Was sind Anzeichen einer Herzschwäche?
Wenn wir geboren werden, essen oder trinken; wenn wir Sport treiben, eine Prüfung schreiben oder Auto fahren; wenn wir erschrecken, frisch verliebt oder todunglücklich sind; wenn wir wach sind, schlafen oder träumen: Unser Herz ist immer für uns da – ein Leben lang. Je nach dem, was wir tun oder wie wir uns fühlen, schlägt es 60- bis 80-mal pro Minute; fünf bis sechs Liter Blut pumpt es in dieser Zeit in den Kreislauf, um Organe und Gewebe mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen.
Ein Organ, das sich rund 100.000-mal am Tag zusammenzieht, kann nach Jahren anfangen zu verschleißen. Weil eine solche Herzschwäche („Herzinsuffizienz“) nicht heilbar ist, sondern nur verzögert werden kann, ist es wichtig, sie frühzeitig zu erkennen – um sie so früh und gut wie möglich behandeln zu können.
Unser Herzmuskel arbeitet in zwei Phasen. Während der „Systole“ zieht er sich zusammen und pumpt Blut in den Lungen- und Körperkreislauf. In der „Diastole“ dagegen erschlafft er und nimmt Blut auf. Analog dazu tritt Herzschwäche in zwei Formen auf:
Zwei Formen der Herzschwäche
- Systolische Herzschwäche:
Dem Herz fehlt die Kraft, ausreichend Blut in den Kreislauf zu pumpen. Beim gesunden Herz werden etwa 50 Prozent des Bluts aus der linken Herzkammer herausgedrückt (eine Restblutmenge bleibt immer zurück). Bei einer Herzinsuffizienz kann sie 30 Prozent und weniger betragen. - Diastolische Herzschwäche:
Dem Herzmuskel fehlt die Elastizität, um genügend Blut aufzunehmen (Füllungsstörung). Infolgedessen wird der Organismus nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt – selbst wenn die Pumpkraft des Herzens in Ordnung ist.
Herzschwäche: 500.000 Krankenhausfälle, 40.000 Todesfälle im Jahr
Patienten mit Systolischer Herzschwäche leiden häufig an der „Koronaren Herzkrankheit" (Herzkranzgefäßverengung). Patienten mit Diastolischer Herzschwäche leiden oft an Bluthochdruck. Bei Frauen ist die Diastolische Herzschwäche häufiger als bei Männern. Nach Zahlen der Deutschen Herzstiftung sind hierzulande rund vier Millionen Menschen von einer Herzschwäche betroffen. Knapp 500.000 Menschen müssen sich deshalb im Jahr stationär im Krankenhaus behandeln lassen; gut 40.000 Menschen sterben jährlich daran.
Viele halten Herzschwäche-Symptome für Altersbeschwerden
„Heilen kann man die Herzinsuffizienz zwar nicht, aber das Fortschreiten der Erkrankung kann früh genug erkannt deutlich verlangsamt werden“, heißt es in einer Mitteilung des unter anderem auf Herzkrankheiten spezialisierten Pharma- und Medizintechnik-Unternehmens Abbott. Doch sie früh zu erkennen, ist gar nicht so einfach: Die chronische Herzschwäche kommt in aller Regel schleichend und anfangs oft unbemerkt daher. Viele deuten die Symptome als „Alterserscheinung" – und verkennen sie damit.
Warnzeichen für eine chronische Herzschwäche
- Allgemeine Schwäche und Müdigkeit
- Abnahme der Leistungsfähigkeit (Treppensteigen, schnell laufen)
- Herzbeklemmung/Brustenge
- Atemnot bei Belastung
- Häufiger nächtlicher Harndrang
- Schwellungen an Knöcheln und Unterschenkeln durch Flüssigkeitseinlagerungen (Ödeme).
Zusätzlich zu den genannten Beschwerden können folgende Symptome auftreten:
- Beschleunigter Puls, vor allem bei Belastung („Herzklopfen“)
- Beschleunigter Atem
- Husten, Rasselgeräusche beim Atmen
- Kalte Finger, Füße und Beine
- Nächtlicher Harndrang
- Schwindelgefühl
(Quellen: Abbott, Deutsche Herzstiftung)
Die Herzstiftung weist darauf hin, dass chronische Herzschwäche keine eigenständige Krankheit ist – sondern vielmehr eine Folge von Grunderkrankungen:
Ursachen von Herzschwäche
- In 70 Prozent der Fälle: Koronare Herzkrankheit (KHK, und hier insbesondere der Herzinfarkt mit Untergang von Herzmuskelgewebe); Bluthochdruck
- Diabetes
- Herzklappenerkrankungen
- Entzündliche Herzkrankheiten, Herzmuskelentzündung (Myokarditis)
- Vorhofflimmern
- Angeborene Herzfehler
- Alkohol, Drogen, Medikamente
Ab 40 regelmäßig zum Check-up zum Hausarzt
Gelingt es, diese Grunderkrankungen rechtzeitig und konsequent zu behandeln, steigen die Chancen, das Risiko von Herzschwäche, aber auch Herzinfarkt oder Schlaganfall zu verringern. „Für wen Stufen gehen beschwerlich wird oder wer allgemein eine verringerte Leistungsfähigkeit und verstärkte Müdigkeit beobachtet, für den gilt: Unbedingt für einen Check-up den Arzt aufsuchen!“, raten die Experten des Gesundheitskonzerns Abbott. Die Deutschen Herzstiftung empfiehlt Menschen im mittleren Alter zwischen 40 und 50 (bei familiärer Vorbelastung noch früher), vom Hausarzt regelmäßig Blutdruck, Cholesterinwerte und Blutzucker untersuchen lassen. Mitglieder einer Herzinfarktfamilie mit starker erblicher Belastung sollten sich zusätzlich noch von einem Facharzt (Kardiologen) untersuchen lassen.
Die beste Strategie gegen Herzschwäche: ein gesunder Lebensstil
„In etwa 70 Prozent der Fälle entsteht Herzschwäche aus Koronarer Herzkrankheit (KHK) und langjährigem Bluthochdruck, der nicht oder nicht ausreichend behandelt wird“, heißt es bei der Herzstiftung weiter. „Unser heutiger Lebensstil mit Rauchen, Übergewicht, Bewegungsmangel, falscher Ernährung sowie Dauerstress ist neben erblichen Faktoren die Hauptursache der KHK und zugleich maßgeblich für die Entstehung von Bluthochdruck verantwortlich.“ Mit einem gesunden Lebensstil und der Vorbeugung der Risikokrankheiten Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen (hohes Cholesterin), Diabetes und psychosozialer Stress ließen sich die Hälfte aller Herzschwäche-Fälle vermeiden.
Herzpatienten: Impfung gegen Grippe und Pneumokokken ratsam
Bei chronischer Herzschwäche ist es grundsätzlich wichtig, sich vor Infektionen zu schützen, um dem ohnehin geschwächten Herz eine dadurch mögliche Überlastung zu ersparen. Deshalb raten Mediziner Patienten dazu, sich gegen Grippe (Influenza) und Pneumokokken impfen zu lassen – erst recht in Zeiten der COVID-19-Pandemie. Herzpatienten gehören bei einer Coronavirus-Erkrankung zum Kreis der Risikogruppen für schwere Verläufe.
Foto: Deutsche Herzstiftung