Welches Essen ist gut (oder schlecht) bei Gicht?
Es sind Entzündungsschübe mit kaum erträglichen Gelenkschmerzen im großen Zeh, im Knie, im Ellenbogen oder der Hand: Ein bis zwei Prozent der Erwachsenen in Deutschland leiden an Gicht, Männer sind viermal so häufig davon betroffen wie Frauen. Mit gesunder Ernährung lässt sich die Krankheit jedoch spürbar lindern.
Gicht: Purine in Fleischprodukten als Auslöser
Bei der Entstehung von Gicht spielt der Konsum tierischer Lebensmittel eine entscheidende Rolle: Sie enthalten verhältnismäßig hohe Mengen an sogenannten Purinen. Purine kommen von Natur aus auch im gesunden Körper vor, denn sie sind Bausteine der Nukleinsäuren, die bei allen Organismen die genetische Information enthalten. Sie werden vom menschlichen Körper sogar selbst gebildet. Zum Problem können Purine allerdings werden, wenn dem Körper zu viel davon zugeführt wird. So enthalten Lebensmittel tierischer Herkunft wegen der hohen Konzentrationen in Haut und Innereien viele Purine.
Harnsäure konzentriert sich im Blut
Der Körper baut diese zu Harnsäure ab, die vor allem über den Urin ausgeschieden wird. Verläuft jedoch dieser Prozess zu langsam, konzentriert sich die Harnsäure im Blut. Ab einem Wert von etwa 6,5 Milligramm pro Deziliter besteht ein erhöhtes Risiko, dass sich Kristalle in den Gelenken bilden. „Es betrifft vor allem Menschen, deren Nieren die Harnsäure infolge einer erblichen Veranlagung nicht ausreichend ausscheiden", sagt Bettina Engel, Autorin der hausärztliche Behandlungsleitlinie zur Gicht, in der aktuellen Ausgabe des Gesundheitsmagazins „Apotheken Umschau".
Fett, Fleisch und Alkohol können Gichtanfälle auslösen
Akute Gichtanfälle lindert der Arzt mit schmerz- und entzündungshemmenden Medikamenten. Die Krankheit im Grundsatz positiv beeinflussen können dagegen die Patienten selbst: durch Umstellung auf eine purinarme Ernährung, die präventiv hilft. „Es kommt vor allem darauf an, sich nicht mit zu vielen Purinen auf einmal zu belasten", sagt Ernährungswissenschaftlerin Daniela Homoth. Fettreiche Mahlzeiten mit reichlich Fleisch und alkoholischen Getränken beispielsweise seien ein häufiger Auslöser für Gichtanfälle, denn: „Alkohol verzögert unter anderem das Ausschwemmen von Harnsäure."
Nicht mehr als 150 Gramm Fleisch auf einmal
Gichtpatienten sollten sich beim Fleischkonsum an Obergrenzen orientieren, rät Ernährungswissenschaftlerin Homoth. Mehr als 150 Gramm sollte die Fleischportion nicht wiegen. Das entspricht einem ziemlich kleinen Stück Schweinebraten oder Hähnchenbrust. In beiden steckt jeweils etwa die Hälfte der Tagesration an Purinen von 210 Milligramm, die als gut tolerierbar gilt. Homoths Trick, um die Portionen unauffällig zu schrumpfen: Fleisch zu Geschnetzeltem verarbeiten und daraus ein schmackhaftes Gericht mit Gemüse und weiteren Beilagen zubereiten.
Ernährung bei Gicht: Milchprodukte und Eier sind erlaubt
Lebensmittel tierischer Herkunft müssen aber selbst bei Gicht nicht pauschal vom Speiseplan gestrichen werden. Denn Milchprodukte – am besten fettarme – können sogar vor Gicht schützen, ebenso wie Kaffee oder Orangensaft. „Menschen mit Gicht können die meisten Gemüsesorten, Obst, Milchprodukte, Eier, Kartoffeln, Nudeln und Reis ohne Bedenken täglich essen“, heißt es in der Apotheken Umschau weiter. Eine Ausnahme bildeten Hülsenfrüchte, die vergleichsweise viel Purin enthalten. Reduziert werden sollte demnach vor allem der Genuss von Fleisch, Wurst und Fisch. Zudem sollte man Weißmehl- durch Vollkornprodukte ersetzen, Fertigprodukte minimieren sowie auf Zucker vor allem in Getränken verzichten. Ein derart optimierter Speiseplan helfe nicht nur, die gefürchteten Gichtattacken zu verhindern, sondern unterstütze auch beim Abbau überschüssiger Pfunde.