Wenn Krankenhauslärm der Gesundheit schadet
Lärm gilt mittlerweile nicht mehr nur als lästig, sondern als bedeutsamer Faktor für verschiedene Erkrankungen. Vor allem Herz-Kreislauf-Erkrankungen können Studien zufolge durch Lärm verschlechtert werden. Denn Lärm aktiviert das autonome Nervensystem: Stresshormone, Blutdruck und Puls steigen an. Dabei scheint es sogar eine direkte Interaktion zwischen dem auditorischen System und anderen Bereichen des Zentralen Nervensystems zu geben. Diese gelten als hauptverantwortlich für die Effekte und treten auch schon bei geringen Lärmpegeln auf. Lärm wurde daher in einem europäischen Konsensuspapier als zweitwichtigstes umweltbezogenes Gesundheitsrisiko eingestuft. Doch selbst in Krankenhäusern herrscht häufig ein hoher Geräuschpegel, der sogar den Heilungsprozess verzögern kann.
Lärm wie auf einer Straßenkreuzung
Die Ursachen für den Krankenhauslärm: Beatmungsgeräte, piepende Monitore, zufallende Türen, laute Gespräche. Selbst das Öffnen von Einwegverpackungen oder Blutdruckmanschetten stellt eine bedeutsame Lärmquelle dar. Auch wenn der Schall hier nur kurzfristig erfolgt, kann er doch bei Patienten zu Stressreaktionen führen.
Wissenschaftler haben bereits vor Jahren die verschiedenen Lärmquellen in Krankenhäusern untersucht. Demnach verursacht beispielsweise das Aufreißen von Handschuhverpackungen einen Schalldruckpegel von 86 Dezibel, das Herablassen eines Bettgitters 90 und das Fallen einer Nierenschale 95 Dezibel. Eine Konversation von vier Personen, wie sie häufig bei Visiten erfolgt, liegt bei etwa 74 Dezibel, das Zuschlagen einer Tür bei 86 Dezibel. Zum Vergleich: Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt für Patientenräume einen Geräuschpegel von maximal 35 Dezibel. Für Werte ab 85 Dezibel ist nach den Richtlinien der Europäischen Gemeinschaft im Rahmen des Arbeitsschutzes sogar das Tragen eines Gehörschutzes notwendig.
„Healing Architecture“ soll Abhilfe schaffen
Wissenschaftler entwickeln daher Maßnahmen gegen den Krankenhauslärm. So hat eine Projektarbeit im Rahmen der Fachweiterbildung für Intensivpflege und Anästhesie der Kreisklinik Ebersberg gezeigt, dass Lärmampeln oder ein Soundear-System wirksam zur Geräuschereduktion beitragen können. Die Geräte messen die Lautstärke und warnen mit Piktogrammen oder Ampelfarben vor zu hohen Lärmpegeln. An der Charité in Berlin wird seit einigen Jahren ein „Adaptive Healing Room“ getestet. Hier soll ein intelligentes Alarmsystem überflüssige Geräuschbelastung verhindern. Zudem sorgt eine veränderte Raumgestaltung für Ruhephasen und Erholung, indem beispielsweise durch bestimmte Lichtinstallationen der Tag-Nacht-Rhythmus befördert wird. Diese sogenannte „Healing Architecture“ ist mittlerweile sogar ein eigener Forschungszweig.
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