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Was den Eichenprozessionsspinner so gefährlich macht

Freitag, 17. Juli 2020 – Autor:
Der Eichenprozessionsspinner hat sich in jüngster Zeit auch in Deutschland stark vermehrt. Die Raupen des – an sich harmlosen – Schmetterlings tragen ein „Schutzfell“ aus ultrafeinen, fast unsichtbaren Brennhärchen, die beim Menschen schwere Hautreaktionen auslösen können. Außerdem: Bronchitis, schmerzhaften Husten und Asthma.
Eichenprozessionsspinner: Brutnest an einer Baumrinde

Eichenprozessionsspinner: Der Name des an sich harmlosen Nachtfalters kommt daher, dass seine Raupen gesellig sind und in Gruppen auf Nahrungssuche gehen. Im Bild: ein Brutgespinst an einer Baumrinde. – Foto: ©agrarmotive - stock.adobe.com

Als ausgewachsenes Tier ist der Eichenprozessionsspinner ein ganz harmloser Nachtfalter. Als kleine Raupe dagegen kann er für den Menschen eine Gesundheitsgefahr darstellen. Denn die Raupen des Schmetterlings sind in einem bestimmten Entwicklungsstadium im Sommer von mehreren hunderttausend Brennhärchen übersäht. Diese sehr feinen Härchen enthalten das Nesselgift Thaumetopoein. Sie sind fast unsichtbar und dringen leicht in Haut und Schleimhäute ein und können vor allem eine sogenannte Raupen-Dermatitis auslösen: mit Quaddeln, Hautentzündungen und langlebigen Knötchen, die an Insektenstiche erinnern.

Fiese Brennhärchen: mit Widerhaken, langlebig, vom Wind verwirbelt

Das Fiese an den Brennhärchen: Sie besitzen Widerhaken, brechen leicht und, sind lange haltbar und können sich in der Umgebung befallener Bäume über die Jahre anreichern (in Gräsern und Sträuchern). So stellen sie eine anhaltende Gefahrenquelle dar. Der Wind kann die feinen Härchen außerdem verwirbeln und weiterverbreiten. Auch ohne Kontakt zu Raupen oder Brutnestern können sie deshalb für den Menschen ein Problem sein. Werden die Härchen eingeatmet, kann es zu Reizungen an der Mund- und Nasenschleimhaut kommen und in der Folge zu Bronchitis, schmerzhaftem Husten und Asthma. Gelangen sie ins Auge, ist oft eine Bindehautentzündung die Folge. Auch generalisierte Beschwerden, etwa Schwindel, Übelkeit, Fieber oder Schüttelfrost, wurden beschrieben. Die Symptome treten oft erst über Nacht auf.

Unbehandelt halten die Hautreaktionen oft ein bis zwei Wochen an. Betroffen sind vor allem Hautpartien, die nicht mit Kleidung geschützt waren. Begleitend können Allgemeinsymptome wie Schwindel, Fieber, Müdigkeit und Bindehautentzündung auftreten. Eine Krankenhausbehandlung ist selten erforderlich. Vor allem bei Atembeschwerden sollten Betroffene aber zügig zum Arzt gehen.

So können Beschwerden behandelt werden

  • Hautirritationen: Kortisolpräparate
  • Juckreiz: Antihistaminika
  • Atembeschwerden: Kortisonsprays und Sprays mit Bronchien-erweiternden Mitteln

Wo man sich vorm Eichenprozessionsspinner in Acht nehmen muss

Das Insekt lebt hauptsächlich im Flach- und Hügelland und bevorzugt trockene und lichte Orte in eichenreiche Wäldern. Die Raupen des Eichenprozessionsspinners finden sich hauptsächlich an Eichen, in starken Befallsjahren auch an Hainbuchen. Befallen werden vor allem einzeln sowie am Waldrand stehende Bäume (Südseite). In hoher Konzentration kommen die Brennhärchen in alten Gespinstnestern vor: an der Rinde von Bäumen, oder – heruntergefallen – am Boden. Von ihnen geht deshalb eine anhaltende Gefahr aus.

Wie man die Raupen des Eichenprozessionsspinners erkennt

  • Länge: bis zu fünf Zentimeter
  • Körpermerkmale: dunkle, breite Linie auf dem Rücken mit samtartig behaarten Feldern und rotbraunen, langbehaarten Warzen

Tipps zum Schutz vorm Eichenprozessionsspinner

  • Gebiete mit Befall meiden
  • Raupen und Gepinste nicht berühren
  • Nach Kontakt mit Raupenhaaren: sofort duschen, Haare waschen (und trockenföhnen)
  • Kleidung wechseln und bei 60 Grad waschen
  • Autos außen und innen sorgfältig reinigen
  • Bekämpfung wegen Gesundheitsgefährdung nur von Fachleuten durchführen lassen

Verbreitungsgebiet des Eichenprozessionsspinners

Das Verbreitungsgebiet des Eichenprozessionsspinners erstreckt sich von der Iberischen Halbinsel über Süd- und Mitteleuropa bis in den Süden Russlands. In Nordwesteuropa und auf mehreren Mittelmeerinseln gibt es ihn nicht. Wegen der massenhaften Vermehrung sind in Deutschland inzwischen alle Bundesländer betroffen – am stärksten Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Bayern.

Foto: AdobeStock/agrarmotive

Hauptkategorie: Medizin
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