Die „Aktion Saubere Hände“ ist eine bundesweite Kampagne zur Verbesserung der Händedesinfektion im Gesundheitswesen. Nun hat die Charité für die Aktion von der WHO den Titel „Global Hand Hygiene Expert Centre“ erhalten. Prof. Petra Gastmeier, Direktorin des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin der Charité, erklärte dazu: „Dass die ,Aktion Saubere Hände' diese Auszeichnung erhalten hat, ist ein großer Ansporn für uns, die bisherigen Aktivitäten fortzusetzen. In den letzten fünf Jahren haben wir einen 50-prozentigen Anstieg in der Umsetzung unserer Richtlinien, der sogenannten Compliance, erreicht. Um die meisten Übertragungen von Infektionserregern sicher zu vermeiden, sind noch weitere 50 Prozent nötig.“
Die „Aktion Saubere Hände“ geht auf eine Kampagne der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zurück und wurde 2008 mit Unterstützung des Bundesministeriums für Gesundheit vom Nationalen Referenzzentrum für Surveillance von nosokomialen Infektionen (NRZ), dem Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. sowie der Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Gesundheitsversorgung e.V. (GQMG) ins Leben gerufen. Ziel der Kampagne ist es, die Händedesinfektion im Gesundheitswesen zu fördern und so die Zahl der Infektionen zu senken.
Handhygiene: Händedesinfektion richtig anwenden
Unter dem Motto „Keine Chance den Krankenhausinfektionen“ nehmen derzeit bundesweit etwa 1.300 Kliniken, Alten- und Pflegeheime sowie ambulante Einrichtungen an der Kampagne teil, darunter fast die Hälfte aller deutschen Krankenhäuser. Einrichtungen, die an der „Aktion Saubere Hände“ teilnehmen, schicken ihr medizinisches Personal zu Vorträgen und Kursen über Maßnahmen zur Prävention von Krankenhausinfektionen. Außerdem wird in interaktiven Lehrfilmen die richtige Technik der Händedesinfektion gezeigt, die die Haut wirksam schützt.
Die erste Kampagne der „Aktion Saubere Hände“ von 2008 bis 2010 richtete sich in erster Linie an Krankenhäuser und andere stationäre Einrichtungen. Über 750 Teilnehmer konnte die Aktion in dieser Zeit verzeichnen. Anfang 2011 startete dann die zweite Kampagne, die sich verstärkt an Alten- und Pflegeheime sowie medizinische Versorgungseinrichtungen aus dem ambulanten Sektor richtet. Zudem werden seitdem auch Strategien zur Verbesserung der Compliance bei der Händedesinfektion entwickelt.
Immer mehr Infektionen mit Krankenhauskeimen
Hygienemängel und damit verbundene Todesfälle in Krankenhäusern sind längst keine Seltenheit mehr. Allein in Deutschland treten pro Jahr rund 500.000 dieser nosokomialen Krankenhausinfektionen auf. Schätzungen zufolge sterben jährlich bundesweit über 10.000 Menschen durch Krankenhauskeime – und das, obwohl Experten der Meinung sind, dass sich mit entsprechenden Hygienemaßnahmen etwa zehn bis 30 Prozent der Infektionen vermeiden ließen.
Eine besondere Sorge der Mediziner ist auch, dass die Zahl der Infektionen mit sogenannten multiresistenten Keimen (MRE) immer weiter zunimmt. So hat erst kürzlich der HKK-Gesundheitsreport ergeben, dass sich die Zahl der MRE-Infektionen seit 2007 mehr als verdoppelt hat. Betroffen sind meist ältere Menschen über 70 Jahre. MRE sind Erreger, die gegen mehrere gängige Antibiotika resistent und damit besonders schwer behandelbar sind. Einer der häufigsten multiresistenten Erreger ist MRSA (Methicillin-Resistenter Staphylococcus Aureus).
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