Was sich bei Urintests in der Schwangerschaft geändert hat

Neue Mutterschafts-Richtlinien: Urintests auf Eiweiß und Zucker gehören weiterhin zur Schwangerschaftsvorsorge
Ein Artikel im Deutschen Ärzteblatt zur Änderung der sogenannten Mutterschafts-Richtlinien könnte fälschlicherweise so verstanden werden, dass alle Urinuntersuchungen für Schwangere aus dem Untersuchungskatalog gestrichen seien. Das ist aber nicht der Fall: Nach wie vor sind die Urintests auf Eiweiß und Zucker enthalten und sollen bei jeder Schwangerschaftsuntersuchung alle vier Wochen durchgeführt werden. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie jetzt hin.
„Diese Untersuchungen sind wichtig, da sowohl der Schwangerschaftsdiabetes und die Präeklampsie bekannte Schwangerschaftskomplikationen sind, die Mutter und Kind gefährden können“, erklärt Prof. Sylvia Stracke, Vorsitzende der Kommission „Frau und Niere“ in der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN).
Neue „Mutterschafts-Richtlinien“ gelten seit Ende Mai
Die neuen Richtlinien über die ärztliche Betreuung während der Schwangerschaft und nach der Entbindung kurz „Mutterschafts-Richtlinien“ sind bereits seit dem 28. Mai 2019 in Kraft. Gestrichen wurden lediglich die regelhafte Untersuchung auf Bakteriurie bei asymptomatischen Schwangeren sowie die Durchführung eines Urinsediments alle vier Wochen während der Schwangerschaft und sechs bis acht Wochen nach Ende der Entbindung.
Tests auf Albumin dienen zur Erkennung der Präeklampsie
In dem Artikel des Deutschen Ärzteblatts wurde dagegen suggeriert, dass auch die Urintests auf Eiweiß und Zucker gestrichen seien. Bereits der Titel des Artikels „Mutterschaftsvorsorge: Routinemäßige Urinuntersuchungen gestrichen“ sei irreführend gewesen, meint Stracke. „Daher ist es uns ein Anliegen, alle Gynäkologinnen und Gynäkologen dafür zu sensibilisieren, dass die Urinuntersuchung auf Zucker und Albumin nach wie vor im Leistungspaket enthalten ist.“
Fehlgeburten und Schlaganfälle
Albumin ist ein Eiweiß, das normalerweise nur in geringen Mengen mit dem Urin ausgeschieden wird. Eine erhöhte Konzentration in der Schwangerschaft kann auf eine Präeklampsie hindeuten. Schwangere können dieses Krankheitsbild in der zweiten Schwangerschaftshälfte entwickeln. Erste Anzeichen sind neben vermehrtem Eiweiß im Urin (Proteinurie) auch ein erhöhter Blutdruck. Bei einer Präeklampsie wird die Plazenta nicht mehr ausreichend durchblutet, was zu einer Unterversorgung des Kindes mit Sauerstoff und Nährstoffen führen kann – mit zum Teil schwerwiegenden Folgen wie Fehlgeburten. Bei der Mutter erhöht die Präeklampsie das Risiko für Schlaganfälle und auch für Nierenversagen. Schätzungen zufolge sind etwa 2 bis 3 von 100 Schwangeren von einer Präeklampsie betroffen. Um die Erkrankung frühzeitig zu entdecken, werden Schwangere regelmäßig auf Eiweiß im Urin getestet. Daran haben auch die neuen Mutterschafts-Richtlinien nichts geändert.
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