
Warum der Aufenthalt im Wald so gesund ist, soll jetzt weiter erforscht werden – Foto: ©claudettethebat - stock.adobe.com
Warum ist Waldbaden gesund? Der Lehrstuhl für Wald- und Umweltpolitik der Technischen Universität München (TUM) und der Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung (IBE) der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) untersuchen jetzt anhand von Studien, wie sich ein Waldbesuch konkret auf die menschliche Gesundheit auswirkt.
Die Forscher fahnden nach messbaren Effekten solch einer Waldtherapie. Die vorliegende wissenschaftliche Literatur zeigt ein breites Spektrum gesundheitsfördernder Wirkungen auf Körper und Psyche, noch mangele es aber an großen, validen Studien, heißt es in einer Mitteilung der LMU.
Waldbaden hat in Japan und Südkorea eine lange Tradition
In Japan und Südkorea hat das Waldbaden (jap. Shinrin-yoku) eine lange Tradition. Beim Shinrin Yoku werden die Teilnehmer dazu angeleitet, sich bewusst im Wald zu bewegen. Dabei wird zum Beispiel auf Geräusche und Gerüche im Wald geachtet und mit bestimmten Übungen die Wahrnehmung aktiviert.
Während eines Aufenthaltes im Wald wird der Mensch mit all seinen Sinnen angesprochen. Die Augen empfangen unterschiedliche Lichtverhältnisse bis hin zum Dämmerlicht. Der Geruchssinn nimmt neue Eindrücke wahr, wie den Geruch von Holz und Erde.
Wenig Luftschadstoffe, hohe Luftfeuchtigkeit
Der Mensch hört ungewohnte Geräusche wie Vogelstimmen, das Rascheln der Blätter oder das Plätschern eines Baches. Mit den taktilen Sensoren der Hände oder Füße können neue Materialien erspürt werden wie Blätter, Rinde, oder Moos. Der Geschmackssinn wird etwa durch das Kauen von Beeren angesprochen.
Je nach Waldtyp (Laub-, Misch- oder Nadelwald) bildet der Wald ein spezifisches Waldklima aus. Die hohe Luftqualität und Reduktion von Luftschadstoffen führen zur Entlastung von Atemwegen und Haut sowie einer systemischen Wirkung unter anderen auf Herz und Gefäße. Die hohe Luftfeuchtigkeit entlastet die Atemwege, niedrige Lufttemperaturen steigern die körperliche Leistungsfähigkeit.
Waldaufenthalt reduziert Stress und wirkt antidepressiv
Im Vergleich zu Aufenthalten in städtischen Umgebungen scheinen Waldaufenthalte antidepressiv und stressreduzierend zu wirken, die kognitive Funktionen zu verbessern und das Herz-Kreislauf-System und das Immunsystem zu stärken, schreiben die Forscher in einer Publikation der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF), in der sie die bislang veröffentlichten Studien auswerten.
Mögliche physiologische Effekte sind die Verringerung von Blutdruck und Puls, eine Vergrößerung der Herzratenvariabilität (Indikator für Regeneration/Entspannung), eine Verringerung der Konzentration von Stresshormonen wie Cortisol und Adrenalin und das Umschalten des Nervensystems auf Regeneration.
Was ist am Waldbaden so gesund?
Dass Waldbaden gesund ist, zeigen auch die positiven Effekte auf das Immunsystem. Der Aufenthalt im Wald regt die Aktivität der natürlichen Killerzellen im Körper an, die virenbefallene Zellen und Tumorzellen im Körper erkennen und abtöten. Dieser Effekt hält über mehrere Tage an. Unterstütztend wirken könnten dabei sekundäre Pflanzenstoffe, sogenannte Phytonzide wie Alpha- und Betapinene, die von Bäumen und anderen Pflanzen im Wald produziert und in die Luft abgegeben werde - allerdings in sehr geringer Konzentration.
Positive Emotionen wie Wohlgefühl, Erfrischung, Entspanntheit und Vitalität können durch einen Waldbesuch steigen, negative Gefühle nachlassen. Ein Therapieprogramm für depressive Patienten zeigte größere Erfolge, wenn es in einer Waldumgebung durchgeführt wurde statt in einem Krankenhaus.
Deutschlands erster offizieller Kur- und Heilwald liegt in Heringsdorf
Weitere Effekte des Waldbesuchs: In der Natur fällt es den Menschen leichter, persönliche Probleme zu reflektieren, was sich positiv auf die Gesundheit auswirkt. Der Wunsch nach Aufenthalten in der Natur kann zu körperlicher Bewegung anregen, was in einer Gesellschaft, die sich immer weniger bewegt, an Bedeutung gewinnt. Für eine gesunde Entwicklung von Kindern ist das Naturerleben wichtig und prägend für den späteren Lebensstil.
Zu den lange anerkannten naturheilkundlichen Verfahren gehört die Wasser-Therapie nach Kneipp. Was ein Wald bieten muss, um für die Waldtherapie geeignet zu sein, haben die LMU-Forscherinnen Prof. Angela Schuh und Gisela Immich in einem Kriterien-Katalog festgelegt. Deutschlands erster gesetzlich anerkannter "Kur- und Heilwald" erfüllt diese Kriterien. Er findet sich auf Usedom im Ostseebad Heringsdorf.
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