Welche Kliniken wechseln Knieprothesen am besten?
2.064 Krankenhäuser gibt es in Deutschland. Aber nicht alle können alles gleich gut. Beispiel Knieprothesenwechsel: Nach Erkenntnissen der AOK zeigen sich bei diesem Eingriff – genauso wie bei anderen planbaren Operationen auch – „deutliche Unterschiede in der Behandlungsqualität“. Statistisch gesehen kommt es hier bei rund acht Prozent der Patienten zu Komplikationen. Hinter dieser Durchschnittszahl verbergen sich aber spürbare Differenzen in der Qualität. So liegt beim obersten Viertel der Klinik-Rangskala, also bei den besten Kliniken, die Gesamt-Komplikationsrate bei maximal 5,1 Prozent. Doppelt so groß ist mit 10,8 Prozent dagegen beim schlechtesten Viertel der Kliniken.
Je höher die Fallzahl pro Klinik, umso geübter deren Chirurgen
Prinzipiell lässt sich sagen: Je mehr Fallzahlen pro einzelner Klinik, umso mehr Übung haben deren Chirurgen. Es ist erwiesen, dass beim Wechsel von Hüft- und Knieprothesen höhere Fallzahlen auch höhere Qualität bedeuten. Bei Wechseleingriffen am Kniegelenk ist das besonders bedeutsam, denn: Sie gelten als noch einmal komplikationsträchtiger als die Erstimplantation eines künstlichen Knies. Beispiele für solche Komplikationen können sein: eine fehlerhafte Lage des Implantats; oder das Entstehen von Wundinfektionen. Die Folge: 7,6 Prozent der Patienten müssen im Schnitt innerhalb eines Jahres nach dem Prothesenwechsel erneut operiert werden. Schmerzhaft und nervenaufreibend für die Patienten; unnötig kostspielig für das Gesundheitssystem.
AOK: Online-Portal zur Krankenhaussuche
Die AOK hat deshalb auf ihrem Online-Portal zur Krankenhaussuche jetzt für Kandidaten von Knieprothesenwechseln eigens eine Informationsplattform eingerichtet. „Damit bieten wir jetzt zu allen großen OPs an Hüfte und Knie wertvolle Informationen an, die bei der Wahl der passenden Klinik nach Qualitäts-Gesichtspunkten helfen", sagt Martin Litsch, Vorstandvorsitzender des AOK-Bundesverbandes. „Für jede einzelne Klinik lässt sich im AOK-Navigator ablesen, ob sie bei der Behandlungsqualität überdurchschnittlich, durchschnittlich oder unterdurchschnittlich abschneidet.“
Mithilfe des Klinik-Wegweisers können Patienten selbst aktiv werden. Und sie haben damit die Chance, sich eine geeignete Klinik mit ausreichender Erfahrung auszusuchen, die dazu möglichst Wohnortnah liegt. „Die Daten im Navigator geben angesichts der großen Unterschiede bei den Komplikationsraten eine wichtige Orientierung", heißt es bei der AOK.
Knieprothesenwechsel: Die Top 25 im AOK-Klinik-Ranking
Die folgende Tabelle listet die 25 fallzahlstärksten Klinikstandorte in Deutschland aus dem Navigator des AOK-Bundesverbands auf (geordnet nach Fallzahlen in absteigender Reihenfolge). Unabhängig von der Fallzahl ist diesen Krankenhäusern gemeinsam, dass ihnen im Rahmen des QSR-Verfahrens allesamt „überdurchschnittliche Qualität“ bei Knieprothesenwechseln bescheinigt worden ist (QSR = Verfahren zur „Qualitätssicherung mit Routinedaten“, entwickelt vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO)). Dafür ausgewertet wurde der gesamte Behandlungsverlauf von bei der AOK versicherten Patienten. In die Gesamtbewertung ist eingeflossen, wie oft bei den hier behandelten Patienten ungeplante Folge-Operationen innerhalb eines Jahres nach dem Eingriff notwendig waren. Auch die Sterblichkeitsrate innerhalb von 90 Tagen nach der OP wurde einbezogen. In Klammern hinter dem Kliniknamen: Fallzahl an Knieprothesenwechsel-Operationen bei AOK-Versicherten im Jahr.
- Helios ENDO-Klinik Hamburg (530)
- Klinik König-Ludwig-Haus, Würzburg (179)
- Orthopädische Klinik Markgröningen (157)
- DIAKOVERE Annastift, Hannover (156)
- Krankenhaus Rummelsberg, Schwarzenbruck (144)
- Helios Ostseeklinik Damp (132)
- Diakonie-Klinikum Stuttgart (123)
- Universitätsklinikum Heidelberg (121)
- Nordoberpfalz AG - Krankenhaus Tirschenreuth (120)
- Herzogin Elisabeth Hospital, Braunschweig (120)
- Eduardus-Krankenhaus gGmbH, Köln (116)
- Klinikum in den Pfeifferschen Stiftungen, Magdeburg (115)
- Asklepios Orthopädische Klinik Lindenlohe, Schwandorf (114)
- Sana Kliniken Sommerfeld, Kremmen (109)
- Helios Klinikum Berlin-Buch (108)
- Lubinus Clinicum, Kiel (98)
- Schön Klinik Neustadt in Holstein (98)
- BG Klinik Tübingen (96)
- Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg (84)
- Asklepios Klinikum Bad Abbach GmbH (82)
- ATOS Orthopädische Klinik Braunfels (76)
- Vitos Orthopädische Klinik Kassel gemeinnützige GmbH (73)
- Krankenhaus Märkisch-Oderland GmbH, Wriezen (70)
- Kliniken Erlabrunn gGmbH, Breitenbrunn (69)
- Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden (67)
264 Krankenhäuser erreichen Mindestzahl an OPs
In den QSR-Vergleich einbezogen wurden nur Kliniken, die innerhalb von fünf Jahren mindestens 30 AOK-Versicherte operiert haben. Daraus ergibt sich die Zahl von bundesweit 264 Kliniken, die eine ausreichende Fallzahl erreichen. Insgesamt bieten laut AOK aber rund 1.000 Krankenhäuser in Deutschland die OP an. „Die meisten dieser Häuser können nur sehr geringe Fallzahlen vorweisen - und das, obwohl es sich beim Knieprothesenwechsel um eine komplizierte OP handelt, die viel Routine und Erfahrung erfordert", sagt AOK-Vorstandschef Martin Litsch. Der AOK-Navigator weist deshalb darauf hin, dass geringe Fallzahlen pro Klinik zu mehr Problemfällen unter den Patienten führen.
Knieprothesenwechsel: Ausreichend Zeit für Klinikauswahl
Dass ein Prothesenwechsel nötig werden könnte, kündigt sich in der Regel langsam an. Das bedeutet: Es besteht ausreichend Zeit für die Auswahl einer Klinik. Prothesen-OPs gehören damit zu den planbare, „elektiven“ Operationen (im Gegensatz zu den nicht-planbaren, die eine akute Gesundheits- oder gar Lebensgefahr abwehren sollen). Die AOK weist OP-Kandidaten auch darauf hin, dass derzeit aufgrund der Corona-Pandemie in einigen Regionen wieder planbare Operationen verschoben werden.
Foto: AOK-Mediendienst