Die Forscher nutzten eine Infrarotkamera, um den Pupillen-Durchmesser von 27 Männern und Frauen zu messen, die in einem dunklen Raum vor einem Computer saßen. Die Teilnehmer musste eine schnelle Entscheidung über eine Szene auf dem Bildschirm treffen, über den sich zwei Wolken von Punkten bewegten.
Während die Probanden angaben, welche der beiden Wolken-Bewegungen stärker war, vermaßen die Neurowissenschaftler die Pupillen mit einer Videokamera. Nach jeder Antwort warteten die Teilnehmer bis zu drei Sekunden, um einen Ton zu hören, der anzeigt, ob ihre Wahl richtig war.
Entscheidungsunsicherheit vergrößert die Pupille
Die Forscher fanden heraus, dass die Pupillen-Erweiterung am größten war, wenn eine Person am ehesten verunsichert über die Richtigkeit der Entscheidung war und noch auf die Rückmeldung wartete. Die Forscher entdeckten auch, dass die Teilnehmer in der Regel dazu tendierten, ihre bisherigen Entscheidungen zu wiederholen. Nach einer Pupillen-Reaktion reduzierte sich aber dieser Effekt.
Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen hat die von Prof. Tobias Donner aus dem Institut für Neurophysiologie und Pathophysiologie des UKE geleitete Arbeitsgruppe in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht. Die Pupillengröße sei eng mit der Aktivität autonomer Zentren im Hirnstamm verknüpft, erklärten die Forscher. Diese Teile des Gehirns seien wichtig, um bei Unsicherheit in einer Entscheidung unser Verhalten unbewusst anzupassen – etwa dass wir beim nächsten Mal genauer auf die Fakten achten.
Was die Pupille verrät
Was die Pupille verrät: Donner und seine Kolleginnen konnten die Unsicherheit der Teilnehmer anhand der Größe ihrer Pupillen regelrecht berechnen. „Dass die Weite der Pupillen den allgemeinen Erregungszustand widerspiegelt, war bekannt“, sagt Donner. „Neu ist, dass das an dieses ganz präzise mathematische Maß von Entscheidungsunsicherheit gekoppelt war.“
Die Pupille sei ein indirektes Maß, um zu erfahren, was im Hirnstamm passiere, sagt der Neurowissenschaftler. An der Findung von Entscheidungen seien nicht nur die höheren Bereiche des Gehirns beteiligt, sondern auch evolutionär sehr alte und autonome Hirnstammzentren. Er hofft, dass seine Erkenntnisse bei der Behandlung von Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen helfen könne, bei denen Hirnstammzentren gestört zu sein scheinen. Womöglich könnten die Forscher eines Tages auch in der Lage sein, unsichere Entscheidungen zu erkennen und so ihre potenziell schädlichen Konsequenzen zu reduzieren.
Große Pupillen wirken attraktiver
Über die Pupille steuert das Auge auch die Stärke des Lichteinfalls auf die Netzhaut. Bei wenig Beleuchtung etwa weiten sich die Pupillen, damit ausreichend Licht auf die Fotorezeptoren trifft. Eine englischen Studie zufolge, weiten sich die Pupillen auch, wenn der Mensch einen längeren Augenkontakt mit einem Gegenüber als angenehm empfindet. Sie weiten sich dabei schneller und stärker.
Pupillen weiten sich auch bei Freude oder sexueller Erregung. Die Weitung zeige eine unwillkürliche Reaktionen des autonomen Nervensystems, heißt es in der britischen Studie. Sie sei ein Hinweis auf körperliche Erregung und decke sich mit anderen Veränderungen etwa von Puls und Hautwiderstand. Die Tollkirsche erhielt wegen ihrer Pupillen-weitenden Wirkung einst den lateinischen Namen Atropa belladonna ("schöne Frau"). Frauen mit größeren Pupillen galten als attraktiver, weswegen gern mit dem Atropin der Tollkirsche nachgeholfen wurde. Der Wirkstoff kann übrigens auch der Kurzsichtigkeit bei Kindern vorbeugen.
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