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Was hilft bei Zwangsstörungen?

Dienstag, 5. Juli 2016 – Autor:
Rund drei Prozent der Bevölkerung leiden an Zwangsgedanken oder -handlungen. Für die Betroffenen ist das häufig sehr quälend. Nun haben Wissenschaftler den therapeutischen Nutzen von Psychopharmaka und Psychotherapien bei Zwangsstörungen untersucht.
Therapie von Zwangsstörungen

Für Zwangsstörungen gibt es verschiedene Therapiemaßnahmen – Foto: tibanna79 - Fotolia

Bei Zwangsstörungen treten immer wieder unerwünschte Gedanken oder zwanghafte Handlungen auf, gegen die sich der Betroffene nicht erwehren kann. Zu den häufigsten Zwangsgedanken gehören aggressive Phantasien, Sorgen, Grübeln oder auch der Zählzwang. Zu den Zwangshandlungen gehören vor allem Kontroll-, Ordnungs- oder Reinlichkeitszwänge. Für die Behandlung von Zwangsstörungen stehen unterschiedliche Psychopharmaka sowie psychotherapeutische Verfahren zur Verfügung. Petros Skapinakis vom University College London hat nun eine Übersichtsarbeit zu Therapien bei Zwangsstörungen veröffentlicht.

Medikamente und Psychotherapien wirken bei Zwangsstörungen

Der Analyse zufolge werden bei Zwangsstörungen am häufigsten selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) oder das trizyklische Antidepressivum Clomipramin verschrieben. Durch Clomipramin verbesserte sich die Symptomatik auf der Yale-Brown Obsessive Compulsive Scale (YBOCS), mit welcher der Schweregrad von Zwangsstörungen gemessen werden kann, um 4,72 Punkte. Bei allen untersuchten SSRI verbesserten sich die Symptome um 3,42 bis 3,60 Punkte. Der Unterschied zu Clomipramin sei allerdings nicht signifikant, so Skapinakis. Durch Psychotherapien konnte eine Verbesserung um 14,48 Punkte erreicht werden, also erheblich mehr. Dennoch blieb durch die Analyse unklar, welchen Nutzen einzelne Psychotherapien wirklich haben können, da fast alle Patienten zusätzlich Medikamente erhielten.

In der S3-Leitlinie „Zwangsstörungen“ werden bei den psychotherapeutischen Verfahren vor allem kognitive Verhaltenstherapien empfohlen. Sie sollten fortgesetzt werden, bis sich der YBOCS-Wert um 50 Prozent verringert. Bei mangelndem Erfolg, zu langer Wartezeit oder Ablehnung durch den Patienten empfehlen die Autoren der Leitlinie Psychopharmaka als Monotherapie. Dabei werden in erster Linie SSRI wie Citalopram, Fluoxetin, Paroxetin oder Sertralin genannt. Allerdings ist Citalopram in Deutschland bei Zwangsstörungen nicht zugelassen.

Zwangsstörungen treten meist schon in der Jugend auf

Die meisten von Zwangsstörungen Betroffenen versuchen, ihre Erkrankung zu verbergen. Daher wird die Störung häufig auch als „die heimliche Krankheit“ bezeichnet. Etwa drei Prozent der Deutschen sind von Zwangsstörungen betroffen. Meist treten die ersten Symptome schon in der Kindheit oder Jugend auf. Häufungen für das Eintrittsalter sind im Alter von 12 bis 14 Jahren sowie von 20 bis 22 Jahren zu verzeichnen. Auch wenn sie nicht unbedingt geheilt werden können, ist es meist möglich, die Zwangsstörungen so unter Kontrolle zu bringen, dass sie das Alltagsleben der Betroffenen nicht mehr beeinträchtigen.

Foto: © tibanna79 - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin

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Bisher gibt es gegen Zwangsstörungen keine spezifischen Medikamente – meist werden Betroffene mit Antidepressiva behandelt. Nun haben Forscher einen molekularen Signalweg gefunden, der an der Entstehung von Zwangsstörungen beteiligt ist, und damit eine Option für neue Therapiemöglichkeiten eröffnet.

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