Warum Milchzähne so wichtig sind
Milchzähne sind wichtig für das Kauen und Sprechen. So lernt ein Kind mit frühzeitig fehlenden Zähnen deutlich schwerer sprechen. Und sie haben eine auch wichtige Funktion als Platzhalter für die bleibenden Zähne. Das betont Prof. Dietmar Oesterreich, Vorstandsmitglied der Zahn-Initiative proDente und Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer.
Gehen Milchzähne vor der Zeit verloren, erschwert das die korrekte Gebissentwicklung, heißt es in einer Pressemitteilung. Fällt ein Milchzahn vor der Zeit aus, kann es sein, dass sich die Nachbar-Milchzähne in die Lücke schieben. Das stört die im Kiefer angelegten bleibenden Zähne beim Durchbruch.
Milchzähne sind wichtig – bereits ab dem ersten Zähnchen
Ist bereits das Milchgebiss von Karies befallen, werden beim Zahnwechsel auch die bleibenden Zähne mit der früher auch Zahnfäule genannten Erkrankung konfrontiert. Kinder bekommen eher Karies als Erwachsene, denn die Milchzähne sind weicher als die in harten Zahnschmelz eingekleideten bleibenden Zähne und daher anfälliger für den Angriff von Zucker oder Säure.
Gerade deshalb ist ihre Pflege besonders wichtig. Das Säubern beginnt bereits mit dem ersten Zähnchen. Bei den meisten Babys bricht dieses ab dem 6. Lebensmonat durch. Ab jetzt sollte eine Kinderzahnbürste mit weichen Borsten als festes Morgen- und Abendritual zum Einsatz kommen.
Zahnpasta mit Fluorid verwenden
In den ersten zwei Lebensjahren reicht einmal täglich ein dünner Film Kinderzahnpasta mit einem Fluoridgehalt von 500 ppm aus. Studiendaten zeigen, dass lokal wirkendes Fluorid aus Zahnpasta besser vor Karies schützt als die Gabe von Fluoridtabletten, so proDente. Ab dem zweiten Geburtstag wird zweimal täglich mit einer erbsengroßen Menge solch einer Kinderzahnpasta geputzt. Je nach Entwicklungsstand sollten Kinder dann mit drei bis vier Jahren beginnen, selbst die Zahnbürste in die Hand zu nehmen. Sie putzen am besten nach der KAI-Methode: Zuerst die Kauflächen, dann die Außenflächen und zum Schluss die Innenflächen der Zähne.
Das muss geübt werden. Nicht alle Kinder schaffen das ganz ohne Hilfe. Deswegen sollten Eltern bis in die Schulzeit hinein (etwa bis zur 2. Klasse), nachputzen, rät Zahnmediziner Oesterreich. Spätestens ab sechs Jahren sollte eine Zahnpasta mit einem Fluorid-Gehalt von 1000-1500 ppm zum Einsatz kommen. Erwachsenen-Zahnpasta hat den gleichen Fluoridgehalt, als Junior-Zahnpasta verkaufte Produkte schmecken bloß etwas milder.
Etwa im Einschulungsalter brechen die ersten bleibenden Zähne durch, die Sechs-Jahres-Molaren. Später kommen weitere Backenzähne hinzu. Auf den Kauflächen dieser Mahlzähne kann besonders schnell Karies entstehen. Der Stiftung-Warentest-Ratgeber „Gesunde Zähne“ empfiehlt daher, sie vom Zahnarzt versiegeln zu lassen (Fissuren-Versiegelung).
Vorsicht: Nuckelflaschenkaries
Säuglinge und Kleinkinder lieben es zu nuckeln. Das beruhigt und kommt ihrem natürlichen Saugbedürfnis nach. Wenn die Nuckelflasche jedoch als ständiger Begleiter mit zucker- und säurehaltigen Getränken gefüllt wird, besteht die Gefahr einer Nuckelflaschenkaries. Durch das permanente Flaschennuckeln werden die Zähne ständig von Süßem oder Saurem umspült. Das schafft günstige Bedingungen für die Kariesbakterien.
Geeignete Getränke sind Wasser und ungesüßter Tee. Denn auch Fruchtsäfte enthalten Zucker und können bei zu häufigem Genuss zur Zerstörung der Zähne führen. Betroffen sind zunächst meist die beiden Vorderzähne im Oberkiefer. Sobald ein Baby sitzen kann, sollte es an das Trinken aus dem offenen Becher gewöhnt werden, lautet daher der Rat des Experten. Die erste Kontrolluntersuchung beim Zahnarzt sollte im 1. Lebensjahr und nach dem Durchbruch der ersten Milchzähne (meist im 6. Monat) liegen.
Foto: Anke Thomass/fotolia.com