Welche Ernährung ist die beste: Fleischarm, mediterran oder vegan?

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Was ist besser: den Fleischkonsum zu reduzieren und mehr Obst, Gemüse und Vollkornprodukte zu essen, wie es die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) rät? Es unseren südlichen Nachbarn nachzutun und öfter mal zu Fisch und Meeresfrüchten zu greifen? Oder komplett auf vegane Ernährung umzustellen?
Eine neue Studie der Universität Bonn zeigt, dass die Antwort auf diese Fragen nicht so eindeutig ausfällt, wenn man auch die Aspekte Tierwohl und Umweltfolgen einbezieht. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Science of The Total Environment erschienen.
Ernährung für Viertel der Treibhausgase verantwortlich
Weltweit ist die Ernährung für ein Viertel der menschlichen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Ein großer Teil davon geht auf das Konto der Nutztierhaltung: Tiere wandeln nur einen kleinen Teil der verfütterten Kalorien in Fleisch um. Wiederkäuer erzeugen zudem Methan, das die Erderwärmung weiter beschleunigt.
Will man Ernährungsformen miteinander vergleichen, sollte man die optimale Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt zugleich in den Blick nehmen. Die Fachwelt bezeichnet dies als "One Health"-Perspektive.
Die beste Enährung: fleischarm, mediterran, vegan?
Juliana Paris vom Zentrum für Entwicklungsforschung und ihr Team haben drei Ernährungsweisen verglichen. "Dazu haben wir uns exemplarisch angesehen, welche Produkte bei Menschen in Nordrhein-Westfalen auf dem Speiseplan stehen", erklärt sie in einer Pressemitteilung. "Diese Referenzkost haben wir mit drei Szenarien verglichen: einer Umstellung nach den Empfehlungen der DGE, dem Wechsel zu einer Mittelmeer-Diät mit mehr Fisch und Meeresfrüchten sowie der Änderung hin zu einer veganen Ernährung."
In jedem dieser drei Szenarien wurden die Lebensmittel so gewählt, dass sie sich so wenig wie möglich von der Referenzernährung unterschieden. Zudem sollte die Produkt-Auswahl insgesamt dieselben Nährstoffe in ähnlichen Mengen enthalten wie bislang. Die Forschenden erhielten so für jedes Szenario einen "Lebensmittel-Korb".
Inwieweit leiden Nutztiere unter ihrer Haltung?
Mit Hilfe von Datenbanken konnte dann der Effekt jeder Ernährung auf Umweltaspekte abgeschätzt werden - etwa die bei ihrer Produktion entstehende Menge an Klimagasen oder den Wasserverbrauch. Das erläutert Dr. Neus Escobar vom Institut für Angewandte Systemanalyse in Österreich. "Ähnlich gingen wir vor, um die Auswirkung der jeweiligen Ernährung auf die Gesundheit zu bewerten." So ist von rotem Fleisch bekannt, dass es das Risiko bestimmter Krebsarten und von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht.
Die Konsequenzen für das Tierwohl schätzten die Forschenden anhand mehrerer Indikatoren: Wie viele Tiere durch den Konsum der Lebensmittel ihr Leben verlieren und unter welchen Bedingungen sie gehalten werden. "Wir haben anhand der Zahl von Neuronen oder der Größe des Gehirns im Verhältnis zum Körper abgeschätzt, inwiefern die jeweiligen Tiere unter ihrer Nutzung tatsächlich leiden", erklärt Juliana Paris.
Vegane Ernährung schnitt am besten ab
Ergebnis: Die vegane Ernährung schnitt in vielen Bereichen am besten ab. Allerdings ist die Erzeugung veganer Lebensmittel mit einem erhöhten Wasserverbrauch verbunden. "Außerdem müssen Veganerinnen und Veganer bestimmte Nährstoffe separat zuführen, etwa Vitamin B12, Vitamin D oder auch Kalzium", sagt Paris.
Die mediterrane Diät - obwohl gesund - hat aufgrund des hohen Anteils an Nüssen und Gemüse ebenfalls einen erhöhten Wasserbedarf zur Folge. Wird konsumierte Fleisch komplett durch Fisch ersetzt, sind zudem ihre Effekte auf das Tierwohl negativ: Da Fische und Meeresfrüchte deutlich kleiner sind als Kühe oder Schweine, leiden unter dieser Ernährungsform erheblich mehr Tiere. Negativ wirkt sich zudem der vermehrte Konsum von Honig aus, der eine intensive Bewirtschaftung von Bienenvölkern verlangt.
Ernährung ist zu reichhaltig
"Es wäre von Vorteil, den Proteinbedarf insgesamt weniger aus tierischen Quellen zu decken", betont Neus Escobar. "Zudem ernähren sich viele Menschen heute deutlich zu reichhaltig. Würden sie ihre Nahrungsmenge auf das reduzieren, was sie wirklich brauchen, hätte das möglicherweise zusätzliche positive Effekte."