Wenn die Psyche streikt: Mit 49 in die Frührente
Ein Studie der Bundespsychotherapeutenkammer zeigt: Psychische Erkrankungen sind immer häufiger die Ursache für Krankschreibungen und Frühberentung. So hat sich laut Studie der Anteil de Krankschreibungen von 2000 bis 2012 fast verdoppelt – ein Plus von 96 Prozent. Inzwischen gehen knapp 14 Prozent aller betrieblichen Fehltage (80 Millionen Tage im Jahr) auf psychische Erkrankungen zurück.
Auch die Zahl der Erwerbsminderungsrenten wegen einer psychischen Erkrankung ist zwischen 2000 und 2012 enorm gestiegen – von 50.000 auf 75.000. Somit haben mittlerweile 42 Prozent aller Frühberentungen eine psychische Ursache. Die Betroffenen sind im Schnitt erst 49 Jahre alt.
Erwerbsminderungsrente beträgt 600 Euro im Monat durchschnittlich
Menschen, die lange psychisch erkranken und deshalb arbeits- oder erwerbsunfähig werden, haben ein hohes Armutsrisiko, warnt die Bundespsychotherapeutenkammer. Eine Erwerbsminderungsrente betrug 2012 durchschnittlich rund 600 Euro pro Monat. Mehr als ein Viertel der erwerbsunfähigen Rentner lebt laut Studie in Einkommensarmut.
„Psychisch bedingte Frührenten könnten häufiger vermieden werden. Es mangelt an Behandlungsplätzen für psychisch kranke Menschen, aber auch an ausreichenden und für sie maßgeschneiderten Rehabilitationsleistungen“, kritisiert Prof. Dr. Rainer Richter, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK).
Psychotherapeuten fordern Ausbau der Versorgung
Laut Bundespsychotherapeutenkammer warten psychisch kranke Menschen in Deutschland rund drei Monate auf einen ersten Termin in einer psychotherapeutischen Praxis. Viele würden deshalb aufgeben und blieben unbehandelt. Nur jeder dritte psychisch Kranke erhalte überhaupt eine Behandlung. „Wir brauchen dringend einen Ausbau der psychotherapeutischen Versorgung“, so Richter. Auch bei den Reha-Leistungen für psychisch Kranke sei noch Luft nach oben.
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