Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Wichtiger Mechanismus bei Bauchspeicheldrüsenkrebs entdeckt

Freitag, 25. Dezember 2015 – Autor:
Immunzellen, die bei Bauchspeicheldrüsenkrebs in großer Menge ausgeschüttet werden, um den Tumor zu bekämpfen, können über einen bestimmten Signalweg das Tumorwachstum sogar anregen. Durch die Blockade dieses Mechanismus könnte das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamt werden.
Mechanismus bei Bauchspeicheldrüsenkrebs entdeckt

Bei Bauchspeicheldrüsenkrebs verbreiten sich Krebszellen besonders schnell

Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom) gilt als aggressivste Krebsart überhaupt, und die Überlebenschancen sind meistens gering. Forscher des Pathologischen Instituts am Universitätsklinikum Heidelberg und des National Cancer Institutes in Bethesda, Maryland, haben nun einen wichtigen Signalweg entdeckt, durch den Immunzellen das Tumorwachstum befördern können. Im Mausmodell ist es ihnen gelungen, diesen Mechanismus zu hemmen und dadurch das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler im Fachjournal Nature Medicine beschrieben.

Immunzellen können zu chronischer Entzündung führen

In von Bauchspeicheldrüsenkrebs befallenem Gewebe findet sich in der Regel eine dichte Anhäufung von Immunzellen. Diese schütten Botenstoffe, die sogenannten Zytokine, aus, locken damit weitere Immunzellen an und halten eine chronische Entzündungsreaktion am Laufen. Zytokine sind zwar wichtig, um den Angriff des Immunsystems auf den Tumor zu koordinieren, einige von ihnen fördern aber auch die Vermehrung, Wanderung und Ausreifung von Zellen – eben auch der Tumorzellen. Da sie dank der Abwehrreaktion des Immunsystems rund um den Tumor in hoher Konzentration vorkommen, erhalten die Krebszellen einen regelrechten Wachstumsschub.

Gefährlich wird es vor allem, wenn die Zytokine von den T-Zellen über den sogenannten „alternativen p38-Signalweg“ hergestellt werden. Die Untersuchung von Gewebeproben von 192 Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs ergab, dass die Menge der T-Zellen mit aktiviertem alternativem p38-Signalweg in der Umgebung des Tumors den weiteren Verlauf der Erkrankung beeinflusst. Patienten, bei denen nur ein Zehntel der T-Zellen oder weniger diesen Signalweg aktivierten, überlebten im Durchschnitt rund 20 Monate, bei einem höheren Anteil lag die Überlebenszeit der Patienten im Mittel bei knapp zehn Monaten. Versuche mit verschiedenen Mauslinien bestätigten dieses Ergebnis.

Hoffnung auf neue Therapieoptionen bei Bauchspeicheldrüsenkrebs

Blockierten die Wissenschaftler nun im Tierversuch gezielt den alternativen Signalweg mit einem eigens entwickelten Hemmstoff, wurde die entzündungs- und tumorfördernde Zytokinbildung unterdrückt: Der Übergang von Krebsvorstufen zum Pankreaskarzinom dauerte länger, bestehende Tumoren wuchsen langsamer und die Neubildung kleiner Blutgefäße zur Versorgung des Tumorgewebes verzögerte sich. Bei dem Hemmstoff handelt es sich um ein Eiweißfragment, das intravenös verabreicht wurde und keine Nebenwirkungen auslöste. Die Forscher hoffen, durch ihre Entdeckung das Spektrum der Therapieoptionen bei Bauchspeicheldrüsenkrebs erweitern zu können.

Durch die Blockade des entdeckten Signalwegs könne man etablierte Therapien durch die Wachstumshemmung entscheidend unterstützen und so Zeit für die Patienten gewinnen, erklärt Dr. Matthias Gaida, einer der Studienautoren. Zudem, so Gaida, liege der Vorteil des Therapieansatzes darin, „dass er sich nicht gegen die Tumorzellen selbst richtet, die ihre Eigenschaften ständig verändern und so schnell resistent gegen die Behandlung werden, sondern ausschließlich gegen die stabile Zellpopulation der T-Zellen.“

Foto: © psdesign1 - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin

Weitere Nachrichten zum Thema Bauchspeicheldrüsenkrebs

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin