Weniger Blutspender – wachsender Bedarf

Täglich werden in Deutschland 15.000 Blutspenden benötigt. Spenderblut und daraus gewonnene Medikamente kommen vor allem Krebskranken zugute – Foto: ©toeytoey - stock.adobe.com
Unfälle, Krebserkrankungen, Operationen: 80 Prozent der Bundesbürger sind einmal im Leben auf Blutkonserven oder -produkte angewiesen. Immerhin ein Drittel der Deutschen wären nach Erkenntnissen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) geeignet, um Blut zu spenden – aber nur drei Prozent tun es auch. „Das ist zu wenig“, heißt es beim Blutspendedienst des DRK. „Wir brauchen etwa sechs Prozent der Bevölkerung als regelmäßige Dauerspender, wenn die Versorgung mit Blutpräparaten langfristig ausreichend gesichert werden soll.“
Vollblutspender gesucht
In den Jahren nach 2004, als der Weltblutspendetag zum ersten Mal stattfand, stieg die Gesamtzahl der Blutspenden in Deutschland kontinuierlich an und erreichte 2011 mit 7,6 Millionen Spenden den höchsten Wert seit der Jahrtausendwende. In den Jahren bis 2014, dem aktuellsten statisch erfassten Jahr, ging es auf hohem Niveau immer leicht bergab. Sieht man genauer hin, stellt man fest, dass nur die Zahl der Spenden von Blutbestandteilen merklich gestiegen ist – vor allem von Blutplasma. Die Zahl der Vollblutspenden dagegen stagnierte und sank – und lag zuletzt (2014) mit 4,4 Millionen spürbar unter dem Wert zehn Jahre zuvor (2004: fast 4,7 Millionen).
Blut und seine Bestandteile sind Medikamente, die man nicht künstlich herstellen kann – und die nur eine vergleichsweise kurze Haltbarkeit besitzen. Um Engpässe zu vermeiden, hat die Medizin inzwischen reagiert. Europaweite Blut-Management-Programme haben zu einem sparsameren Umgang mit Blutprodukten geführt ebenso wie die Ausbreitung minimalinvasiver OP-Verfahren. Die „Schlüsselloch-Chirurgie“ kommt, dank raffinierter OP-Instrumente, mit kleinen Hautschnitten und minimalen Blutverlusten aus.
Alterslimit bei Blutspende: Mit 68 ist Schluss
Beschleunigt wird die Verknappung von Blut und Blutprodukten durch die Überalterung der Gesellschaft. Augenfällig wird das Problem in einer Statistik der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): Dort stellen die 56- bis 69-Jährigen die aktivste Altersklasse unter den Blutspendern. 80 Prozent von ihnen haben immer wieder Blut gespendet – absoluter Spitzenwert. Genau diese Gruppe aber wird Schritt für Schritt als Blutspender ausscheiden: Beim Roten Kreuz etwa gilt im Regelfall eine Altersgrenze von 68 Jahren (nach ärztlicher Begutachtung im Einzelfall: von 72 Jahren). Weil mit dem Alter das Risiko für schwerere Erkrankungen steigt, entsteht hier zugleich ein besonderer Bedarf an Blutprodukten. Als gesunder Spender wegfallen und als kranker Empfänger hinzukommen: Der demographische Wandel produziert gleich einen doppelten Verlust.
Lustlosigkeit beim Blutspende-Nachwuchs
Das müsste nicht tragisch sein, gäbe es einen starken Nachwuchs an Blutspendern – aber genau den gibt es nicht. Schon jetzt spenden laut DRK immer weniger junge Menschen Blut und diese Entwicklung werde sich fortsetzen. Und von den wenigen, die spenden (jüngste Altersklasse: 18- bis 25 Jahre) hat es nur eine Minderheit von 46 Prozent schon mehrfach getan.
Mit einer Reihe von bundesweiten Aktionen und Appellen werden Blutspendedienste, Institutionen und Gesundheitsministerien am Weltblutspendetag versuchen, geeignete Nicht-Spender zum Blutspenden zu animieren. Blutspenden ist gesund: Erst kürzlich bestätigte eine Studie der Berliner Charité, dass regelmäßiges Blutspenden hilft, Bluthochdruck wirksam zu bekämpfen.
Weltblutspendetag: Geburtstag des Entdeckers der Blutgruppen
Der Weltblutspendetag findet immer am 14. Juni statt, dem Geburtstag des österreichischen Pathologen Karl Landsteiner. Dieser identifizierte im Jahr 1901 in Wien die drei Blutgruppenmerkmale A, B und 0 und erhielt dafür 1930 den Medizinnobelpreis.
Foto: DRK Blutspendedienste