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Welttuberkulosetag: Wie ansteckend ist Tuberkulose?

Freitag, 22. März 2019 – Autor:
Mit der Migration ist in Deutschland die Zahl der Tuberkulosefälle gestiegen. Experten halten das Ansteckungsrisiko jedoch für klein. Tuberkulose ist weniger ansteckend als etwa Masern.
Tuberkulose, Migration

Lancet-Report: Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Einheimische bei Migranten mit Tuberkulose anstecken, liegt praktisch bei Null – Foto: ©RFBSIP - stock.adobe.com

Weltweit erkranken jährlich etwa zehn Millionen Menschen an Tuberkulose; mehr als 1,5 Millionen Menschen sterben daran. Fast 90 Prozent der Betroffenen befinden sich in oder stammen aus Entwicklungsländern. Durch Migration tritt die vergessene Krankheit, die früher Schwindsucht genannt wurde, jedoch verstärkt wieder  in Deutschland auf. Zwischen den Jahren 2014 (dem Jahr vor der großen Flüchtlingswelle) und 2016 gab es einen Anstieg um 25 Prozent. Darum stellt sich die Frage, wie ansteckend Tuberkulose eigentlich ist.

Ansteckungsrisiko geht gegen Null

Eine Antwort gibt der Report: „Der Gesundheitszustand einer Welt in Bewegung“. Mit dem Report will die Kommission zu Migration und Gesundheit der renommierten medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“ verbreiteten Mythen entgegen treten. Der Gießener Medizinhistoriker Michael Knipper hat an dem „Lancet“-Report mitgearbeitet. Zum Thema Tuberkulose sagt er: „Die Behandlung der Tuberkulose ist eigentlich einfach: Wichtig ist nur, dass verschiedene Antibiotika über einen längeren Zeitraum hinweg gegeben werden, und dass die und Patienten dabei unterstützt und begleitet werden.“ Vor allem letzteres sei im deutschen Gesundheitssystem schwierig. Mit einem verbreiteten Mythos räumt Knipper in diesem Zusammenhang auch auf: „Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Einheimische bei Migranten mit Tuberkulose anstecken, liegt praktisch bei Null.“

Weniger ansteckend als Masern

Laut Robert Koch-Institut ist Tuberkulose weniger ansteckend als andere über die Luft übertragbaren Krankheiten wie etwa Varizellen oder Masern. Das bedeutet, der Kontakt muss länger und intensiver sein, damit es zu einer Ansteckung kommt. Tuberkulose-Infizierte sind laut RKI in der Regel nur dann ansteckend, wenn sie an einer offenen bzw. infektiösen Tuberkulose leiden. Dabei hat der Krankheitsherd Anschluss an die Luftwege, so dass Bakterien nach außen dringen können. Die Infektion erfolgt fast immer über die ausgeatmete Luft, die erkrankte Personen insbesondere beim Husten und Niesen freisetzen. Als besonders ansteckend gelten Tuberkulosepatienten, bei denen im Auswurf so viele Bakterien vorhanden sind, dass diese bereits unter dem Mikroskop sichtbar sind („mikroskopisch positiv“). 

Lungentuberkulose ist die häufigste Form  

In 80 Prozent der Fälle liegt  eine Lungentuberkulose vor. Sind Organe außerhalb der Atemwege betroffen zum Beispiel Lymphknoten, Harnwege, Knochen, Gelenke, Verdauungsorgane, ist das Ansteckungsrisiko sehr gering. Nur wenn der Krankheitsherd etwa durch Fistelbildung einen Kontakt nach außen hat, dann sind auch diese Personen ansteckend.

Ob es zu einer Ansteckung kommt, hängt immer stark davon ab wie lang und intensiv der Kontakt zu einer an infektiöser Tuberkulose erkrankten Person war, und welche Menge an Tuberkulose-Erregern eingeatmet wurde. Eine große Rolle spielt auch das Immunsystem der Empfänger. So haben kleine Kinder und immungeschwächte Menschen, etwa HIV-Patienten, ein deutlich höheres Risiko, sich mit Tuberkulose anzustecken. Weitere Risikofaktoren für Tuberkulose sind Drogenabhängigkeit, Obdachlosigkeit und Armut.

Am 24. März wird der Welttuberkulosetag begangen. Das Datum ist kein Zufall: am 24. März 1882 gab Robert Koch die Entdeckung des Tuberkulose-Bakteriums bekannt.

Foto: pixabay

Hauptkategorien: Medizin , Gesundheitspolitik
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