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Was tun, wenn Alzheimer-Patienten aggressiv werden?

Sonntag, 5. Juni 2022 – Autor:
Eine Alzheimer-Erkrankung ist für Angehörige eine große Belastung. Besonders schlimm ist es, wenn sich Alzheimerpatienten aggressiv verhalten. Wie umgehen mit der Wut des anderen? Experten der Alzheimer Forschung Initiative geben praktische Tipps.
Aggressives Verhalten von Alzheimer-Erkrankten ist besonders schwer erträglich für Angehörige

Aggressives Verhalten von Alzheimer-Erkrankten ist besonders schwer erträglich für Angehörige – Foto: © AOK Mediendienst

Menschen, die an Alzheimer leiden, legen mitunter seltsame Verhaltensweisen an den Tag. Nicht wenige werden aggressiv und haben Wutausbrüche. Das ist für Angehörige besonders belastend. Wichtig ist zunächst zu verstehen, warum Alzheimer-Erkrankte aggressiv reagieren.

Auslöser für aggressives Verhalten

Die Alzheimer Forschung Initiative nennt mögliche Gründe: Da die Patienten mehr und mehr in ihrer eigenen Realität lebten, verstünden sie gewohnte Abläufe nicht mehr und könnten das Handeln ihrer Mitmenschen immer weniger nachvollziehen. Das könne zu Aggressionen führen. Auch das Gefühl von Abhängigkeit und Hilflosigkeit könne aggressives Verhalten auslösen, sagen die Experten. Ebenso könnten ungewohnte Situationen als bedrohlich wahrgenommen werden, etwa fremde Menschen, laute Geräusche oder zu viel Licht.

Doch wie sollten Angehörige konkret reagieren? Oder lassen sich Wutausbrüche vielleicht sogar verhindern? Die Experten Alzheimer Forschung Initiative geben praktische Tipps und Anregungen für pflegende Angehörige:

Verhalten nicht persönlich nehmen

Versuchen Sie, sich zu vergegenwärtigen, dass das Verhalten des Erkrankten nicht gegen Sie persönlich gerichtet ist, sondern durch die Erkrankung bedingt ist. Im oft stressigen Pflegealltag ist das sicherlich nicht immer einfach. Wenn Sie merken, dass eine Situation zu herausfordernd ist, nehmen Sie sich die Zeit, das Zimmer kurz zu verlassen, um tief durchzuatmen und sich wieder zu sammeln.

Alltagsstruktur und Orientierung bieten

Um Überforderungsmomente zu vermeiden, sollten Sie den Alltag des Patienten oder der Patientin so einfach wie möglich gestalten. Bieten Sie Orientierung und Sicherheit, indem Sie Alltagsroutinen beibehalten, die Wohnungseinrichtung nicht verändern und Gegenstände am gewohnten Platz belassen. Kündigen Sie Termine wie Besuche einer ärztlichen Praxis mit genügend Vorbereitungszeit an. Äußere Auslöser wie grelles Licht, bestimmte Personen oder zu viel Lärm sollten nach Möglichkeit reduziert werden.

Auf Gedankenwelt des Erkrankten einlassen

Durch eine wertschätzende und einfühlsame Haltung können Aggressionen vermindert werden. Wichtig ist, sich auf die Gedankenwelt und Realität des oder der Erkrankten einzulassen. Versuchen Sie herausfinden, welcher Auslöser die Aggression hervorruft und stellen Sie diesen nach Möglichkeit ab. Vermeiden Sie Zurechtweisungen oder Richtigstellungen, denn sie führen zu nichts und können den Patienten oder die Patientin zusätzlich verunsichern oder verärgern.

Auf eine einfache Kommunikation achten

Damit sich der Patient oder die Patientin wahrgenommen und verstanden fühlt, ist es wichtig angemessen mit ihm oder ihr zu kommunizieren. Das erfordert vor allem Ruhe und Geduld. Achten Sie darauf, langsam, deutlich und in kurzen Sätzen zu sprechen. Gesten und eine deutliche Körpersprache können beim Verständnis helfen. Nutzen Sie Fragen, die mit „ja“ oder „nein“ beantwortet werden können. Wechseln Sie das Thema, wenn die erkrankte Person bei einem Gespräch nicht folgen kann oder das Thema Irritationen hervorruft. Wenn im späten Krankheitsstadium Kognition und Sprachfähigkeit immer mehr nachlassen, werden Blick- und Körperkontakt immer wichtiger.

Hauptkategorie: Medizin
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