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Weniger Gluten – weniger Herz-Kreislauf-Probleme?

Montag, 28. März 2022 – Autor:
Auf Gluten in der Nahrung verzichten: Für Patienten mit Zöliakie ist das eine medizinische Notwendigkeit. Doch auch viele andere, die darauf gar nicht achten müssten, versprechen sich von einem Leben ohne Gluten positive Effekte auf Gesundheit und Wohlbefinden – bei der Prävention von Herz-Kreislauf-Problemen etwa. Die Uni Freiburg hat jetzt untersucht, ob hier ein Zusammenhang besteht.
Mit Mehl bestreute Fläche - mit dem Finger ins Mehl geschrieben: gluten free und ein Herzchen.

Eignet sich glutenarme oder -freie Ernährung zur Prävention von Herz-Kreis-Erkankungen? Das hat die Uni Freiburg im Auftrag des internationalen Wissenschaftsnetzwerks Cochrane untersucht. – Foto: AdobStock/Alexander Raths

Sich glutenarm zu ernähren oder ganz auf das in verschiedenen Getreidesorten wie Weizen enthaltene Kleber-Eiweiß zu verzichten, wird immer beliebter. Umfragen zufolge geben bereits vier Prozent aller Deutschen an, sich glutenfrei zu ernähren, auch wenn sie das gar nicht müssten – in der Hoffnung, ihrer Gesundheit und ihrem Wohlbefinden etwas Gutes zu tun. Warum sie das tun? Gluten wird mit negativen gesundheitlichen Auswirkungen in Verbindung gebracht, insbesondere mit Problemen des Magen-Darm-Trakts wie Durchfall oder einer ungenügenden Aufnahme von Nährstoffen.

Glutenfrei – auch bei Gesunden: Nützlich? Oder am Ende schädlich?

Eine Frage, die sich viele stellen, ist: Kann man mit einer glutenreduzierten oder glutenfreien Ernährung Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems vorbeugen? Oder ist „glutenfrei" im Gegenteil womöglich schädlich für das Herz, wie manche Studien vermuten lassen? Eine Meta-Studie im Namen des internationalen Wissenschaftsnetzwerks Cochrane, die jetzt von Cochrane Deutschland am Uniklinikum Freiburg durchgeführt wurde, hat nun den Zusammenhang zwischen einer glutenreduzierten beziehungsweise glutenfreien Ernährung und Herz-Kreislauf-Erkrankungen unter die Lupe genommen.

Glutenverzicht schützt wahrscheinlich nicht vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen

„Die derzeit vorliegende Evidenz zeigt keinen klaren Zusammenhang zwischen glutenarmer Ernährung und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, weder für ein erhöhtes, noch für ein vermindertes Erkrankungsrisiko“, sagt Christine Schmucker vom Institut für Evidenz in der Medizin am Uniklinikum Freiburg, die Erst-Autorin der Studie. Allerdings habe sich ein möglicher Zusammenhang zwischen einer reduzierten Aufnahme von Gluten und einem leicht erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes gezeigt. Diabetes wiederum sei ein bedeutender Risikofaktor für Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Die Evidenz sei allerdings zu dünn, um daraus jetzt auch handfeste Empfehlungen für die Praxis abzuleiten.

Aktuelle Cochrane-Metastudie zu Gluten: Die Ergebnisse im Detail

Für die jetzt vorgelegte Übersichts-Studie wurden vier Einzelstudien ausgewertet, an denen mehr als 450.000 Probanden teilnahmen und die teils über mehr als zwei Jahrzehnte liefen. In einer Studie wurde eine glutenfreie mit einer herkömmlichen Ernährungsweise verglichen; in den anderen eine Ernährung mit geringer, normaler oder erhöhter Gluten-Aufnahme am Tag. Die Ergebnisse im Detail:

  • Sterblichkeit aufgrund von Herz-Kreislauf-Problemen: kein Unterschied zwischen hohem und niedrigem Gluten-Konsum erkennbar.
  • Gesamtsterblichkeit: kein Unterschied erkennbar.
  • Herzinfarkt: kein Unterschied erkennbar.
  • Diabetes vom Typ 2: leicht erhöhtes Risiko (14 Prozent) bei glutenarmer Ernährung.
Hauptkategorie: Umwelt und Ernährung
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