Wer ungesund lebt, stirbt bis zu 17 Jahre früher

DKFZ-Studie: Wenn sich mehrere ungesunde Angewohnheiten addieren, sinkt die Lebenserwartung drastisch
Dass ein ungesunder Lebensstil auf Dauer krankmachen kann, ist hinlänglich bekannt. Was das konkret an Lebenszeit kostet, haben nun Forscher vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg ermittelt. Die meiste Lebenszeit kostet demnach das Rauchen. Männern raubt es im Schnitt neun, Frauen sieben Lebensjahre. Auch ein moderater Konsum von weniger als zehn Zigaretten pro Tag reduziert die Lebenserwartung bei beiden Geschlechtern immer noch um etwa fünf Jahre. Erstaunlich: Ein Mangel an körperlicher Aktivität machte sich in der Analyse nicht durch einen signifikanten Verlust an Lebenserwartung bemerkbar. Übergewicht dagegen reduzierte die Lebenserwartung um rund drei Jahre und der Konsum von rotem Fleisch um rund zwei Jahre.
Ein stark Übergewichtiger verliert drei Jahre, ein Raucher neun
Doch meist bleibt es nicht bei einer ungesunden Angewohnheit – deswegen haben die Forscher um den DKFZ-Epidemiologen Prof. Rudolf Kaaks auch die Auswirkungen der kombinierten Risikofaktoren ermittelt. Das Ergebnis: Die größte Lebenserwartung hatten schlanke* Nichtraucher, die wenig Alkohol tranken, körperlich aktiv waren und wenig rotes Fleisch, dafür aber viel Obst und Gemüse aßen. Und umgekehrt: Ein übergewichtiger starker Raucher, der viel trinkt und viel rotes Fleisch verzehrt büßt bis 17 Jahre an Lebenserwartung ein – verglichen mit seinem Mitmenschen mit dem günstigstem Risikoprofil. Bei einer Frau wären es 13,9 Jahre.
„Oft werden wissenschaftliche Hinweise auf einen gesunden Lebensstil als „erhobener Zeigefinger“ empfunden“, sagt Rudolf Kaaks vom DKFZ. „Deswegen ist es wichtig, dass wir ganz klar beziffern, was jeder einzelne an Lebenszeit gewinnen kann, wenn er frühzeitig auf ungesunde Angewohnheiten verzichtet.“
EPIC Studie anlaysiert Daten von über 25.000 Menschen im Raum Heidelberg
Für ihre aktuelle Untersuchung konnten die DKFZ-Epidemiologen auf die Daten von 25.540 Studienteilnehmern aus dem Raum Heidelberg zurückgreifen. Die Daten wurden im Rahmen der EPIC-Studie erhoben, in deren Verlauf die Teilnehmer mehrfach zu ihrem Lebensstil befragt worden sind. Die gesamteuropäische Studie zum Zusammenhang von Ernährung, Lebensstilfaktoren und Krebs dokumentiert seit 20 Jahren die Lebensstilfaktoren von über einer halben Million Europäern.
*Die als schlank bezeichnete Menschen hatten einen Body Mass Index (BMI) zwischen 22,5 und 24,9. Beim BMI handelt es sich um einen Richtwert zur Beurteilung des Körpergewichts in Bezug zur Körpergröße.
Foto: © Photographee.eu - Fotolia.com