Weizensensitivität: Forscher suchen verträglichere Sorten

Weizenmehl enthält Proteine, die nicht jeder verträgt – Foto: bit24 - Fotolia
„Die Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität (NCWS) ist nicht zu verwechseln mit einer Zöliakie - einer Glutenunverträglichkeit - oder einer Weizenallergie“, erklärt Projektkoordinator Prof. Detlef Schuppan, Leiter des Instituts für Translationale Immunologie der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.
Insbesondere die Zöliakie sei meist eindeutig nachweisbar. Den wahrscheinlichen Auslöser der Weizensensitivität entdeckten Schuppan und sein Team hingegen erst vor kurzem: Die α-Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATIs), eine Gruppe von Proteinen, die natürlicherweise im Weizen vorkommt.
Weizensensitivität: Bestimmte Proteine aktivieren Immunsystem
In hoher Menge aufgenommen aktivieren die ATIs bei den Betroffenen den Teil des Immunsystems, der für das Erkennen von Krankheitserregern verantwortlich ist. Dieser setzt daraufhin entzündliche Proteine frei und verursacht die Beschwerden.
„Entzündliche Reaktionen im Körper werden aktiviert beziehungsweise verstärkt. Das kann Bauchschmerzen, Benommenheit, Müdigkeit, Gelenk- und Muskelschmerzen, Hautveränderungen, depressive Stimmung und eine Verschlechterung einer chronischen Erkrankung verursachen“, sagt Prof. Schuppan.
Weizensensitivität tritt öfter auf als Zöliakie oder Weizenallergie
„Während gerade einmal jeweils ein Prozent der deutschen Bevölkerung an der Zöliakie oder einer Weizenallergie leiden, sind wahrscheinlich mindestens fünf Prozent von der NCWS betroffen“, meint Dr. Friedrich Longin, Leiter des Arbeitsgebietes Weizen an der Universität Hohenheim und Mit-Initiator des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts „Weizensensitivität“.
Die Wissenschaftler wollen den ATI-Gehalt einzelner Weizensorten bestimmen, herausfinden, ob er genetisch oder durch Umwelteinflüsse zustande kommt, welche Proteine primär die Immunantwort auslösen, und inwieweit die ATIs mit den Backeigenschaften zusammenhängen.
Weizensensitivität: Alte und neue Sorten angebaut und untersucht
Dafür wurden an drei verschiedenen Standorten 150 Weizensorten angebaut, von modernen Elite-Sorten bis zu wichtigen alten Weizenarten, die noch in der 1960ger Jahren verwendet wurden sowie zehn verschiedene Dinkelsorten.
Inzwischen sind die Körner geerntet, gedroschen und aufgereinigt und werden genauer im Labor untersucht. Mittelfristig sollen die Erkenntnisse helfen, neue Weizensorten zu züchten, die auch für empfindliche Bevölkerungsgruppen gut verträglich sind und dennoch gute Backeigenschaften besitzen.
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