Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Was die Corona-Impfstoffe unterscheidet

Freitag, 15. Januar 2021 – Autor:
Bislang sind zwei Impfstoffe in Deutschland zugelassen, von Biontech/Pfizer und Moderna. Der Impfstoff von AstraZeneca könnte ab Ende Januar erhältlich sein. Das unterscheidet die Impfstoffe.
Covid-19-Impfstoffe, Corona-Impfstoffe

Ein neuer Impfstoff, der bald zugelassen wird, ist weniger wirksam aber einfacher zu handhaben – Foto: ©felipecaparros - stock.adobe.com

Bislang sind zwei Impfstoffe in Deutschland zugelassen, der Impfstoff von Biontech/Pfizer und der von Moderna. Beides sind mRNA-Impfstoffe. AstraZeneca hat für seinen vektorbasierten Impfstoff die EU-Zulassung beantragt und könnte ab Ende Januar erhältlich sein. Johnson&Johnson könnte im Februar seinen Zulassungsantrag stellen.

Das unterscheidet die Corona-Impfstoffe: Bei Biontech/Pfizer wurde eine Wirksamkeit von 95 Prozent gegen eine Covid-19-Erkrankung errechnet, bei Moderna waren es 94 Prozent. Die Moderna-Vakzine darf erst ab 18 Jahren verimpft werden, Biontech/Pfizer ab 16 Jahren.

Klassische Impfreaktionen traten häufig auf

Bei beiden Impfstoffen setzt der Schutz etwa zehn Tage nach der ersten Dosis ein, der maximale Effekt stellt sich nach der zweiten Dosis ein, die nach drei beziehungsweise vier Wochen gegeben werden sollte. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Immunologie biete bereits die erste Dosis nach 14 Tagen einen beträchtlichen Schutz vor schweren Krankheitsverläufen.

Klassische Impfreaktionen (Schmerzen und Schwellungen an der Injektionsstelle, Müdigkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen, Fieber) traten bei beiden Impfstoffen in den Zulassungsstudien sehr häufig auf. Das Paul-Ehrlich-Institut hat jetzt erste Meldungen über Nebenwirkungen bis zum 10. Januar 2021 ausgewertet, bis dahin wurde in Deutschland nur der Impfstoff von Biontech/Pfizer verimpft.

51 Fälle schwerwiegender Nebenwirkungen

Es wurden 325 Fälle von Nebenwirkungen geschildert. In 51 Fällen wurde über schwerwiegende Reaktionen berichtet. Die Rate für schwerwiegende Vorfälle betrug 0,08 pro 1.000 Impfungen. Die Personen wurden entweder im Krankenhaus behandelt oder die Reaktionen wurden als medizinisch bedeutsam eingeordnet.

In 7 dieser Fälle sind die Personen gestorben. Diese Patienten waren 79 bis 93 Jahren alt, alle hatten schwerwiegende Vorerkrankungen. In 17 Fällen traten allergische Symptome auf, davon sechs Fälle mit anaphylaktischen Reaktionen.

Fünf bis 30 Tage im Kühlschrank haltbar

Der mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer ist aufwändig in der Handhabung. Er muss bei minus 70 Grad Celsius transportiert und gelagert werden. Nach dem Herausnehmen aus dem Gefrierschrank bleibt er ungeöffnet bis zu fünf Tage im Kühlschrank haltbar.

Der Moderna-Impfstoff wird bei minus 20 Grad Celsius transportiert und gelagert. Er bleibt nach dem Herausnehmen aus dem Gefrierschrank bis zu 30 Tage im Kühlschrank haltbar.

AstraZeneca für Allergiker verträglicher?

AstraZeneca hat einen vektorbasierten Impfstoff entwickelt. Die Wirksamkeit liegt bei 70 Prozent. Er wird ebenfalls in zwei Dosen verabreicht, zwischen der ersten und der zweiten sollten vier bis zwölf Wochen liegen. Der Impfstoff lässt sich bei Kühlschrank-Temperaturen transportieren und lagern. Damit könnte er auch in Arztpraxen verimpft werden. Er ist zudem weitaus preiswerter als das Biontech/Pfizer- und Moderna-Präparat.

Bei diesen traten beim Impfen allergische Reaktionen auf. Forscher vermuten, dass es an dem Inhaltsstoff Polyethylenglycol  (PEG) liegen könnte, der auch in Kosmetikartikeln enthalten ist. Der Vektorimpfstoff von AstraZeneca ist frei davon, er könnte daher für starke Allergiker besser verträglich sein.

Johnson&Johnson und CureVac brauchen nur Kühlschrank-Temperatur

Johnson&Johnson hat einen Vektor-Impfstoff entwickelt, der bereits nach einer Dosis die volle Wirkung entfalten soll. Zum Grad der Wirksamkeit gibt es noch keine belastbaren Daten. Er kann bei Kühlschrank-Temperatur transportiert und gelagert werden und liegt vom Preis her zwischen AstraZeneca und Biontech/Pfizer und Moderna.

CureVac lässt seinen RNA-Impfstoff derzeit in einer Phase-3-Studie testen und rechnet mit der Zulassung im Sommer. Der Impfstoff soll auch bei Kühlschranktemperaturen transportiert und gelagert werden können.

Was die Corona-Impfstoffe noch unterscheidet

Was die Corona-Impfstoffe noch unterscheidet: mRNA-Impfstoffe enthalten Teile der Erbinformation des Virus in Form von RNA. Nach der Impfung wird die RNA von menschlichen Körperzellen aufgenommen. Sie nutzen die RNA als Vorlage, um Virusproteine zu produzieren. Diese Virusproteine (Antigene) aktivieren das Immunsystem und erzeugen so die schützende Immunantwort. Es werden Antikörper produziert sowie Gedächtniszellen, die den Virusbestandteil beim nächsten Mal wiedererkennen und angreifen.

Bei Vektor-Impfstoffen dient ein abgeschwächtes Virus, zum Beispiel ein Schnupfen-Virus, als Transportmittel (Vektor) für einen Teil der Erbinformation von SARS-CoV-2. Körperzellen nehmen diese auf und produzieren ein oder mehrere Antigene. Die lösen die Immunantwort aus.

Bei Totimpfstoffen mit Virusproteinen wird die Erbinformation mit dem Bauplan für ein Virusprotein in Bakterien, Hefe oder in Säugetierzellen eingebracht. Die produzieren das Virusprotein. Es wird gereinigt und als Antigen verimpft. Das löst die Immunantwort aus.

Impfung trotz Erkältung möglich

Da noch kein Impfstoff für Kinder unter 16 Jahren vorhanden ist, sollen sie derzeit nicht geimpft werden. Die Impfung in der Schwangerschaft und Stillzeit ist derzeit nur nach individueller Risiko-Nutzen-Abwägung empfohlen. Wer an einer akuten Krankheit mit Fieber über 38,5°C leidet, soll erst nach Genesung geimpft werden.

Eine Erkältung oder gering erhöhte Temperatur (unter 38,5°C) ist kein Grund, die Impfung zu verschieben. Bei einer Überempfindlichkeit gegenüber einem Impfstoffbestandteil sollte nicht geimpft werden. Patienten sollten dem Impfarzt vor der Impfung mitteilen, wenn sie Allergien haben. 

Wieviel Impfstoff Deutschland bekommt

Von Biontech/Pfizer kommen mindestens 60 Millionen Dosen über die EU, zudem hat sich Deutschland eine Option auf weitere 30 Millionen Dosen gesichert. Von Moderna erhält Deutschland 50,5 Millionen Dosen über die EU, über weitere Dosen wird national verhandelt.

Von AstraZeneca sollen 56 Millionen Dosen über die EU kommen, von Johnson&Johnson 37 Millionen Dosen über die EU. Dieser Impfstoff wird noch in einer Phase-3-Studie getestet. Von CureVac werden mindestens 42 Millionen Dosen über die EU erwartet, außerdem gibt es eine nationale Option auf 20 Millionen Dosen. Er wird ebenfalls noch in einer Phase-3-Studie getestet.

Foto: Adobe Stock/felipecaparros

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Coronavirus , Patientensicherheit

Weitere Nachrichten zum Thema Corona-Impfung

Angesichts hoher Ansteckungs- und Todesraten bei noch immer knappen Impfstoffverfügbarkeiten streiten Experten über die beste Strategie bei den COVID-19-Impfungen. Die Deutsche Gesellschaft für Immunologie plädiert dafür, zunächst lieber mehr Menschen einmal zu impfen – als weniger zweimal. Schon die erste Dosis biete nach 14 Tagen einen beträchtlichen Schutz vor schweren Krankheitsverläufen.

21.01.2021

Die EU-Kommission hat eine wichtige koordinierende Funktion zwischen den EU-Mitgliedsstaaten in der Coronakrise. So hat beispielsweise die EU Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 für alle Mitgliedsstaaten bestellt. Über die Rolle der EU in der Corona-Pandemie, die Diskussion um Grenzschließungen und die gemeinsame Impfstoffbeschaffung der EU sprach Gesundheitsstadt Berlin in einem Podcast mit dem langjährigen Mitglied des Europäischen Parlaments, Elmar Brok.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin