Welche Krankenkasse ist die beste?
Für alle gesetzlichen Krankenversicherungen gilt derselbe Leitungskatalog. Um sich von der Konkurrenz abzuheben, bieten die Krankenkassen daher spezielle Bonusprogramme und freiwillige Zusatzleistungen an. Das Handelsblatt hat 76 gesetzliche Krankenversicherungen einem Vergleichstest unterzogen.
„Ziel war es zu ermitteln, inwiefern eine Krankenkasse das anbietet, was von den Versicherten nachgefragt wird, unabhängig davon, wie sinnvoll diese Angebote aus Krankenkassensicht oder aus Sicht von Experten sind,“ erklärt Thomas Lemke in dem Artikel. Lemke ist Geschäftsführer der Deutsche Finanz-Service Institut GmbH, die die Studie für das Handelsblatt durchführte.
Welche Krankenkasse ist die beste?
Geht man von den Präferenzen der Kunden aus, ist die Hanseatische Krankenkasse (HEK) die beste unter den bundesweit geöffneten gesetzlichen Krankenversicherungen. Die Kasse mit rund 500.000 Mitgliedern landete auf Platz 1 mit einem unterdurchschnittlichen Zusatzbeitrag von 1 Prozent und stark nachgefragten Zusatzleistungen wie Homöopathie und Osteopathie.
Das hat sie mit der größten deutschen Kasse, der Techniker Krankenkasse (TK) mit über 10 Millionen Versicherten und der Actimonda mit 130.000 Versicherten gemein. TK und Actimonda erreichten Platz 2 und 3, gefolgt von BKK VBU, Securvita, BIG direkt gesund, DAK-Gesundheit, BKK VerbundPlus, BKK24, SBK, Novitas BKK, mhplus Betriebskrankenkasse, Barmer-GEK, BKK Gildemeister Seidensticker und hkk Krankenkasse.
Homöopathie stark nachgefragt, unter Experten umstritten
Dabei ist gerade die Homöopathie in Fachkreisen äußerst umstritten. So forderte der Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), Josef Hecken, den Krankenkassen die Bezahlung von Therapiemethoden zu verbieten, für deren Wirksamkeit es keine wissenschaftlichen Belege gibt. Der G-BA ist eine Einrichtung der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen, die unter anderem darüber entscheidet, für welche Heilverfahren die Krankenkassen zahlen müssen beziehungsweise dürfen.
Nach Sichtung aller bekannten Studien zur Wirksamkeit der Homöopathie gebe es die einheitliche Einschätzung, dass homöopathische Mittel "keinen über einen Placebo-Effekt hinausgehenden Nutzen" haben, sagt denn auch Jürgen Windeler, Chef der Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG).
Wahltarife mit Selbstbeteiligung nicht populär
Bei den Kunden ist die Nachfrage nach Globuli und anderen alternativen Heilverfahren indes ungebrochen. „Fast ein Drittel aller Suchabfragen beinhaltet diese Alternativmedizin“, sagt Thomas Lemke. „Eine Krankenkasse, die sich einem Leistungswettbewerb stellen will, kommt daher kaum ohne homöopathisches Angebot aus.“ Fast alle bundesweit geöffneten Krankenkassen, die es auf die Plätze eins bis zehn schafften, haben die Kügelchen im Programm. Ausnahmen bilden hier nur die DAK und die SBK.
Nicht so gut kommen beim Kunden preiswerte Wahltarife mit Selbstbeteiligung an. Fast die Hälfte der allgemein geöffneten Krankenkassen bietet so etwas an. Aber nur acht Prozent der Versicherten wollen das auch nutzen. Stiftung Warentest rät von Tarifen mit Selbstbehalt übrigens ab. Damit gingen Versicherte ein finanzielles Risiko ein. Wer unvorhergesehen erkrankt und Behandlungen sowie Medikamente benötigt, zahle drauf.
Stärker nachgefragt sind laut der Studie Wahltarife, bei denen es eine Prämie gibt, wenn etwa in einem Jahr keine Leistungen in Anspruch genommen wurden. Dies wird von 33 der 76 getesteten Kassen angeboten.
Nur das Angebot auf dem Papier bewertet
Die billigste unter den bundesweit geöffneten Kassen ist die hkk mit einem Zusatzbeitrag von 0,59 Prozent. Die Beitragshöhe scheint bei der Wahl der Kasse allerdings nicht die größte Rolle zu spielen: 43 Prozent der Kunden wollen nur, dass ihre Krankenversicherung beim Preis nicht über Durchschnitt liegt.
Wichtig zu wissen: Der Test hat nur erfasst, wie gut die Kassen mit ihrem Angebot auf dem Papier sind. Im Einzelfall kann sich eine gut bewertete Kasse als sehr restriktiv erweisen, wenn es um die Bewilligung einer teuren Behandlung, einer Reha-Maßnahme oder einer Mutter-Kind-Kur geht. Daher sollen weitere Tests zur Service-Qualität im Alltag und zur finanziellen Stabilität der Unternehmen folgen, kündigt das Handelsblatt an.
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