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Wegen schwerer Nebenwirkungen: fluorchinolonhaltige Antibiotika nur noch in Ausnahmefällen

Montag, 6. Mai 2019 – Autor:
Schwerwiegende Nebenwirkungen von Fluorchinolonen sind seit langem bekannt. In einem Rote-Hand-Brief hat das BfArM neue Anwendungsbeschränkungen erlassen. Ab sofort dürfen fluorchinolonhaltige Antibiotika nur noch in Ausnahmefällen verschrieben werden.
fluorchinolonhaltige Antibiotika, Nebenwirkungen

Rote Hand Brief: Die Liste der Nebenwirkungen von fluorchinolonhaltigen Antibiotika wird immer länger, die Zahl der Anwendungsgebiete schrumpft

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat in einem aktuellen Rote-Hand-Brief die Anwendungsgebiete von fluorchinolonhaltigen Antibiotika weiter eingeschränkt. Künftig dürfen die Wirkstoffe Ciprofloxacin, Levofloxacin, Moxifloxacin, Norfloxacin und Ofloxacin nur noch dann verschrieben werden, wenn keine alternativen Antibiotika zur Verfügung stehen. So gibt es zum Teil lebensbedrohliche Infektionskrankheiten, bei denen andere Antibiotika nicht ausreichend wirksam sind. Gänzlich Tabu sind Fluorchinolone bei nicht-schwerwiegenden Infektionen und solchen, die auch ohne Behandlung abklingen würden, also Bagatellinfektionen. Für die verbleibenden Anwendungsgebiete sollten Ärzte in jedem Einzelfall eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Bewertung treffen.

Schwere Nebenwirkungen

Hintergrund der erweiterten Anwendungsbeschränkungen sind schwere Nebenwirkungen, die von fluorchinolonhaltigen Antibiotika verursacht werden. Sie betreffen hauptsächlich Sehnen, Muskeln, Gelenke und das Nervensystem. „Bestimmte schwerwiegende Nebenwirkungen von Fluorchinolonen können lang anhalten, die Lebensqualität beeinträchtigen und sind möglicherweise irreversibel“, teilt das BfArM mit.

Das Institut hatte zuvor ein Risikobewertungsverfahren auf europäischer Ebene angestoßen, in dem die Nebenwirkungen näher betrachtet wurden. Zu den sehr seltenen schwerwiegenden und anhaltenden, möglicherweise irreversiblen Nebenwirkungen gehören demnach insbesondere Entzündungen oder Risse der Sehnen, Muskelschmerzen oder Muskelschwäche, Gelenkschmerzen oder Gelenkschwellungen, Schwierigkeiten beim Gehen, Gefühle von Nadelstichen oder Kribbeln, brennende Schmerzen, Müdigkeit, Depressionen, Gedächtnisstörungen, Schlafstörungen, Probleme beim Sehen oder Hören, sowie Veränderungen des Geschmacks- oder Geruchssinns.

Sehnen können reißen

Es können mehre Organe oder Organsystemklassen gleichzeitig und mehrere Sinne betroffen sein. Sehnenschwellungen und Sehnenverletzungen können innerhalb von zwei Tagen nach dem Beginn der Behandlung mit einem fluorchinolonhaltigen Antibiotikum auftreten, möglicherweise aber auch erst einige Monate nach dem Behandlungsende.

Packungsbeilagen werden aktualisiert

Aufgrund dieser Ergebnisse werden die Packungsbeilagen der fluorchinolonhaltigen Antibiotika aktualisiert.

Mit dem Rote-Hand-Brief will das BfArM erreichen, dass Ärzte die Risiken und Anwendungsbeschränkungen lückenlos beachten. Patienten, die ein fluorchinolonhaltiges Antibiotikum anwenden und erste Anzeichen einer der oben beschriebenen Nebenwirkungen vermuten, sollten umgehend ihren Arzt kontaktieren.

Foto: Stockfotos-MG/fotolia.com

Hauptkategorien: Berlin , Gesundheitspolitik , Medizin
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