Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Was Rauchen die Deutschen kostet

Donnerstag, 23. April 2015 – Autor:
Rauchen fordert jedes Jahr in Deutschland über 100.000 Tote. Darüber hinaus entsteht ein finanzieller Schaden von rund 79 Milliarden Euro. Das hat ein Hamburger Wirtschaftswissenschaftler vorgerechnet.
Was Rauchen die Deutschen kostet

Rauchen kostet die deutsche Volkswirtschaft fast 80 Milliarden pro Jahr

Rauchen ist gesundheitsschädlich und kostet jedes Jahr rund 110.000 Menschen in Deutschland das Leben. Trotzdem raucht fast jeder Dritte. Dass durch das Rauchen auch enorme volkswirtschaftliche Kosten entstehen, hat nun der Hamburger Wirtschaftswissenschaftlers Dr. Tobias Effertz vorgerechnet. Seine Analyse wurde soeben im Factsheet der Reihe „Aus der Wissenschaft – für die Politik“ des Deutschen Krebsforschungszentrums veröffentlicht. Demnach belastet das Rauchen die Sozialversicherungen enorm und verursacht jährlich einen finanziellen Schaden von rund 79 Milliarden Euro.

Kassen geben jährlich 25,41 Milliarden Euro für kranke Raucher aus

Bei seinen Berechnungen unterscheidet Effertz zwischen den direkten und indirekten Kosten. Die direkten Kosten entstehen im Gesundheitssystem und schlagen mit 25,41 Milliarden Euro pro Jahr zu Buche. Die indirekten Kosten umfassen die Produktionsausfälle, die der Volkswirtschaft durch das krankheitsbedingtes Fehlen am Arbeitsplatz und durch verlorene Lebensjahre infolge des Tabakkonsums entstehen. Diese volkswirtschaftlichen Kosten belaufen sich dem Wirtschaftswissenschaftler zufolge auf 53,68 Milliarden Euro.

Kosten werden auf die Allgemeinheit umverteilt

Dass rauchende Männer und Frauen die Sozialversicherungen unterschiedlich stark belasten, will Effertz ebenfalls herausgefunden haben: Während ein lebenslanger Raucher (ab dem Alter von 15 Jahren) die gesetzliche Krankenversicherung bis zu seinem Tod rund 90. 000 Euro kostet, belastet eine Raucherin die Kasse angeblich mit 529.000 Euro. Den Unterschied zwischen den Geschlechtern erklärt Effertz mit der geringeren Bezahlung und Erwerbstätigkeit von Frauen. Die Kosten, die den Sozialversicherungen durch das Rauchen entstünden, verursachten Beitragserhöhungen, meint er. Diese würden jedoch nicht allein von den Kostenverursachern, den Rauchern, sondern auch von Nichtrauchern getragen – also auf die Allgemeinheit umverteilt.

„Die Zahlen belegen die dringende gesundheitspolitische Notwendigkeit, den Tabakkonsum zu senken – nicht nur aus Gründen des Gesundheitsschutzes. Das beste Mittel dafür ist eine deutliche Erhöhung der Tabaksteuer. Denn Tabaksteuererhöhungen halten insbesondere Jugendliche vom Rauchen ab“, sagt Dr. Martina Pötschke-Langer vom Deutschen Krebsforschungszentrum. „Jeder Jugendliche, der nicht raucht, erweist seiner Gesundheit große Dienste und entlastet zudem die Kranken- und Rentenkasse erheblich.“ 

Ein Päckchen Zigaretten für 11,30 Euro

Wirtschaftswissenschaftler Effertz plädiert daher dafür, die Kosten für Zigaretten deutlich anzuheben. „Der faire Preis für eine Packung mit 19 Zigaretten, der die direkten Kosten kompensieren würden, läge etwa bei 7,80 Euro“, sagt er. „Berücksichtigt man zusätzlich die indirekten Kosten, müsste die Zigarettenpackung 11,30 Euro kosten.“ In Norwegen sei dies bereits der Fall. Dort rauchten weniger als 20 Prozent der Bevölkerung, in Deutschland hingegen rund 28 Prozent.

© Kaesler Media - Fotolia.com

Hauptkategorie: Gesundheitspolitik
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Rauchen , Gesundheitssystem

Weitere Nachrichten zum Thema Rauchen

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin