Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Wie Bakterien uns gesund erhalten

Mittwoch, 29. Juni 2022 – Autor:
Das Image von Bakterien ist schlecht. Vielen denken dabei an Schmutz und Krankheiten. Doch das ist nur die eine Seite. Billionen von nützlichen Mikroorganismen leben auf und in unserem Körper, schützen uns vor Infektionen und erhalten uns gesund.
Kunterbunte mikroskopische Darstellung der Darmbakterien.

Darmbakterien: Experten zufolge machen sie etwa 70 Prozent des menschlichen Immunsystems aus. – Foto: AdobeStock/Alex

Bakterien bescheren uns Krankheiten wie die Lungenentzündung, die von Zecken übertragene Borreliose, die häufig tödliche verlaufende Darmentzündung Cholera und die Geschlechtskrankheit Syphilis. Und: die zwar nicht so gefährliche, dafür aber umso lästigere Blasenentzündung, von der Spötter sagen, sie sei womöglich die Strafe Gottes für Sex.

Machen alle Bakterien krank?

Deshalb ist die Frage berechtigt: Machen alle Bakterien krank? „Im Gegenteil!“, heißt es dazu klar bei der „Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung“ (BZgA). „Nur etwa ein Prozent aller Bakterien lösen Krankheiten beim Menschen aus. Viele Bakterien sind sogar wichtig für unsere Gesundheit.“

Billionen von Mikroorganismen bevölkern unseren Körper

Billionen von Mikroorganismen – die Mehrheit davon Bakterien – leben auch auf und in unserem Körper: auf der Haut, im Mund, im Darm, in der Lunge oder in der Scheide. Hier tragen sie aktiv dazu bei, uns vor Infektionen zu schützen und uns gesund zu erhalten. Mikrobiologen schätzen, dass unsere bakteriellen Mitbewohner ungefähr so zahlreich wie die menschlichen Körperzellen sind. Für einen Mann mit 70 Kilogramm Körpergewicht taxieren Wissenschaftler die Anzahl an Bakterien auf circa 38 Billionen. Zusammen wiegen sie etwa 200 Gramm und erreichen damit die Masse eines kleineren Organs. Zum Vergleich: Eine Niere wiegt rund 150 Gramm, das Herz etwa 300.

Darmbakterien wirken bis ins Gehirn

Besonders im Darm ist die Bakteriendichte groß: Im Dickdarm finden sich etwa 100 Milliarden Bakterien pro Milliliter Darminhalt. Die Bakterien der Darmflora unterstützen die Verdauung, produzieren Vitamine und wehren mögliche Krankheitserreger ab. Obendrein können Produkte ihres Stoffwechsels als Botenstoffe dienen und auf weiter entfernte Organe und sogar das Gehirn wirken. Außerdem befinden sich im Darm etwa 70 Prozent aller Immunzellen. Denn hier erfolgt ein intensiver Kontakt zwischen Bakterien und Immunsystem, die sich dabei gegenseitig beeinflussen.

Gestörte Darmflora macht infektanfällig

Gerät die Darmflora aus dem Gleichgewicht – beispielsweise durch eine Antibiotika-Einnahme, starken Stress oder durch einen ungesunden Lebensstil –, sprechen Fachleute von einer Dysbiose. Dann können krankmachende Bakterien die Oberhand gewinnen und das Immunsystem in seiner Funktion beeinträchtigen. Das kann sich als eine akute Magen-Darm-Infektion äußern, aber auch in einer erhöhten Anfälligkeit für Atemwegsinfekte.

Manche Menschen leiden durch die Dysbiose an diffusen Darmbeschwerden bis hin zu einem Reizdarmsyndrom. Das Reizdarmsyndrom ist durch wiederholte, oft krampfartige Bauchschmerzen gekennzeichnet, begleitet von Völlegefühl und Blähungen und einem veränderten Stuhlgang wie Durchfall oder Verstopfung oder beides im Wechsel – und das Ganze ohne erkennbare Ursache.

Mikrobiologische Medizin: Heilen durch Bakterien

Innerhalb der Medizin hat sich inzwischen sogar ein eigener Ansatz entwickelt, um mithilfe von Bakterien die menschliche Gesundheit zu erhalten oder wiederherzustellen: die „Mikrobiologische Therapie“. Beim Heilen durch Bakterien kommen bakterienhaltige Arzneimittel zum Einsatz: beispielsweise, um die Zahl wiederkehrender Entzündungen der Nasennebenhöhlen und der Bronchien zu senken oder zur Behandlung des Reizdarmsyndroms.

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Antibiotika , Probiotika , Immunsystem , Darm

Weitere Nachrichten zum Thema „Bakterien“

20.09.2020

Eine Studie zeigt: Zu viel Salz reduziert die Anzahl der Milchsäurebakterien im Darm. Dadurch können verschiedene Krankheiten entstehen. Probiotika hingegen können die Darmflora schützen.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin