Wer sollte sich gegen Affenpocken impfen lassen?
Die Fälle von Affenpocken weltweit steigen – besonders stark in Europa. Erst vor ein paar Tagen hat die Weltgesundheitsorganisation WHO deshalb eine „gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite“ ausgerufen, obwohl die Krankheit eigentlich als selten und harmlos gilt. Warum? Weil Affenpocken typischerweise bisher nur in West- und Zentralafrika ein Problem waren – und nun zur gleichen Zeit in 75 Ländern oder Territorien auftreten. Die Infektionszahlen steigen weltweit an – aber am auffälligsten in Europa. Von den rund 16.000 weltweit bekannten Fällen gibt es gut 2.200 in Deutschland und davon wiederum gut die Hälfte in Berlin. Auch wenn die Infektionszahlen im Vergleich zu Covid-19 marginal wirken, und die Krankheit lästig, aber in der Regel harmlos ist, kann für bestimmte Personengruppen eine Impfung sinnvoll sein, um andere oder sich selbst nicht zu gefährden. Schließlich braucht es auch bei den Affenpocken bis zu vier Wochen Zeit, bis die Krankheit durchgestanden ist. Mitten in der Corona-Sommerwelle auch noch die Affenpocken kriegen? Das muss nicht sein.
Affenpocken: Praktisch nur sexuell aktive Männer betroffen
Mit dem Affenpockenvirus kann sich im Prinzip jeder anstecken, der engen körperlichen Kontakt mit einem Infizierten hat. „Die Übertragungen erfolgen in diesem Ausbruch nach derzeitigen Erkenntnissen in erster Linie im Rahmen von sexuellen Aktivitäten, aktuell insbesondere bei Männern, die sexuelle Kontakte mit anderen Männern haben", schreibt das Robert-Koch-Institut (RKI). Eine Übertragung der Krankheit ist einer aktuellen Studie der Uni Hamburg zufolge aber auch über kontaminierte Gegenstände oder über Wäsche von Kranken möglich.
Wie man sich mit Affenpocken anstecken kann
„Das Risiko, sich mit Affenpocken anzustecken, ist besonders hoch, wenn man die Pocken (Hautveränderungen) berührt oder mit der Flüssigkeit in den Pocken in Kontakt kommt“, heißt es bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Eine Ansteckung sei aber auch schon möglich, bevor Hautveränderungen sichtbar sind. Das Virus kann dann demnach auch durch Tröpfchen in der Atemluft in Gesprächssituationen übertragen werden. Zu einer Ansteckung kommt es, wenn das Virus auf Schleimhäute von Augen, Mund, Nase, Penis, Anus oder Vagina gelangt. Aber auch in kleinste Verletzungen der Haut kann das Virus eindringen.
Impfung: Vorbeugend oder nach Kontakt zu Infiziertem möglich
„Das Risiko, sich mit Affenpocken anzustecken, ist jedoch nicht auf sexuell aktive Menschen beschränkt“, heißt es bei der Bundeszentrale weiter. „Jeder Mensch, der engen körperlichen Kontakt mit einer ansteckenden Person hat, kann sich anstecken.“ Die Ständige Impfkommission empfiehlt deshalb bestimmten Personenkreisen über 18 Jahre die Impfung mit dem Pockenimpfstoff Imvanex. Dabei kann der Impfstoff bei Risikogruppen präventiv verabreicht werden – oder als Schutz nach dem Kontakt zu einem Erkrankten (Postexpositionsprophylaxe).
1. Impfung zur Vorbeugung für Risikogruppen
Zur Prävention empfiehlt die STIKO die Impfung für ...
- Männer, die gleichgeschlechtliche sexuelle Kontakte mit wechselnden Partnern haben; Grund ist, dass Fälle in Deutschland bisher praktisch ausschließlich bei Männern der MSM-Community aufgetreten sind und diese Gruppe deshalb besonders geschützt werden soll.
- Personal in Speziallaboratorien mit gezielten Tätigkeiten mit infektiösen Laborproben, die Orthopockenmaterial enthalten, nach individueller Risikobewertung durch Sicherheitsbeauftragte.
2. Impfung als Schutz nach Kontakt zu Infizierten
Die sogenannte Postexpositionsprophylaxe zur Verhinderung einer Affenpockeninfektion nach dem Kontakt mit einem Infizierten sollte so früh wie möglich im Zeitraum von bis zu 14 Tagen nach Exposition erfolgen. Sie ist angezeigt …
- im privaten Bereich: nach engem körperlichem Kontakt über nicht-intakte Haut oder über Schleimhäute mit einer an Affenpocken erkrankten Person (zum Beispiel sexuelle Kontakte, aber auch Haushaltskontakte) oder bei längerem ungeschützten Face-to-face-Kontakt (näher als ein Meter).
- in der medizinischen Versorgung: nach Kontakt ohne ausreichende persönliche Schutzausrüstung (FFP2-Maske/medizinischer Mund-Nasenschutz, Handschuhe, Schutzkittel) zu einer Person mit einer bestätigten Affenpockenerkrankung, ihren Körperflüssigkeiten oder zu kontaminiertem potenziell infektiösen Material.
- bei Personal in Laboratorien: nach versehentlich ungeschütztem Kontakt zu Laborproben, die aktives Affenpockenmaterial enthalten.
(Quelle: RKI/STIKO)
Affenpocken: So läuft die Impfung ab
Da der Impfstoff derzeit nur eingeschränkt verfügbar ist, empfiehlt die STIKO, bevorzugt exponierten Personen eine Postexpositionsprophylaxe anzubieten. Die Grundimmunisierung sollte mit zwei Impfstoffdosen in einem Abstand von mindestens Tagen erfolgen. Bei Personen, die in der Vergangenheit bereits gegen Pocken geimpft wurden, reicht eine einmalige Impfstoffgabe aus.