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Wie ein Darmbakterium Übergewicht fördern kann

Dienstag, 12. Februar 2019 – Autor: anvo
Studien zeigen, dass Darmbakterien das Gewicht beeinflussen können. Forscher haben nun eine mögliche Erklärung für diesen Effekt gefunden. So verstärkt das Bakterium Clostridium ramosum die Ausschüttung von Serotonin durch die Darmzellen, was wiederum die Fettaufnahme aus dem Darm begünstigt.
Übergewicht, Darmbakterien, Clostridium ramosum

Übergewicht kann auch mir der Darmflora zusammenhängen

Im Darm jedes Menschen befindet sich eine riesige Zahl von Keimen. Sie bilden die natürliche Darmflora und beeinflussen wesentlich das Immunsystem – aber nicht nur das. Studien zeigen, dass die bakterielle Zusammensetzung des Darms auch bei der Entstehung von Übergewicht und verschiedenen Erkrankungen wie beispielsweise Diabetes eine Rolle spielen kann. Welcher Mechanismus genau dahinter steckt, wurde bisher jedoch noch nicht hinreichend erforscht. Nun haben Forscher vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) zeigen können, dass das Bakterium Clostridium ramosum die Darmzellen von Mäusen dazu bringt, vermehrt den Botenstoff Serotonin auszuschütten. Durch das Serotonin wird die Fettaufnahme aus dem Darm begünstigt, was die Fettpolster schneller wachsen lässt.

Bestimmte Bakterien bei Übergewichtigen häufiger

Clostridium ramosum ist ein zehn Mikrometer großes Bakterium und somit rund 100 Mal kleiner als ein Sandkorn. Die sporenbildende Mikrobenart kommt verstärkt im Darm übergewichtiger Menschen vor. Unklar war bisher jedoch, ob das Bakterium dafür mitverantwortlich ist, dass die Menschen zunehmen. Tierversuche konnten hier nun etwas Klarheit bringen: „In früheren Studien mit Mäusen beobachteten wir, dass Clostridium ramosum Übergewicht fördert, indem es die Zahl der Fettsäuretransporter im Darm erhöht“, erklärt Professor Michael Blaut, Leiter der Abteilung Gastrointestinale Mikrobiologie am DIfE.

Die Forscher gingen dieser Spur nun weiter nach. Dafür untersuchten sie Mäuse und Darm-Organoide. Darm-Organoide werden aus Stammzellen gewonnen und weisen ähnliche Eigenschaften wie normales Darmgewebe auf. Sie werden deshalb auch als „Mini-Därme“ bezeichnet.

Clostridium ramosum verstärkt Serotonin-Produktion

Das Forscherteam beobachtete, dass Clostridium ramosum den Darm der Tiere dazu bringt, vermehrt enterochromaffine Zellen zu bilden. Diese spezialisierten Zellen produzieren den Botenstoff Serotonin. Somit kann das Bakterium die Konzentration von Serotonin im Darm erhöhen und die Anzahl der Fettsäuretransporter steigern. Eine mögliche Folge für Maus und Mensch: Übergewicht. „Die Studie zeigt einmal mehr, wie stark der Einfluss einer einzelnen Bakterienspezies im Darm sein kann“, betont Blaut.

Fettreiche Ernährung beschleunigt den Prozess

Insbesondere eine Ernährung mit viel Fett könnte problematisch sein. Denn das Bakterium vermehrt sich gerade unter einer fettreichen Diät optimal. „Unsere Ergebnisse liefern einen wichtigen Hinweis auf das Zusammenspiel zwischen Ernährung, Stoffwechsel des Wirts und Darmbakterien“, sagt Dr. Ana Mandic, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung, die seit fast drei Jahren an dem Projekt arbeitet. Im nächsten Schritt sei es wichtig zu prüfen, in welchem Maße Clostridium ramosum beim Menschen zu Übergewicht beiträgt. Zudem wollen die Forschenden herausfinden, ob das Bakterium durch eine bestimmte Ernährung und andere Mikroorganismen ausgebremst werden könnte.

Foto: © BillionPhotos.com - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
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