Wie gefährlich ist eine Grippe in der Schwangerschaft fürs Kind?

Influenza in der Schwangerschaft begünstigt erhöhte Infektanfälligkeit der Nachkommen – Foto: © Adobe Stock/ onlyyouqj
Schwangere Frauen gehören zur größten Risikogruppe für schwere, teilweise tödliche Grippeverläufe. Einige Studien deuten darauf hin, dass deren Kinder in den ersten Lebensmonaten ein erhöhtes Infektionsrisiko besitzen. Da dies aber nur Assoziationsstudien waren, war bislang unklar, ob auch ein kausaler Zusammenhang besteht.
Erhöhte Infektanfälligkeit an Mäusen bestätigt
Forscher vom Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie in Hamburg (HPI) haben diese Fragestellung nun an einem Mausmodell mit dem Influenza A-Virus untersucht. Das Ergebnis: Eine moderate Influenza in der Schwangerschaft erhöht tatsächlich die Infektanfälligkeit der Nachkommen gegenüber anderen Viren sowie Bakterien besonders im frühen Leben.
„Die Befunde in dem neuen Tiermodell zeigen nun zum ersten Mal, dass es hier eine klare Kausalität zwischen der Virusinfektion in der Schwangerschaft und der erhöhten Vulnerabilität der Nachkommen gegenüber Infektionen gibt“, erläutert Prof. Gülşah Gabriel, Leiterin der HPI-Abteilung „Virale Zoonosen – One Health“ die Ergebnisse.
Niedriges Geburtsgewicht ist ein Risikofaktor
In der Studie konnten die Forscher drei Faktoren identifizieren, die die Infektanfälligkeit erhöhen: Ein niedriges Geburtsgewicht, eine Influenzavirus-induzierte Immunaktivierung in der Lunge der Mutter sowie eine funktionelle Beeinträchtigung der fetalen alveolaren Makrophagen, Infektionen zu erkennen und zu eliminieren.
„Schlüsselmoleküle, welche zu diesem erhöhten Risiko der Nachkommen von Influenza-infizierten Müttern führen, wie etwa inflammatorische Cytokine in der Lunge der Mutter, werden auch von anderen respiratorischen Viren wie SARS-CoV-2 induziert“, sagt Gülşah Gabriel. Das zeige, „dass schwangere Frauen einen besonderen Schutz in Epidemien und Pandemien brauchen, um sich selbst, aber auch die nächste Generation zu schützen“, so die Infektionsforscherin.
Die Ergebnisse wurden soeben im Fachjournal „Nature Communications“ veröffentlicht. Einschränkend muss gesagt werden, dass Tierstudien nicht immer auf den Menschen übertragbar sind.