Welche Psychotherapie hilft bei Depressionen?
Zu Sigmund Freuds Zeiten wurde die Psychotherapie noch „Redekur“ genannt. Heute existieren zahlreiche psychotherapeutische Gesprächstherapien. Bei Depressionen werden unter anderem die etablierte kognitive Verhaltenstherapie oder die neuere Schematherapie – eine Kombination mehrerer Methoden - eingesetzt. Oft helfen die Therapien, oft jedoch auch nicht. Bislang existiert außer der Erfahrung des Therapeuten keine Messmethode, ob eine Therapie Erfolg verspricht. Forscher vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie sind jedoch überzeugt, dass sich die Wirkung einer Psychotherapie biologisch messen lässt.
Psychotherapie hat eine biologische Wirkung
„Bis in die Zellen hinein können wir die Wirkung einer Psychotherapie sehen“, sagt dazu Elisabeth Binder, Direktorin am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München. Diese Möglichkeiten wollen die Forscher nun nutzen: Im Januar startet das Institut eine groß angelegte Studie, in der die biologischen Effekte psychotherapeutischer Verfahren nachgewiesen werden sollen. Ziel des Vorhabens ist es, Biomarker zu finden, um den Erfolg einer psychotherapeutischen Behandlung im Vorfeld beurteilen zu können. „So sollen unnötige und langwierige Therapieversuche vermieden werden“, erklärt Martin Keck, Chefarzt und Direktor der Klinik am Max-Planck-Institut für Psychiatrie sowie Leiter des neuen Forschungsbereiches „Molekulare Neuropsychotherapie“. „Uns interessiert besonders das Zusammenspiel von Umwelt und Genen. Was epigenetisch, also an dieser Schnittstelle, passiert und welche Folgen das hat, soll uns Aufschluss über die Anwendung der Therapien geben“, ergänzt die Ärztin und Forscherin Binder.
Vergleich zweier psychotherapeutischer Verfahren
In der Studie kommen zwei Verfahren auf den Prüfstand: die kognitive Verhaltenstherapie und die Schematherapie. Letztere ist ein relativ neues Verfahren, bei dem Elemente aus verschiedenen Methoden wie der Kognitiven Verhaltenstherapie, der Gestalt- oder Hypnotherapie kombiniert und den individuellen Bedürfnissen des Patienten angepasst werden. „Wir erhoffen uns, mit den Resultaten der Studie genauer vorhersagen zu können, welche depressiven Patienten besonders gut und langfristig von welchen Therapietechniken profitieren“, erläutert Samy Egli, leitender Psychologe der Klinik am Max-Planck-Institut für Psychiatrie.
In Deutschland leiden schätzungsweise fünf Prozent der Bevölkerung aktuell an einer Depression. Der Erkrankungsgipfel liegt zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr.
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