Die Wechseljahre gehen für manche Frauen mit Beschwerden wie nächtlichen Schweißausbrüchen, Hitzewallungen, Scheidentrockenheit oder Schlafstörungen einher. Wenn der Spiegel der weiblichen Hormone nach der letzten Regelblutung sinkt, steigt auch das Risiko für eine Osteoporose.
Lange galt die Erkenntnis, dass die Gabe weiblicher Hormone die Beschwerden lindern und das Risiko für Osteoporose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringern kann. Männer im vergleichbaren Alter leiden häufiger an koronaren Herzkrankheiten.
Geringe Dosis, kurze Behandlungszeit
Nach der Veröffentlichung der Women´s Health Initiative (WHI)-Studie im Jahr 2002 ging die bis dato sehr verbreitete Gabe weiblicher Hormone an Frauen in der Menopause aber schlagartig zurück, berichtet DGE-Sprecher Prof. Helmut Schatz. Die Studie hatte ein erhöhtes Brustkrebsrisiko und einen Anstieg kardiovaskulärer Risiken wie Schlaganfall und Herzinfarkt unter der Hormongabe beobachtet.
In der Folgezeit versuchte man, Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen und Scheidentrockenheit, die sich nicht auf andere Weise behandeln ließen, möglichst kurz (ein bis 2 Jahre) und in geringer Dosis mit Östrogenen und Gestagenen zu therapieren.
Das Alter zu Therapie-Beginn spielt eine Rolle
Nach Ansicht von Experten wurde aber außer Acht gelassen, dass die Frauen in der WHI-Studie durchschnittlich 63 Jahre alt waren und ihre letzte Menstruation demnach auch lange zurücklag. Werden die Hormone früh gegeben, erhöht sich das Herz-Kreislauf-Risiko nicht. Das ergab jetzt eine Cochrane-Analyse, heißt es bei der DGE.
Einbezogen in die Übersichtsarbeit waren 19 randomisiert-kontrollierte Studien mit 40.000 postmenopausalen Frauen. Beobachtet wurden die Herz-Kreislauf-Auswirkungen weiblicher Hormone. In der Gesamtheit stieg das Risiko für Schlaganfälle und Thrombembolien. In einem zweiten Schritt blickte die Analyse aber getrennt auf Frauen vor und nach dem 60. Lebensjahr beziehungsweise unterschied zwischen Frauen, die bis zu zehn Jahre nach der letzten Regelblutung mit der Einnahme begannen und Frauen, die nach zehn Jahren die Hormon-Therapie starteten.
Geringeres Risiko koronarer Herzkrankheit
Bei den jüngeren Patientinnen, die wegen Wechseljahres-Beschwerden früh mit der Hormon-Behandlung begannen, ergab sich eine um 30 Prozent reduzierte Gesamtsterblichkeit. Das Risiko einer koronaren Herzkrankheit (kardiovaskulärer Tod oder nicht-tödlicher Herzinfarkt) wurde auf fast die Hälfte reduziert. Das Risiko für Schlaganfälle war nicht signifikant erhöht, wohl aber das für Thromboembolien. Dieses Risiko ist allerdings bei jüngeren Frauen auch mit der Einnahme der Verhütungs-Pille verbunden.
Eine noch nicht veröffentlichte US-Studie, über die der Tagesspiegel berichtet, zeigte ähnliche Ergebnisse: Bei Frauen, die Hormone nahmen, war das Ausmaß der Verkalkung der Herzkranzgefäße geringer und das Sterberisiko in Nachbeobachtungszeitraum von acht Jahren geringer.
Wechseljahre: Hormone doch gut fürs Herz
Fazit von Prof Schatz: Für die jüngeren Frauen, die wegen Wechseljahres-Beschwerden früh mit der Behandlung beginnen, bieten die weiblichen Hormone einen schützenden Effekt fürs Herz und können ohne größere Bedenken gegeben werden. Stärker von der Behandlung profitieren demnach auch kardiovaskuläre Hochrisiko-Patientinnen wie Diabetikerinnen sowie Osteoporose-Patientinnen, die aus dem Grund Hormone nehmen müssen.
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