Wie beschichtete Ballons Blutgefäße offenhalten

Bei verkalkten Arterien droht ein Gefäßverschluss – Foto: pankajstock123 - Fotolia
Durch Arterienverkalkung werden Blutgefäße immer enger, ein Gefäßverschluss droht. In diesem Fall können die betroffenen Blutgefäße mit einem Ballon-Katheter gedehnt werden. Stents können im Anschluss helfen, die Gefäße offen zu halten. Ein Stent ist eine Gitternetzröhre, die mit dem Ballon in die Arterie gebracht wird und dort als eine Art Gerüst das Blutgefäß offenhält. Der Ballon wird dann wieder zurückgezogen.
Eine weitere Möglichkeit ist die Behandlung mit einem kleinen medikamentenbeschichteten Ballon. Die bisher größte randomisierte Studie zu diesem Thema konnte jetzt die Wirksamkeit und Nachhaltigkeit dieser Behandlung belegen. Die Ergebnisse wurden im New England Journal of Medicine veröffentlicht.
Medikamente werden direkt in das betroffene Blutgefäß verbracht
Die nicht-operative Methode zählt zu den modernsten und schonendsten Verfahren weltweit. „In Untersuchungen mit fast 500 Patienten konnten wir umfänglich zeigen, dass wir in vielen Fällen durch die Anwendung von medikamentenbeschichteten Ballons die Verengungen in Blutgefäßen noch besser, schonender und nachhaltiger behandeln können als mit den herkömmlichen unbeschichteten Ballons oder durch die Implantation von Stents“, erklärt Professor Dierk Scheinert, Leiter der Abteilung für Interventionelle Angiologie am Universitätsklinikum Leipzig und einer der Studienautoren.
Das Besondere an der Methode: Der Ballon, der in die Gefäßverengung geschoben und dort aufgeblasen wird, ist mit einem Medikament beschichtet, das am Ort des Geschehens sofort ins Gewebe freigesetzt wird und dort den erneuten Verschluss des Gefäßes verhindert, indem es die Bildung von Narbengewebe stark einschränkt. „Wir konnten im Vergleich mit der Verwendung unbeschichteter Ballons nachweisen, dass nach zwölf Monaten signifikant weniger Neuverengungen und -verschlüsse auftraten und die behandelten Patienten deutlich besser laufen konnten“, so Scheinert. Zudem sei der Vorteil der Methode, dass sie weitgehend ohne Implantation eines mechanischen Fremdkörpers auskommt.
Ballons gegen Durchblutungsstörungen in den Beinen
Die Methode wird erst seit einigen Jahren an verschiedenen Gefäßzentren in Deutschland angewendet – am Uniklinikum Leipzig wird damit bereits die Hälfte aller Patienten mit Gefäßverschlüssen behandelt. Besonders bedeutend sind die Erkenntnisse beispielsweise für die schonende Behandlung der Schaufensterkrankheit, einer Durchblutungsstörung in den Beinen. Insbesondere für mechanisch stark beanspruchte Gefäßabschnitte wie die Kniekehlen-Arterie können die medikamentenbeschichteten Ballons eine sinnvolle Therapieoption darstellen.
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