Welche Milchverpackung ist am umweltfreundlichsten?

Getränkeverbundkartons, Kunststoff-Standtüten, Glasflaschen: Alle Verpackungslösungen für Frischmilch haben Vor-und Nachteile. Bei der regionalen Vermarktung mit kurzen Transportwegen liegt Glas vorne. – Foto: AdobeStock/Irina Schmidt
Verbundkartons, Kunststoff-Tüten, Glasflaschen: Welche Form von Milchverpackung ist unterm Strich am umweltfreundlichsten? Die einen sind leichter und damit ressourcenschonender zu transportieren, werden am Ende aber weggeworfen. Glasflaschen dagegen werden mehrmals genutzt, wiegen aber mehr und müssen gespült werden, und das verbraucht Wasser und Energie. Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik in Oberhausen liefert Verbrauchern Orientierungshilfe. Bei Milchverpackungen haben Glasflaschen unterm Strich die beste Ökobilanz – sofern bestimmte Bedingungen erfüllt sind.
Faktoren für die Ökobilanz: Herstellung, Transport, Entsorgung
Zum Schutz und Transport von Milchprodukten kommen in Deutschland derzeit sowohl Verbundkartons, Kunststoffverpackungen als auch Mehrweg-Glasflaschen zum Einsatz. Das Fraunhofer-Institut hat jetzt die Ökobilanz dieser drei Verpackungsvarianten untersucht. Auftraggeber war die Upländer Bauernmolkerei – einzige Bio-Molkerei in Hessen und von Bio-Bauern in eigener Regie geführt. Die ForscherInnen berücksichtigten in ihrer Expertise Produktion, Transport und Entsorgung der unterschiedlichen Verpackungsmöglichkeiten.
Zur Produktion gehört beispielsweise der Einsatz der Rohmaterialien für Verpackung, Verschluss und Etikett. Beim Transport der Milchverpackung wird der Weg vom Hersteller bis zum Abfüller sowie der Transport bis zum Point of Sale inklusive Leerfahrten bis zur nächsten Warenaufnahme und Retourfahrten berücksichtigt. Bei der Abfüllung fließen auch die Prozesse für die Reinigung der Glasflaschen mit ein. Beim Thema Entsorgung zählen das Recycling von Papier und Kunststoffen oder die thermische Verwertung und Gutschriften für Energie und Material für die Rezyklate.
Mehrweg-Glasflaschen: Nachhaltigste Verpackungslösung
Tenor der Studie: Mehrweg-Glasflaschen sind die nachhaltigste Verpackungslösung – zumindest für die regional aufgestellte Upländer Molkerei. Mindestens eine der zwei folgenden Bedingungen muss dafür erfüllt sein: Die Transportwege müssen kurz sein, oder der Umlauf muss größer als 20 sein. Denn die Mehrweg-Glasflasche beeinflusst pro Umlauf im Vergleich zum Getränkeverbundkarton das Klima zunächst stärker – bedingt durch ein höheres Gewicht beim Transport und die Retouren sowie eine zusätzliche Reinigung zur Wiederbefüllung.
Die Nachteile der Glasflasche kehren sich jedoch um, wenn sie häufig verwendet wird oder innerhalb des identifizierten ökologischen Radius transportiert wird. „Je höher die Rückläufe und je kürzer die Distanzen sind, desto nachhaltiger ist Glas“, sagt Karin Artzt-Steinbrink, Geschäftsführerin der Upländer Molkerei. Das Unternehmen will deshalb für die Vermarktung in unmittelbarer Nähe künftig Glasflaschen verwenden und bei längeren Transportwegen Verbundkartons.
Ökobilanz: Auch vom Verbraucherverhalten abhängig
Somit kann sowohl der Einsatz von Glasflaschen als auch von Getränkeverbundkartons sinnvoll sein. „Wichtig ist, dass die Verpackungsvarianten ökologisch sinnvoll eingesetzt und die Vorteile an die Konsument*innen kommuniziert werden“, sagt Anna Schulte vom Fraunhofer-Institut und Co-Autorin der Studie. Denn das Verantwortungsbewusstsein der Verbraucher ist ein entscheidender Teil des Erfolgs. „Durch die richtige Entsorgung der Verbundkartons im gelben Sack beziehungsweise durch die Rückgabe der Mehrwegvariante tragen Konsumenten aktiv zur Nachhaltigkeit der Verpackungen bei.“
Warum Mehrweg-Glas gut abschneidet
Die Mehrweg-Glas Variante schnitt aus mehreren Gründen gut ab: Sie ist recyclingfähig und hat den Vorteil, dass weniger Abfälle produziert werden, und durch das Wiederverwenden regionale Wirtschaftskreisläufe im Sinne der Circular Economy gefördert werden. Durch das Recycling werden Materialkreisläufe geschlossen und ebenfalls der CO2-Fußabdruck verringert.