Die Geschichte vom kleinen John wurde seit dem 9. Mai schon über 44.000 Mal auf Facebook geteilt. Es ist die Geschichte eines kleinen Jungen, der sich zwei Wochen nach seiner Geburt mit einem Herpesvirus angesteckt hat. Die Herpesviren haben bei ihm eine Herpes Enzephalitis ausgelöst – eine Gehirnentzündung. Trotz der Behandlung mit Aciclovir – einem antiviralen Mittel, profilaktischen Antibiotika und weiteren Medikamenten konnten die Ärzte die Entzündung offenbar nicht stoppen. 80 Prozent aller Kinder überleben eine Herpes Enzephalitis nicht. Auch der inzwischen acht Wochen alte John kämpft noch ums Überleben, bekommt jetzt von seinen Eltern zuhause jeden Tag sieben Medikamente. Sein Vater, Thorsten Schulz, schreibt auf Facebook, John werde nie wieder gesund. Große Teile seines Gehirns seien schwer geschädigt und zerstört. Niemand wisse, „ob ihm noch Jahre, Monate, Wochen oder Tage bleiben, bis sein Gehirn versagt“, so Johns Vater in seinem bewegenden Facebook-Eintrag.
Herpes-Simplex-Virus verantwortlich für 10 Prozent aller Gehirnentzündungen
Etwa zehn Prozent aller Gehirnentzündungen werden durch das Herpes-Simplex-Virus Typ 1 (HSV1) ausgelöst. Neugeborene sind besonders gefährdet, da bei ihnen die Blut-Hirnschranke noch nicht richtig ausgebildet ist. Über den Riechnerv können die Herpesviren ins Zentrale Nervensystem gelangen und dann Teile des Gehirns befallen. Kommt die Behandlung zu spät oder schlägt sie nicht an, kann das Gehirn schweren Schaden nehmen. So wie augenscheinlich beim kleinen John.
Diagnostiziert wird eine Enzephalitis durch Hirnstrommessungen (EEG), Ultraschall, MRT und Blutuntersuchungen. Letzte Gewissheit bringt die Untersuchung von Rückenmarksflüssigkeit (Nervenwasser). Hier wurden auch beim kleinen John die Herpesviren nachgewiesen. Die Therapie besteht in hochkonzentrierten Aciclovir, das intravenös verabreicht wird. Es ist derselbe Wirkstoff, der auch in normalen Herpescremes drin ist.
Lippenherpes, Genitalherpes und Herpes Enzephalitis werden durch HSV1 ausgelöst
Das Herpes-Simplex-Virus ist auch der Erreger des harmlosen Lippenherpes. Viele Menschen tragen das Virus in sich, bei einem Großteil bricht es niemals aus. Die Viren bleiben aber latent im Körper und können bei Stress, Reibung oder durch chemische Reizung aktiviert werden. Es bilden sich dann die typischen Herpes-Bläschen um die Lippen. Genitalherpes wird ebenfalls durch Herpesviren vom Typ 1 (HSV 1) ausgelöst. In 50 bis 70 Prozent der Fälle ist jedoch der Herpes-Simplex-Virus vom Typ 2 (HSV2) verantwortlich für Genitalherpes.
Während die Ansteckung mit HSV2 meist durch Sex erfolgt, werden die Herpes-Simplex-Virus Typ 1 durch eine Tröpfchen- oder Schmierinfektion übertragen – also über die Luft oder durch Berührung. Wenn der Herpes „blüht“, ist die Ansteckungsgefahr am größten. Ärzte raten darum Eltern, bei Lippenherpes einen Mundschutz zu tragen, um eine Ansteckung ihrer Säuglinge zu vermeiden.
„Herpesbläschen sind potenziell ansteckend“, warnt der Vater des kleinen John, der mit seinem Post auf die Gefahren von Herpes aufmerksam machen wollte und nun einen Medienrummel ausgelöst hat. „Wer darauf achtet rettet vielleicht einem Kind das Leben.“
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