Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Weltweit erste S2-Leitlinie Diabetes und Psyche erschienen

Dienstag, 25. Juni 2013 – Autor:
Weil Menschen mit Diabetes häufig an Depressionen leiden, haben Fachgesellschaften eine S2-Leitlinie „Psychosoziales und Diabetes“ entwickelt. Die weltweit erste Leitlinie auf diesem Gebiet soll die psychosoziale Versorgung der Betroffenen verbessern.
Weltweit erste S2-Leitlinie Diabetes und Psyche erschienen

Diabetes ist meist mehr als nur eine körperliche Erkrankung

Jeder achte Mensch mit Diabetes mellitus leidet nach Angaben der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) an einer Depression, jeder dritte Patient weist eine erhöhte Depressivität auf. Doch die Betroffenen erreicht nur selten professionelle Hilfe durch Psychologen, Psychotherapeuten oder Psychiater. Unbehandelt führen psychische Erkrankungen laut DDG aber zu einer schlechten Diabeteseinstellung und zu Folgeerkrankungen bis hin zu einer verkürzten Lebenserwartung.

Aus diesem Grund hat die DDG zusammen mit einer Reihe anderer Fachgesellschaften die neue S2-Leitlinie „Psychosoziales und Diabetes“ erstellt. Der praxisnahe Leitfaden soll die Erkennung psychosozialer Probleme und psychischer Erkrankungen, deren Behandlung und die Schulung der Betroffenen verbessern.

Fokus bei Diabetes liegt auf der Körpermedizin

„Die psychosoziale Versorgung von Menschen mit Diabetes ist leider noch immer unzureichend“, sagt der Koordinator der Leitlinie, PD Dr. Dipl.-Psych. Bernhard Kulzer, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Psychologie der DDG. „Patienten, die wegen emotionaler Belastungen Probleme mit der Diabetestherapie haben, erhalten in der klinischen Praxis nur selten adäquate Unterstützung.“ Bei der Therapie des Diabetes stünden noch immer die Blutzuckerwerte sowie andere somatische Behandlungsziele im Vordergrund. Nur bei jedem dritten Patienten werde beispielsweise nach psychischen Belastungen im Zusammenhang mit Diabetes gefragt.

Mit der neuen Leitlinie soll sich das nun ändern. Auf Basis aller verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt die S2-Leitlinie etwa Empfehlungen zu strukturierten Schulungsangeboten, psychosozialen Behandlungskonzepten sowie zur Diagnostik und Therapie komorbider psychischer Erkrankungen bei Diabetes. Sie zeigt außerdem auf, wie psychosoziale Konzepte besser in die Diabetestherapie integriert werden können. Die S2-Leitlinie richtet sich an alle Berufsgruppen, die Patienten mit Diabetes betreuen, aber auch an interessierte Patienten, Angehörige und Selbsthilfegruppen.

Die Leitlinie gibt den aktuellen Stand der Wissenschaft wider

„Für die Therapie und die langfristige Prognose des Diabetes sind somatische und psychosoziale Faktoren gleichermaßen wichtig“, erklärt Privatdozent Dr. med. Erhard Siegel, Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Denn Menschen mit Diabetes müssen die Therapie im Alltag dauerhaft und eigenverantwortlich durchführen. „Wenn Patienten die Erkrankung gefühlsmäßig nicht akzeptieren, Probleme haben, sich für die Therapie zu motivieren oder ihren Lebensstil anzupassen, dann ist eine erfolgreiche Therapie nicht möglich“, betont Siegel.

Die Leitlinie wurde von der DDG in Zusammenarbeit mit Experten aus der Psychosomatik, Psychologie und Psychiatrie fachübergreifend entwickelt. Unter Leitung des Koordinators Kulzer haben die Experten die aktuellsten medizinischen Entwicklungen der letzten Jahre rund um psychosoziale Aspekte des Diabetes strukturiert zusammengetragen und evidenzbasiert bewertet. Die neue S2-Leitlinie „Psychosoziales und Diabetes“ ist die weltweit erste Leitlinie dieser Art. Sie liegt auch auf Englisch vor.

Foto: DAK/Wigger

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Diabetes , Diabetes-Diagnose , Psychische Krankheiten , Depression

Weitere Nachrichten zum Thema Diabetes

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin