
Yoga kann die Gesundheit auf verschiedene Weise stärken – Foto: ©Microgen - stock.adobe.com
Chronische Schmerzen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, psychischen Beschwerden: In den vergangenen Jahren haben immer mehr Studien Hinweise auf die gesundheitsfördernden Effekte von Yoga bei verschiedenen Erkrankungen geliefert. Doch was ist wirklich dran am Hype um die fernöstliche Bewegungs- und Meditationsform? Experten bemängeln, dass die meisten Studien zum Thema von niedriger Qualität sind. So fehlt bei einigen Analysen der Vergleich mit anderen Sportarten, bei anderen ist die Teilnehmerzahl zu klein für valide Ergebnisse. Dennoch scheint die Wirkung der Übungen auf einige Körperfunktionen nicht von der Hand zu weisen zu sein.
Yoga für den Rücken: Nicht immer bringt es Verbesserungen
Gerade beim Thema Rückengesundheit, für die Yoga besonders empfohlen wird, kommen die Studien zu durchaus widersprüchlichen Ergebnissen. So konnte die Sportwissenschaftlerin Dr. Sabrina Rudolph von der Universität Göttingen zeigen, dass Patienten mit Rückenproblemen durch ein zehnwöchiges Yogatraining ihre Wirbelsäulenbeweglichkeit signifikant erhöhen konnten. Im Vergleich zur Kontrollgruppe, die ein funktionelles Training mit Übungen wie Kniebeugen, Ausfallschritten, Zieh- und Stoßbewegungen durchführte, konnte die Yogagruppe die Beweglichkeit der Brust- und Lendenwirbelsäule stärker verbessern.
Zu einem anderen Ergebnis kam eine Meta-Analyse der Cochrane Library von Wieland et al. Die untersuchten Studien ergaben hier nur geringe Evidenzen für eine Überlegenheit von Yoga gegenüber anderen Rückenübungen in Bezug auf die Funktionsfähigkeit der Wirbelsäule und Rückenschmerzen. Dafür zeigten verschiedene Studien sogar eine Verstärkung der Rückenschmerzen durch das Yogatraining – allerdings lag auch hier nur eine moderate bis geringe Evidenz vor.
Stärkung für Psyche und Herz
Auch bei der Behandlung psychischer Erkrankungen wird Yoga mittlerweile immer öfter eingesetzt. Die Effektivität der Übungen haben Psychologen des Universitätsklinikums und der Friedrich-Schiller-Universität Jena in einer Meta-Analyse untersucht. Zu den Teilnehmern gehörten Patienten mit Schizophrenien und Depressionen, aber auch solche, die unter Substanzabhängigkeiten, Angst- und anderen Störungen litten. Wie sich zeigte, hatte Yoga insgesamt einen signifikanten positiven Effekt auf die Symptome. Allerdings waren die Resultate sehr heterogen, und im Vergleich zu Sport oder Aufmerksamkeitskontrolle erwies sich Yoga nur noch als geringfügig effektiver. Die Autoren der Studie vertraten die Ansicht, dass körperorientiertes Yoga als ergänzende Behandlungsmöglichkeit bei psychischen Störungen in Betracht gezogen werden sollte.
Gut belegt sind die Effekte von Yogaübungen bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Hier ist der Nutzen sogar vergleichbar mit dem von Ausdauersport, wie eine Meta-Analyse von Forschern der Erasmus Universität Rotterdam zeigte. Die Probanden konnten durch regelmäßiges Yoga ihren Blutdruck, ihre Cholesterinwerte sowie ihr Körpergewicht reduzieren. Auch das endokrine System sowie das Nervensystem können offenbar von dem Training profitieren. Wie eine Arbeitsgruppe um Marcy McCall von der Universität Oxford nachgewiesen hat, kann Yoga den Cortisolspiegel senken, den Melatonin- und Serotoninspiegel steigern und den Anteil proinflammatorischer Zytokine mindern.
Auch ältere Menschen können Yoga erlernen
Alle Studien, die sich mit den Wirkungen von Yoga auf die Gesundheit befassen, haben den Nachteil, dass sie nicht verblindet durchgeführt werden können. Die Wirkung kann also auch zum Teil auf der Überzeugung beruhen, sich „etwas Gutes zu tun“, was nicht selten schon allgemein mit einer größeren Achtsamkeit beziehungsweise einem größeren Bewusstsein beim Thema Lebensführung verbunden ist. Doch auch dann hätten die meditativen Körperübungen einen positiven Effekt.
Ein weiterer Vorteil von Yoga gegenüber einigen anderen Körperübungen ist, dass auch unsportliche Menschen damit beginnen können. Bei Bewegungseinschränkungen können Sitzkissen, Blöcke und Gurte die Schüler unterstützen und manche Übungen erst möglich machen. Und sogar „Yogaübungen auf dem Stuhl“ kommen in Frage, so dass selbst ältere Menschen, die nicht mehr so mobil und kraftvoll sind, die positiven Wirkungen von Yoga erfahren können.
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