Wie Herz-Patienten und Senioren die Hitzewelle besser überstehen

– Foto: Adobe Stock/Robert Kneschke
Deutschland steht vor einer Hitzewelle mit Temperaturen bis zu 40 Grad Celsius und mehr. Die Deutsche Herzstiftung gibt Tipps, wie chronisch herzkranke Menschen und Ältere die Extremtemperaturen besser überstehen.
Wenn das Herz erkrankt ist, schränkt das die Leistung des körpereigenen Kühlsystems, das übermäßige Wärme aus dem Blut über die kleinen Hautgefäße abgibt, meist deutlich ein. Die Wärme kann vom Kreislauf nur unter erheblicher Anstrengung aus dem Körper transportiert werden. Die Folge können Müdigkeit, Schwindel, Blutdruckabfall bis hin zum Kreislaufkollaps sein, außerdem Herzrhythmusstörungen oder Muskelkrämpfe.
Hitze meiden, körperlich schonen, kühlere Räume aufsuchen
Generell sollten Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ältere Menschen die Hitze möglichst meiden, sich körperlich schonen und anstrengende Aktivitäten (zum Beispiel Ergometer) in kühlere Räume oder andere Tageszeiten wie den Morgen oder den Abend verlagern, heißt es weiter in einer Pressemitteilung.
Extreme Hitze setzt den Körper so unter Stress, dass der Blutdruck zusätzlich steigen kann. "Auch deshalb leiden Patienten mit Bluthochdruck in Hitzeperioden besonders", berichtet der Kardiologe und Intensivmediziner Prof. Thomas Voigtländer. Er ist Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung und Direktor des Agaplesion Bethanien-Krankenhauses Frankfurt am Main.
Medikamente in Absprache mit dem Arzt reduzieren
Aber auch das Gegenteil kann der Fall sein, weil der Blutdruck aufgrund der Hitze und der sich weitenden Gefäße stark abfallen und zu Ohnmacht, Schwindel oder Rhythmusstörungen führen kann. Manchmal fällt der Blutdruck so stark ab, dass die Dosis der Blutdruckmedikamente angepasst werden muss. Deshalb sollte man seinen Blutdruck durch regelmäßiges Messen im Blick haben, um gegebenenfalls rasch reagieren zu können. Dosisänderungen sind aber nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt vorzunehmen.
Bei Herzpatienten kann bei längeren extremen Hitzephasen eine Änderung der Dosierung ihrer Herzmedikamente notwendig sein. Das betrifft neben den blutdrucksenkenden Medikamenten (Betablocker, ACE-Hemmer, Sartane, Calciumantagonisten) auch Diuretika (Entwässerungsmittel) für Herzschwächepatienten. Die sollen so nicht noch mehr Flüssigkeit verlieren als sie das ohnehin durch das vermehrte Schwitzen tun. "Herz-Kreislauf-Patienten sollten mit ihrem Arzt besprechen, welche Medikamente wie lange bei Hitze reduziert werden sollten", rät Voigtländer.
Hitze erhöht Gerinnungsfähigkeit des Blutes
Patienten mit einer Thromboseneigung sollten beachten, dass Hitze die Gerinnungsfähigkeit des Blutes erhöhen und entzündliche Prozesse in den Gefäßen fördern können. "Bei hohen Temperaturen nimmt die Zähflüssigkeit des Blutes aufgrund des Verlustes von Flüssigkeit durch Schwitzen zu", so Voigtländer. Das betrifft auch Herzkranke, die Gerinnungshemmer einnehmen. Auch hier sollten Betroffene mit ihrem Hausarzt oder Kardiologen sprechen.
Über den Schweiß verliert der Körper Flüssigkeit und wichtige Elektrolyte (Natrium, Kalium, Magnesium). Gesunde trinken dann bei Durst automatisch so viel, wie sie zum Ausgleich brauchen. Aber bei älteren oder herzkranken Menschen kann das Durstgefühl defekt sein, so dass sie nicht ausreichend trinken und der Flüssigkeitsverlust nicht ausgeglichen wird.
Wie Herz-Patienten und Senioren die Hitzewelle besser überstehen
Wie Herz-Patienten und Senioren die Hitzewelle besser überstehen: Betroffene sind an heißen Tagen angehalten genügend zu trinken, das heißt zusätzlich ein bis zwei Liter pro Tag. Das heißt aber auch: nicht zu viel! Eine übermäßige Flüssigkeitszufuhr kann gerade bei Patienten mit einer Herzschwäche zur Verschlechterung ihrer Herzleistung führen.
Herzpatienten sollten deshalb ihre Trinkmenge, aber auch die Medikamenten-Einnahme, mit ihrem Arzt abstimmen. Bei Hitze sollte man bevorzugt zu Mineralwasser, Kräutertee oder verdünntem Fruchtsaft greifen. Von Alkohol wird abgeraten. Die Getränke sollte man nicht stark kühlen, weil sonst die Wärmeproduktion im Körper angeregt wird.
Für die Flüssigkeitsbilanz auf die Waage stellen
Insbesondere Patienten mit Herzschwäche sollten sich morgens vor dem Frühstück und nach dem ersten Gang zur Toilette wiegen. Ducrh zusätzliches Wiegen am Abend lässt sich die Flüssigkeitsbilanz über den Tag grob einschätzen: Ist das Körpergewicht um mehr als 500 Gramm angestiegen, ist die tägliche Trinkmenge zu hoch. Wer als Herzschwäche-Patient trotz Flüssigkeitszufuhr abgenommen hat, sollte - nur in Abstimmung mit dem Arzt - die Dosis der Entwässerungsmittel herabsetzen.