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Wie Kinder zu Komasäufern werden

Samstag, 16. November 2013 – Autor: Anne Volkmann
Haben Kinder oder Jugendliche leicht Zugang zu Alkohol, erhöht dies das Risiko für das sogenannte „Komasaufen“, bei dem die jungen Menschen bis zur Bewusstlosigkeit trinken. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie der DAK.
Immer mehr junge Menschen trinken übermäßig Alkohol

Komasaufen bei Jugendlichen immer häufiger. – Foto: runzelkorn - Fotolia

Das sogenannte „Komasaufen“ ist bei Jugendlichen nach wie vor ein großes Problem. Im Jahr 2011 ist die Anzahl derjenigen jungen Menschen, die mit einer Alkoholvergiftung in eine Klinik eingeliefert wurden, sogar wieder leicht angestiegen. Nun hat eine Studie der DAK-Gesundheit in Zusammenarbeit mit dem Kieler Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung (IFT-Nord) untersucht, welche Faktoren einen frühen Alkoholkonsum begünstigen.

Für die Studie wurden 1.128 Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 16 Jahren über zwei Jahre lang beobachtet. Dabei zeigte sich, dass vor allem ein leichter Zugang zum Alkohol Jugendliche zum Rauschtrinken verführt. Je leichter Alkohol verfügbar ist, desto schneller machen die Jugendlichen auch die ersten Erfahrungen mit Bier und Wein und desto häufiger kommt es zum „Komasaufen“.  

Alkohol für Kinder unzugänglich aufbewahren

Die Studie offenbarte, dass Jugendliche, die leicht an Alkohol herankamen, ein um 26 Prozent erhöhtes Risiko für das Rauschtrinken hatten als die Vergleichsgruppe, die nur schwer oder gar nicht an Alkohol gelangte. „Dieser Unterschied beim Alkoholkonsum ist bedeutsam“, erklärte Professor Reiner Hanewinkel, Studienleiter des IFT-Nords.

Ralf Kremer, Suchtexperte der DAK-Gesundheit, erklärte: „Derzeit landen jährlich mehr als 26.000 Kinder und Jugendliche mit einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus.“ In Hinsicht auf die Ergebnisse der Studie sei es daher wichtig, die Verfügbarkeit von Alkohol für Jugendliche zu reduzieren. So solle Alkohol zu Hause nicht offen herumstehen beziehungsweise für die Kinder nicht einfach zu erreichen sein. Zudem sei es wichtig, dass in den Geschäften das Mindestalter der Käufer streng beachtet werde.

Früher Alkoholkonsum steigert Risiko für Abhängigkeit

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts mussten im Jahr 2011 26.349 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 20 Jahren wegen übermäßigen Alkoholkonsums in einem Krankenhaus behandelt werden. Im Jahr 2010 waren es noch 25.995. Bezogen auf 100.000 Einwohner ist die Zahl damit um 3,3 Prozent angestiegen. Für besorgniserregend halten Experten auch die Tatsache, dass die Zahl der sehr jungen Trinker zwischen 10 und 15 Jahren wieder zugenommen habe. Nach leichtem Rückgang in den vorherigen Jahren war die Zahl in dieser Altersgruppe um 2,1 Prozent angestiegen.

Die meisten Krankenhausaufenthalte wegen Alkoholmissbrauches sind allerdings bei den 15- bis 20-Jährigen Männern zu finden. Hier haben sich die Zahlen in den vergangenen 12 Jahren verdreifacht. Jungen und junge Männer sind dabei für das "Komasaufen" stärker gefährdet als Mädchen und junge Frauen.

Ein früher Alkoholkonsum kann nicht nur zu langfristigen Gesundheitsschäden führen, sondern erhöht auch das Risiko, später abhängig zu werden. In Deutschland sind etwa 1,3 Millionen Menschen alkoholabhängig. Manche Schätzungen gehen allerdings von weit höheren Zahlen aus.

Foto: © runzelkorn - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin

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