Weniger Blutungen im Gehirn durch Dabigatran
Vorhofflimmern ist häufig mit einem hohen Schlaganfallsrisiko verbunden. Betroffene Patienten werden daher häufig mit einem Vitamin-K-Antagonisten wie beispielsweise Warfarin behandelt. Vitamin-K-Antagonisten sind gerinnungshemmende Arzneimittel, welche die Wirkung von Vitamin K hemmen und die Gerinnungsneigung des Blutes herabsetzen. Sie hemmen so die Bildung von Blutgerinnseln. Dies wird auch als "Blutverdünnung" bezeichnet. Eine häufige Nebenwirkung der Vitamin-K-Antagonisten sind jedoch Blutungen im Gehirn. Unter dem neuen Thrombinantagonisten Dabigatran treten deutlich weniger tödliche intrakranielle Blutungskomplikationen auf als unter Warfarin. Das hat eine aktuelle Analyse der RE-LY-Studie gezeigt, die im April 2012 im Fachmagazin "Stroke" veröffentlicht wurde.
Dabigatran (Handelsname Pradaxa) ist seit 2011 zur Schlaganfallvorbeugung bei Patienten mit Vorhofflimmern und Schlaganfallrisiko zugelassen. Es hemmt das Enzym Thrombin, das eine Schlüsselrolle bei der Blutgerinnung einnimmt. Ende letzten Jahres ist der Gerinnungshemmer in die Schlagzeilen geraten, weil er angeblich überdurchschnittlich oft zu Blutungen mit Todesfolge geführt haben soll. Der Verdacht konnte jedoch nicht erhärtet werden. Die neue Analyse hat gezeigt, dass Dabigatran nicht nur effektiver vor einem Schlaganfall schützt als Warfarin, sondern auch ein geringeres Risiko schwerer Blutungen.
Tödliche Blutungen treten unter Dabigatran seltener auf
Zwar wurden unter Dabigatran und Warfarin ungefähr gleich viele Blutungen festgestellt, doch die Rate tödlicher intrakranieller Blutungen im Gehirn war bei den Probanden, die Dabigatran erhielten, signifikant niedriger. Von den Studienteilnehmern, die Warfarin einnahmen, erlitten 32 Personen eine tödliche Blutung, während es unter Dabigatran je nach Dosierung zwischen 11 und 13 Patienten waren. "Die Behandlung mit Dabigatran weist wesentliche Vorteile gegenüber einer engmaschigen Therapie mit Vitamin-K-Antagonisten auf", fasst Professor Hans-Christoph Diener, Koautor der Studie, die Ergebnisse zusammen.
Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung. In Deutschland sind etwa eine Millionen Menschen davon betroffen. Die Patienten bemerken das Flimmern häufig durch plötzliches starkes Herzklopfen, ein beklemmendes Gefühl in der Brust und Atemnot. Wegen des erhöhten Schlaganfallsrisikos ist es ist wichtig, Vorhofflimmern rechtzeitig zu behandeln. Wer unter Bluthochdruck, Diabetes oder einer Schilddrüsenüberfunktion leidet und somit zur Risikogruppe gehört, sollte daher regelmässig zur Vorsorge gehen. Wichtig ist vor allem, die Ursachen zu beseitigen und beispielsweise den Blutdruck zu senken. Wenn alle Massnahmen und Medikamente nicht mehr helfen, kann eine Operation notwendig sein.
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