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Warum Touristen nicht gegen Dengue-Fieber geimpft werden

Mittwoch, 14. Februar 2018 – Autor:
Jedes Jahr erkranken deutsche Touristen auf Reisen nach Fernost oder in die Karibik am Dengue-Fieber. Es gibt einen Impfstoff. Doch er wird bei Reisenden nicht eingesetzt. Experte erklären warum.
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Die Gelbfiebermücke überträgt Dengue- und Zika-Viren – Foto: ©nataba - stock.adobe.com

Jedes Jahr erkranken deutsche Touristen auf Reisen nach Fernost oder in die Karibik am Dengue-Fieber. Es gibt seit 2017 einen Impfstoff. Doch der wird bei Reisenden nicht eingesetzt. Warum das so ist, erklärt ein Experte des CRM Centrum für Reisemedizin jetzt im Rahmen der ITB 2018.

Dengue ist eine Virusinfektion, die durch Mücken, allen voran der Gelbfiebermücke Aedes aegypti, übertragen wird. „Meist kommt es nur zu einem mehrtägigen Fieber, begleitet von Kopf- und Gliederschmerzen, manchmal auch zu einem Hautausschlag“ berichtet Prof. Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg: „Die Patienten erholen sich von selbst, viele ahnen nicht, dass sie am Dengue-Fieber erkrankt waren.“

Es gibt aber auch zum Teil tödliche Verlaufsformen mit starken Blutungen. Dieses „hämorrhagische“ Dengue-Fieber kann zum lebensgefährlichen Kreislaufversagen führen. „Solche Komplikationen sind bei Touristen glücklicherweise selten“, berichtet Prof. Schmidt-Chanasit. Dem Robert Koch-Institut wurden 2016 insgesamt 956 Erkrankungen am Dengue-Fieber gemeldet. Darunter waren nur vier „hämorrhagische“ Erkrankungen. Alle vier Patienten überlebten. 

Dengue-Fieber: Kein Impfstoff für Touristen

Seit 2017 gibt es einen Impfstoff. „Dengvaxia wurde in fünf Ländern Asiens und in fünf Ländern Lateinamerikas in Studien mit mehr als 30.000 Teilnehmern getestet“, berichtet der Mediziner. Die Schutzwirkung lag bei etwa 60 Prozent. Dennoch kommt der Impfstoff für Touristen nicht infrage. Die WHO empfiehlt ihn nur für Länder, in denen mehr als 70 Prozent der Bevölkerung Antikörper gegen Dengue-Viren hat.

Das hat seinen Grund: Der Nachweis von Antikörpern zeigt an, ob sich die Betroffenen bereits einmal mit Dengue-Viren infiziert haben. Hierbei verläuft die erste Infektion in der Regel ohne Komplikationen. Zum „hämorrhagischen“ Fieber kommt es erst bei einer weiteren Infektion. „An dem schweren Verlauf sind die Antikörper, die sich nach der ersten Infektion gebildet haben, nicht ganz unschuldig“, erläutert Schmidt-Chanasit.

Impfung könnte Erkrankung verstärken

"Es gibt vier verschiedene Dengue-Viren, und die Antikörper, die vor einem der vier Viren schützen, können die Erkrankung durch die anderen Viren manchmal verstärken," so der Mediziner. Auch nach der Impfung mit Dengvaxia werden Antikörper gebildet. Derzeit wird diskutiert, ob diese Antikörper ebenfalls spätere Infektionen mit anderen Dengue-Viren verstärken können.

Auf den Philippinen kam es im November 2017 zu schweren Komplikationen nach der Impfung mit Dengvaxia.. Nach Todesfällen musste die Impfkampagne abgebrochen werden.  "Dengvaxia kann aufgrund dieser Probleme nur mit starken Einschränkungen empfohlen werden", sagt Professor Schmidt-Chanasit. Weitere Impfstoffe sind jedoch in der Entwicklung. Darunter ein Impfstoff, der Antikörper gegen alle vier Dengue-Viren bildet und derzeit in größeren Studien getestet wird. Die Ergebnisse stehen noch aus.

Wie Touristen sich schützen können

Als Tourist sollte man sich daher auf jeden Fall mit den bekannten Methoden schützen: "Die Moskitos halten sich in der Nähe der Siedlungen auf, kommen aber auch in die Häuser", so Prof. Schmidt-Chanasit: "Sie stechen tagsüber und auch nachts, wenn das Licht an ist." Den besten Schutz bieten Insektenabwehrmittel wie etwa DEET und eine Bekleidung, die Arme und Beine bedeckt.

Foto: nataba/fotolia.com

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