Die Corona-Pandemie bestimmt seit über zwei Jahren unseren Alltag. Nun fallen zahlreiche Schutzmaßnahmen weg, obwohl nicht sicher ist, ob die Zeit schon reif ist dafür. Für viele ist das ein Grund, sich zu fragen: Ist mein Immunsystem in der Lage, Viren und Bakterien abzuwehren, auf die es wieder verstärkt treffen wird, wenn wir wieder weitgehend ohne Masken in der Öffentlichkeit unterwegs sind?
Immunsystem stärken ohne künstliche Vitaminpillen
Vor diesem Hintergrund hat die „Stiftung Gesundheitswissen“ in Berlin Informationen aus verschiedenen Studien ausgewertet und Tipps erarbeitet, wie man durch einen gesunden Lebensstil sein Immunsystem abwehrbereit machen kann – auf ganz natürliche Art und Weise und ganz ohne Medikamente oder künstliche Vitaminpillen oder „Nahrungsergänzungsmittel“, deren Wirkung ohnehin umstritten ist.
Sechs Maßnahmen für ein kraftvolles Immunsystem
Die eigenen Abwehrkräfte können mit verschiedenen Maßnahmen gestärkt werden: Vor allem eine ausgewogene Ernährung wird in diesem Zusammenhang immer wieder empfohlen. Daneben gibt es weitere Maßnahmen, die einem gesunden Lebensstil förderlich sind – und damit auch das eigene Immunsystem fit machen und halten. Die folgenden sechs Punkte sind den gesichteten Studien zufolge geeignet, die Immunabwehr in Bezug auf Erkältungskrankheiten zu stärken:
1. Ausreichend schlafen
Menschen, die weniger als sieben Stunden pro Nacht schlafen, bekamen zumindest in einer Studie fast dreimal so häufig eine Erkältung wie Personen, die acht Stunden oder länger schliefen. Weil an der Studie nur eine geringe Zahl an Probanden teilnahmen, ist diese Erkenntnis zunächst nicht pauschal auf die Allgemeinbevölkerung übertragbar. Erwiesen ist aber, dass der Körper sich im Schlaf regeneriert und entgiftet.
2. Dauerstress vermeiden
Es gibt Hinweise, dass sich Personen, die dauerhaft Stress ausgesetzt sind, häufiger erkälten als Personen ohne Dauerstress. Deshalb gilt es als ratsam, Stress bewusst zu vermeiden oder mit Entspannungsverfahren wie Meditation, Autogenem Training oder der Progressiven Muskelrelaxation nach Jacobson (PMR) oder mit Sport für den Abbau angestauter Stresshormone im Körper zu sorgen.
3. Regelmäßige körperliche Aktivität
Studien geben Hinweise darauf, dass Personen, die regelmäßig körperlich aktiv sind, seltener Erkältungen bekommen als weniger aktive Personen. Aktive Personen, die sich regelmäßig an fünf Tagen in der Woche bewegten, waren nur an halb so vielen Tagen im Jahr erkältet wie nicht aktive Personen. Ebenso war das Ausmaß der Erkältungsbeschwerden bei den aktiven Personen um bis zu 40 Prozent niedriger als bei den nicht aktiven.
4. Gesunde Ernährung
Wie bereits angedeutet: Eine ausgewogene und ballaststoffreiche Ernährung mit Obst und Gemüse stärkt die Immunabwehr durch die darin enthaltenen Vitamine und Spurenelemente.
5. Nicht rauchen
Raucher – und selbst Passivraucher – haben ein erhöhtes Risiko häufigerer Erkältungen sowie eines längeren Krankheitsverlaufs. So zeigte sich in einer Studie, dass starke Raucher im Vergleich zu Nichtrauchern eine 2,5-fach verlängerte Krankheitsdauer aufwiesen. Auch in den Leitlinien verschiedener medizinischer Gesellschaften wird die Tabakentwöhnung zur Vorbeugung von Erkältungskrankheiten genannt.
6. Sauna und Wechselduschen machen
Saunagänge oder Wechselduschen (nach dem normalen Warmduschen sich kalt duschen) sollen das Abwehrsystem stärken. Einzelne Studien zumindest deuten darauf hin. Das internationale Wissenschaftsnetzwerk „Cochrane Collaboration“ kratzt aber noch ein bisschen an den diesem Mythos und weist darauf hin, dass es bisher noch keine harten wissenschaftlichen Belege dafür gebe, dass kaltes Duschen oder das Kaltwassertreten nach Kneipp abhärtet und zu messbar weniger grippalen Infekten führt. Wem diese Methoden gut tun – der soll sie deshalb nicht sein lassen. Wichtig ist allerdings: Ist die Erkältung schon da, wird von Saunabesuchen abgeraten. Erstens können sie einen bestehenden Infekt verschlimmern, weil der Körper angeschlagen ist; und weil sie für Temperaturregulation, Muskeln, Herz und Kreislauf eine sportliche Herausforderung darstellen. Und zweitens: Bedingt durch die größere körperliche Nähe in Wellness-Einrichtungen kann dabei andere leicht anstecken.