Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Wie der Hauptschalter für das Sättigungsgefühl funktioniert

Montag, 21. Juni 2021 – Autor:
Forscher haben jetzt den Wirkmechanismus des Hauptschalters für das Sättigungsgefühl im Gehirn entdeckt: der Melanocortin-Rezeptor 4 (MC4-Rezeptor). Er kann durch ein Medikament aktiviert werden.
Ist der Rezeptor für das Sättigungsgefühl gestört, haben Betroffene ständig Hunger

– Foto: Adobe Stock/nito

In einer in Science veröffentlichten Studie haben Forscher des Weizmann Institute of Science mit Kollegen der Queen Mary University of London und der Hebrew University of Jerusalem den Wirkmechanismus des Hauptschalters für das Sättigungsgefühl im Gehirn entdeckt.

Der Melanocortin-Rezeptor 4 (MC4-Rezeptor) kann durch Setmelanotid aktiviert werden, ein Medikament, das in den USA kürzlich zur Behandlung von schwerer Fettleibigkeit aufgrund bestimmter genetischer Veränderungen zugelassen wurde.

Energiehaushalt wird berechnet

Der MC4-Rezeptor befindet sich in einer Gehirnregion namens Hypothalamus - innerhalb eines Clusters von Neuronen, die den Energiehaushalt des Körpers berechnen, indem sie eine Vielzahl von energiebezogenen Stoffwechselsignalen verarbeiten.

Wenn der MC4 aktiviert oder "an" ist - wie es normalerweise der Fall ist - sendet er Befehle aus, die ein Sättigungsgefühl auslösen, was bedeutet, dass aus der Sicht des Gehirns unser Standardzustand Sättigung ist. Mutationen, die das MC4 inaktivieren, führen dazu, dass Menschen ständig hungrig sind und oft an schwerer Adipositas erkranken.

Wie der Hauptschalter für das Sättigungsgefühl funktioniert

Wenn unser Energieniveau sinkt, produziert der Hypothalamus-Cluster ein "Zeit zum Essen"-Hormon, das den MC4-Rezeptor inaktiviert oder abschaltet und ein "Hunger"-Signal aussendet. Nach dem Essen wird ein zweites "Ich bin satt"-Hormon ausgeschüttet. Es bindet an das gleiche aktive Zentrum des MC4, ersetzt das Hungerhormon und schaltet den Rezeptor wieder ein - was uns zurück in den Sättigungsstand bringt.

Mit elektronenmikroskopischen Aufnahmen konnten die Forscher zeigen, wie der Hauptschalter für das Sättigungsgefühl funktioniert:  Setmelanotid aktiviert den MC4-Rezeptor, indem es in seine Bindungstasche eindringt – das heißt, indem es direkt auf den molekularen Schalter trifft, der Sättigung signalisiert, noch stärker als das natürliche Sättigungshormon.

Kalzium aktivierte den MC4-Rezeptor ebenfalls

In biochemischen und computergestützten Experimenten fanden die Wissenschaftler heraus, dass Kalzium ähnlich wie das Medikament auch das natürliche Sättigungshormon unterstützt. Es half dem Sättigungshormon, den MC4-Rezeptor zu aktivieren, während es das Hungerhormon störte und seine Aktivität reduzierte.

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Übergewicht , Adipositas

Weitere Nachrichten zum Thema Übergewicht

Starkes Übergewicht kostet das Herz unnötig Kraft und begünstigt Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck und Herzschwäche. Die Deutsche Herzstiftung gibt Tipps zum gesunden Gewichtsverlust und rät Übergewichtigen, sich kleine, realistische Ziele zu stecken, um leichter anzufangen und durchzuhalten. Schon fünf Prozent weniger Gewicht wirken sich positiv auf den Stoffwechsel aus.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin