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Wie Fettdepots das Herz schwächen

Mittwoch, 24. Januar 2018 – Autor:
Übergewicht scheint ein großer Risikofaktor für Herzschwäche zu sein. Charité-Forscher konnten zeigen, dass Fettsäuren des Körperfetts den Stoffwechsel so ungünstig beeinflussen, dass das Herz Schaden nimmt. Doch es gibt auch eine gute Nachricht.
Gefährliche Stoffwechselveränderungen aus dem Körperfett können zu Herzschwäche führen

Gefährliche Stoffwechselveränderungen aus dem Körperfett können zu Herzschwäche führen – Foto: ©georgerudy - stock.adobe.com

Überflüssige Pfunde spielen bei Herzschwäche offenbar eine größere Rolle als bislang gedacht. Forscher der Charité haben herausgefunden, dass das Körperfett den Stoffwechsel so beeinflusst, dass sich die Lipidzusammensetzung des Herzens verändert. „Über diese Veränderungen wird wahrscheinlich die Herzfunktion beeinflusst“, erläutert Prof. Ulrich Kintscher, Direktor des Institutes für Pharmakologie und des Center for Cardiovascular Research der Charité. Kintscher bezieht sich dabei auf eine Studie, in der die Forscher den molekularen Ursachen der Herzschwäche auf den Grund gegangen sind. Die Ergebnisse wurden soeben in der Fachzeitschrift PLOS Genetics* veröffentlicht.

Veränderter Stoffwechsel schadet dem Herzen

In der Studie überprüften die Wissenschaftler die Hypothese dass das Körperfett auch auf molekularer Ebene Einfluss auf die Herzfunktion nimmt. Dies wird schon seit längerem vermutet. Ein wichtiger Faktor soll hierbei die Freisetzung von Fettsäuren aus dem Fettgewebe sein. Inwieweit das stimmt überprüften die Forscher im Tiermodell, indem sie das Gen für das betreffende Enzym Adipozyten-Triglycerid-Lipase (ATGL) im Fettgewebe ausschalteten. Tatsächlich sorgte der Knock-out dafür, dass die so behandelten Mäuse fast vollständig vor dem Auftreten einer Herzschwäche geschützt waren. Blutproben von Patienten ohne und mit Herzschwäche untermauerten das Ergebnis: Die Lipidveränderungen im Blut entsprachen in einigen Aspekten den Veränderungen, die in den Herzen der Tiere zu beobachten waren. Kintscher und sein Team wollen nun die Ergebnisse in weiteren Patientenanalysen bestätigen.

Fettgewebe im Auge behalten

Womöglich könnte das Ausschalten des ATGL-Enzyms ein neuer Therapieansatz gegen Herzschwäche sein. Eine zentrale Frage ist hierbei: Wie kann man das für die Freisetzung der Fettsäuren verantwortliche Gen und das Enzym ATGL gezielt nur im Fettgewebe mit Medikamenten beeinflussen? Unabhängig davon rät Kintscher schon heute verstärkt das Fettgewebe, im Auge zu behalten, noch bevor man den Fettgewebestoffwechsel bei Herzschwäche gezielt steuern kann.

Bei einer Herzschwäche ist das Herz nicht mehr dazu in der Lage, die benötigte Menge Blut durch den Körper zu pumpen. Immer mehr alltägliche Bewegungen werden zur Anstrengung. Das Leiden ist eine chronische Erkrankung und verkürzt die Lebenserwartung erheblich: Jeder zweite bis dritte Patient verstirbt innerhalb von fünf Jahren.

Foto: © fineart-collection - Fotolia.com

Hauptkategorien: Berlin , Medizin
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