auch dem Herz-Kreislauf-System. Laut DGSMP stieg die Sterberate unter alten Menschen aus diesem Grund seit Beginn der Pandemie messbar an.

Psyche und Immunssystem hängen eng zusammen

Die Trennung von Leib und Seele prägte über Jahrhunderte die Vorstellung vom Menschen – auch in der Medizin. Heute weiß man, dass das Gegenteil richtig ist. „Psyche und Körper bilden eine untrennbare Einheit, daran besteht kein Zweifel", sagt Professor Christian Schubert von der Universitätsklinik für Medizinische Psychologie in Innsbruck. Schubert erforscht die wechselseitigen Wirkungen zwischen Gefühlswelt und körperlicher Gesundheit und ist Vertreter des medizinischen Teilfachs der „Psycho-Neuro-Immunologie“. Einige Erkenntnisse daraus beschreibt er im Gesundheitsmagazin Apotheken Umschau und sagt: „Wie erfolgreich der Kampf gegen Krankheitserreger verläuft, entscheidet sich auch im Kopf. Die körpereigene Abwehr steht in engster Verbindung mit der Psyche. Angst, Trauer, Isolation sowie die Unterdrückung von Gefühlen können sie langfristig hemmen.“

Positive Gefühle: Drei Übungen für diese unsichtbare Medizin

Die intensive Verbindung von Körper und Seele macht es aber auch möglich, Gefühle – auch wenn sie unsichtbar sind und nicht wie Medikamente abgepackt oder abgefüllt werden können – als eine Form von Medizin für den Körper zu nutzen.

Übung 1: Atmen gegen Ärger

Eine der Übungen, um Gefühle heilsam für den Körper einzusetzen, ist der Abbau von Aggressionsenergie: zum Beispiel, weil man sich über etwas oder jemanden ärgert, das vielleicht nicht adressieren kann – aber eben auch nicht herunterschlucken will, denn das gilt ja als besonders ungesund. Gustav Dobos, Direktor der Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin am Uniklinikum Essen, empfiehlt in der Apotheken Umschau bei hochsteigender Wut folgende Atemübung: „Man zählt von eins bis vier und atmet dabei langsam ein. Dann zählt man wieder beim Ausatmen von vier bis eins. Wer dies einige Male wiederholt, spürt, wie die eskalierende Emotion abflaut."

Übung 2: Lästige Warteschlangen? Als kleine Auszeit begreifen!

Auch unfreiwillige Pausen, etwa in der Schlange im Supermarkt oder beim Warten auf die U-Bahn, lassen sich demnach nutzen. Mit kleinen Achtsamkeitsübungen gelingt es, den Moment zu leben, statt sich über Unabänderliches aufzuregen. So kann man sich etwa beobachten, wie man gerade sitzt, während man die Zeitung liest. Oder für ein paar Sekunden die Augen schließen und in sich hineinspüren. Oder sich interessiert den Geräuschen widmen, die man im Alltagstrott ansonsten vielleicht gar nicht wahrgenommen hätte. Und plötzlich geht es schon weiter.

Übung 3: Dankbarkeitsrituale pflegen

Regelmäßig Rituale der Dankbarkeit pflegen, kann ebenfalls für eine positive Gefühlswelt sorgen. Das heißt: sich weniger auf Negatives konzentrieren, stattdessen lieber überlegen, was einem heute Gutes widerfahren ist, worüber man sich gefreut hat. „Ein ,Dankbarkeitstagebuch' hilft, positive Gefühle, Glücksmomente, wohltuende Begegnungen oder Erlebnisse mit anderen Menschen festzuhalten", sagt Mediziner Gustav Dobos. Studien hätten gezeigt: „Wer regelmäßig derartige Aufzeichnungen macht, wird optimistischer.“

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