Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Wer toleriert ein Spenderorgan?

Montag, 2. August 2010 – Autor:
Eine Organtransplantation ohne lebensgefährliche Abstossungsreaktion - bei einer kleinen Gruppe von Menschen ist dies möglich. Forscher der Charité - Universitätsmedizin Berlin haben in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern anderer europäischer Institutionen herausgefunden, welche immunologischen Merkmale diese Patienten gemeinsam haben.
Wer toleriert ein Spenderorgan?

Foto: NIH


 

Es ist äusserst selten, dass ein Mensch ohne entsprechende Medikamente ein Spenderorgan toleriert. Dennoch fanden die Forscher elf Patienten aus ganz Europa, die eine Nierentransplantation langfristig überlebt hatten, obwohl sie aus verschiedenen Gründen keine Medikamente zur Kontrolle des Immunsystems einnehmen konnten. Bei ihren Untersuchungen entdeckten die Forscher dann einen Biomarker, mit dem sich der Transplantationserfolg vorhersagen lässt.

Biomarker für Transplantationserfolg

"Wir entdeckten tatsächlich einen spezifischen immunologischen ,Fingerabdruck` im Blut, das heisst, eine Gruppe von Merkmalen, die nur diese Patienten gemeinsam hatten", berichtet Prof. Hans-Dieter Volk, Direktor des Institutes für Medizinische Immunologie und des BCRT der Charité. Die Charité war als einzige wissenschaftliche Einrichtung aus dem deutschsprachigen Raum an dem Vorhaben beteiligt, zu dem sich sieben europäische Forschungsinstitutionen, darunter das King"s College London, die Universität Oxford und das französische Institut de Transplantation et de Recherche en Transplantation (ITERT) zusammengeschlossen hatten. Ihre Aufgabe war es, den äusserst seltenen Fall einer natürlichen Toleranz gegen Nierenspenderorgane zu untersuchen.

Die Forscher verglichen das Blut dieser Menschen mit anderen Patienten, die trotz Einnahme der üblichen Medikamente nach der Nierentransplantation bereits Anzeichen einer Abstossungsreaktion zeigten, sowie mit gesunden Freiwilligen. In einer Reihe komplexer Labortests gelang es, die spezifischen Merkmale der immuntoleranten Gruppe zu identifizieren. Prof. Volk hofft, auf Grundlage dieser Ergebnisse mit Hilfe spezieller Blutuntersuchungen bald vorhersagen zu können, welche Patienten auf Medikamente zur Immunkontrolle ganz oder teilweise verzichten können. "Diese Mittel sind natürlich nicht ungefährlich und sehr teuer. Sie sichern das Überleben der Transplantate und der Patienten, aber ihre Einnahme kann auch zu ernsten Gesundheitsproblemen führen. Dennoch warnt Prof. Volk davor, die das Immunsystem hemmenden Mittel auf eigene Faust abzusetzen. "Trotz aller unangenehmen Nebenwirkungen ist es für jeden Transplantationspatienten äusserst wichtig, die verordneten Medikamente weiterhin einzunehmen!" 

Weitere Nachrichten zum Thema Organspende

Manipulationen bei der Organvergabe haben das Vertrauen der Deutschen in die Organspende in den letzten Jahren schwer erschüttert. Doch nun steigt die aktive Bereitschaft zur Organspende langsam an. Immer mehr Menschen haben einen Organspendeausweis. Das zeigt eine repräsentative Befragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) im Vorfeld des Tages der Organspende am 6. Juni.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin