Weniger Jugendliche landen im Krankenhaus
Ob Komasaufen bei jungen Leuten wirklich noch eines der beliebtesten Hobbys ist, sei dahingestellt. Fakt ist jedoch, dass sich zwischen 2002 und 2010 die Zahl der alkoholbedingten Krankenhausaufenthalte von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mehr als verdoppelte. Diese Zahlen vom Statistischen Bundesamt veranlassten im März 2010 die Landesregierung in Baden-Württemberg dazu, ein Alkohol-Verkaufsverbot zu verhängen: Zwischen 22 und 5 Uhr durften fortan an Tankstellen, Supermärkten und Kiosken keinerlei alkoholische Getränke mehr verkauft werden.
Forscher des Hamburg Center for Health Economics (HCHE) und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) konnten nun zeigen, dass dieses nächtliche Verkaufsverbot wirkt – wenn auch nicht übermäßig stark: Bei den 15- bis 19-Jährigen und bei den 20- bis 24-Jährigen sind den Angaben zufolge die alkoholbedingten Krankenhauseinlieferungen seit Beginn des Verkaufsverbots jeweils um etwa sieben Prozent gesunken, am stärksten bei jüngeren Männern. Zudem wurden infolge des Verkaufsverbots weniger Personen aufgrund von Körperverletzungen in Kliniken eingeliefert.
Kurzfristige Stagnation durch nächtliches Alkoholverkaufsverbot erreicht
„Baden-Württemberg konnte sich damit dem allgemeinen Trend widersetzen“, so Jan Marcus vom DIW Berlin. „Während die alkoholbedingten Krankenhauseinlieferungen in den anderen Bundesländern anstiegen, erzielte Baden-Württemberg durch das nächtliche Alkohol-Verkaufsverbot bereits kurzfristig eine Stagnation.“ Allein in den ersten 22 Monaten nach Inkrafttreten seien über 700 alkoholbedingte Krankenhauseinlieferungen in Baden-Württemberg vermieden worden.
„Jugendliche kaufen seltener Alkohol auf Vorrat und haben in der Regel weniger Geld zur Verfügung, so dass sie Alkohol öfter in Supermärkten und Tankstellen kaufen als Erwachsene, die einfacher auf Kneipen und Restaurants ausweichen können“, erklärt Thomas Siedler vom HCHE. Daher entfalte das Verbot seine Wirkung nur bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
Verbot zeigt bei Erwachsenen keine Wirkung
Bei den älteren Erwachsenen ab 25 Jahren stellen die Forscher dagegen keine signifikante Reaktion fest. Marcus: „Hier spielen auch ein höheres Einkommen und eine eigene Wohnung eine Rolle. Der Alkoholkonsum findet geplanter und weniger in der Öffentlichkeit statt.“
Für die Studie werteten die Forscher eine 70-Prozent-Stichprobe aller Krankenhauseinlieferungen in Deutschland für die Jahre 2007 bis 2011 aus (Krankenhausdiagnosestatistik). Alleine für das Jahr 2011 analysierten die Forscher Daten von 13 Millionen Krankenhausaufenthalten. Durch den Vergleich mit anderen Bundesländern konnten sie generelle Veränderungen im Alkoholkonsum herausrechnen und auch wirtschaftliche und demografische Veränderungen in den einzelnen Bundesländern berücksichtigen.
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