
Meist nicht gefährlich, aber sehr schmerzhaft: Drei von zehn Kleinkindern unter drei werden im Jahr wegen Verdachts auf Mittelohrentzündung ärztlich behandelt.
Wenn kleine Kinder Fieber haben, vor Schmerzen wimmern und sich immer wieder ans Ohr fassen, appetitlos sind und nicht mehr trinken wollen: Dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie an einer Mittelohrentzündung leiden. Die akute Mittelohrentzündung gehört zu den typischen Krankheiten bei Kindern bis zum sechsten Lebensjahr. Von den Kindern unter drei Jahren wird jährlich sogar fast ein Drittel wegen einer Mittelohrentzündung ärztlich untersucht, zeigen Auswertungen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Ursache für das häufige Auftreten der Erkrankung: Die Ohrtrompete ist in diesem Alter noch sehr kurz. Keime aus dem Nasen-Rachen-Raum können sehr viel leichter ins Mittelohr vordringen als bei Erwachsenen.
Akute Mittelohrentzündung: Eine Ursache kann Passivrauchen sein
Neben der kurzen Ohrtrompete können weitere Faktoren das Risiko für eine Mittelohrentzündung erhöhen. Eltern können diese zwar nicht alle aus der Welt schaffen – einige sind unvermeidlich. Aber sie zu kennen, ist eine wichtige Voraussetzung, um die Erkrankung bei Kindern festzustellen und schnell und richtig behandeln zu lassen. Folgende Faktoren können das Auftreten einer akuten Mittelohrentzündung auslösen oder begünstigen:
- Grunderkrankungen wie ein geschwächtes Immunsystem, Gaumenspalte, Funktionsstörungen der Ohrtrompete
- Allergie oder Neurodermitis
- Mittelohrentzündung in den ersten sechs Lebensmonaten (Infekte im Mittelohr wiederholen sich gerne)
- Passivrauchen
- wenn Säuglinge von Anfang an Flaschennahrung bekommen und nicht gestillt werden
- enger Kontakt zu anderen Kindern
- vergrößerte Rachenmandeln
(Quelle: TK, AOK-Medienservice)
Ohrenschmerzen oder Ausfluss: Sofort mit dem Kind zum Arzt
Die gute Nachricht ist: "Die meisten akuten Mittelohrentzündungen heilen in der Regel folgenlos nach nur wenigen Tagen von selbst ab ", sagt Klaus Domdey, HNO-Arzt im Ärztezentrum der Techniker Krankenkasse (TK). Trotzdem lautet die wichtigste Grundregel: Zum Haus- oder Kinderarzt gehen, wenn der Verdacht auf eine akute Mittelohrentzündung besteht, um Folgeschäden zu vermeiden. „Erkrankt Ihr Kind mehrfach an einer Mittelohrentzündung und wird diese nicht fachgerecht behandelt, kann das Hörvermögen dauerhaft eingeschränkt werden, was sich zusätzlich negativ auf die sprachliche Entwicklung auswirken kann“, sagt HNO-Arzt Domdey weiter.
Was Arzt und Eltern tun können
Das Ziel der Therapie liegt darin, die Schmerzen zu stillen, das Fieber zu senken und die Entzündung abklingen zu lassen. Für Eltern ist es hilfreich zu wissen, welche Maßnahmen der Arzt ergreift und wie sie diese unterstützen können – etwa, indem sie die in der Praxis verschriebenen Arzneimittel ihrem Kind zu Hause konsequent verabreichen:
- Schmerzstillende Mittel (Tabletten, Tropfen, Zäpfchen)
- Nasentropfen für ein Abschwellen der Entzündung
- Hausmittel: Traubenkernkissen, Säckchen mit abgekochten Zwiebeln, Wadenwickel gegen das Fieber
- Antibiotika gelten bei Kindern meist als nicht nötig
Staut sich die Schleimhautflüssigkeit im Ohr und sind die Schmerzen medikamentös nicht in den Griff zu bekommen, kann ein Arzt auch einen Trommelfellschnitt vornehmen. „Das klingt dramatischer, als es ist“, heißt es bei der TK. Der Arzt ritzt das Trommelfell dann leicht ein, damit die Schleimhautflüssigkeit abfließen und ein Druckausgleich stattfinden kann.
In jedem Alter möglich: die chronische Mittelohrentzündung
Von der akuten Mittelohrentzündung bei Kleinkindern ist die chronische Mittelohrentzündung zu unterscheiden, die in jedem Lebensalter auftreten kann. Weil sie sich in der Regel nicht durch Schmerzen bemerkbar macht, ist Wachsamkeit geboten. „Unbehandelt kann sie zu Schwerhörigkeit, Tinnitus, Schwindel bis hin zu Hirnhautentzündung führen“, sagt HNO-Arzt Domdey von der TK. Typische Symptome können sein: Hörprobleme (insbesondere nur auf einem Ohr) oder der Ausfluss von Flüssigkeit aus dem Ohr. Treten diese Beschwerden auf, sofort einen Arzt aufsuchen.
Foto: AOK-Mediendienst